EIN UNSCHEINBARES MÄDCHEN EIN MODERNES SOZIOKULTURELLES DICKENS - GEDICHT
Gedicht zum Thema Depression
von hermann8332
EIN UNSCHEINBARES
MÄGDLEIN
VERLASSEN VERKAUFT
UND VERRATZT
( ein modernes Dickens – Gedicht )
Früh
wenn der Wecker schrillt
im dunklen Kämmerlein
muß sie werktags aufstehen
und zur Arbeit gehen
und sich in der Firma quälen
mißmutig und schlecht gelaunt
einen Job erfüllen
stupid und monoton
jeder Berufung
und ihrer Vocatio
zum Hohn
Sie schminkt sich,
macht sich zurecht
tut das mehr schlecht
als recht
schaut in den Spiegel
hinein
und möchte lieber
ihre Kollegin sein,
die mit der tollen Figur
Ihre ist dicklich nur
Plötzlich da kommt es ihr:
Unverschämter
herzloser Depp,
du warst gar nicht nett
Hast mich sitzen lassen
wegen der blonden Kuh
Ein blöder Hund bist du !
Träne auf Träne
stürzet hernieder
immer wieder
zieht durch die Schminke
eine Spur
So daß aus dem Spiegel
schaut
eine versoffene Hur
Sie muß ihr Makeup
erneuern
Es ist bereits Acht Uhr
und sie muß sich hetzen
sonst wird man sie feuern
Muß rechtzeitig zum Bus
und das recht weit per Fuß
Schleppt sich zur Arbeit
sitzt an der Kasse
Kassiert robothaft
das Geld der ungeduldigen
Käufermasse
scannt vorher die Ware
gibt das Wechelgeld heraus
und dies tagein tagaus
und ist abends geschafft
Kommt dann
der Samstagabend
geht sie manchmal zur Disco
und sieht ihn dort wieder
mit einer andern
nicht mit der gewohnten
nämlich dieser Blonden
Es tut ihr weh ...
Möcht am liebsten gehen
und ihn nie wiedersehen
und möchte auswandern
möglichst weit weg
in ein anderes Land
das sie in Google Earth
bei Australien fand
nämlich
nach Neuseeland
Setzt sich am Sonntag
betrübt
weil sie niemand liebt
ins kleine Kämmerlein
und ist einsam und allein
Ach,
wenn sie doch hübsch wär
mit einer anderen Nase
und mit strammen Titten
es würde sie irgendwer
begehren
zu einem Date bitten
und vielleicht sogar ficken
Sie wäre dann gut drauf
und nicht so depressiv
und alles ginge nicht schief
wenn man ihr läufig nachlief
( nachlaufen würde )
Doch ihre dicken Beine
die sind eine Hürde
Woche für Woche
leidet sie , meidet sie
Gesellschaft ...
hat darauf keinen Bock
hat dafür keine mentale Kraft
und ist psychisch geschafft
… und das geht so weiter
und nichts macht sie noch
fröhlich ...
….und nichts
stimmt sie heiter …
Doch dann im Dezember
bei der Weihnachtsfeier
als sie getrunken hatte
gab sie sich dem Blödel hin:
ohne Lust
und Zweck und Sinn
Sie ward vom Leben
wie ein Stück Ware gescannt
verkauft und abgegeben
an die Umstände eben
welche sie fremdbestimmen
diese Kassiererinnen
mit einer zu großen Nase
und dicken stämmigen Beinen
und einer vollen Figur
an denen das Schicksal
unerbittlich und stur
seine Macht ausprobiert
indem es sie lenkt
und manipuliert
und führt ins Verderben
ohne daß sie es merken
wenn es sie deichselt
und dirigiert mit Hü und Hott
durch den Alltagstrott
Kassiererinnen …
… kassieren an Kassen …
… werden vom Leben kassiert
und genasführt ...
… und vom Glück verlassen …
niemand sich je für sie
irgendwie interessiert
Werden aussortiert
Wen das berührt ?
Niemand
außer Dickens und mich
Dafür schäme man sich !
Sie selbst nicht einmal
werden davon touchiert
sonst würde sie sich winden
in Qual ...
Vielleicht aber
berührte es sie
noch am Anfang
eine kurze Zeit lang
als man begann
ein solches Leben
zu führen ...
… bei andern
zu kassieren:
etwas, was non olet
nämlich nur pecunia
und dies stundenlang
stupid und monoton
jeder Abwechslung
zum Hohn