HERBST ach herbst...es lichtet sich der wald, die blätter fallen... (5)

Sonett zum Thema Jahreszeiten

von  harzgebirgler


es lichtet sich der wald, die blätter fallen
entblössen baum für baum bis aufs geäst
auch leichter regen fällt in intervallen
längst hat der herbst die welt im griff ganz fest

die wege weichen auf und deine schritte
sind vorsichtiger : es droht rutschgefahr
wenn unversehens einer dort ausglitte
fiel' er voll in den matsch, was absehbar

ein süßlicher verfallsgeruch begleitet
das herbstliche geschehen ringsumher
und äcker liegen bräunlich ausgebreitet

vorm wald der sich entlaubt nun immer mehr -
bisweilen drückt's dich durchaus etwas nieder
die bilder aber wechseln alsbald wieder...


*


im urwald der urzeit trug urlaub der ur-
baum logischerweise solange auch nur
herr herbst noch den schlaf der gerechten voll schlief
eh' ihn sein ursprung zum aufstehen rief...

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*


die sonne stand am himmel eben schön
doch kurz darauf ist sie kaum noch zu seh'n
linst fast verdeckt nur übern wolkenrand
was ich natürlich nicht so pralle fand
ins eins damit wird’s nämlich kühler gleich

so spielt herr herbst uns gern so manchen streich
obwohl's das klaro auch im sommer gibt
daß sich ne wolke vor die sonne schiebt
allerdings bei satten hitzegraden
die zum schattenbaden eher laden...


(11/20)


*


es sehnt mich schon nach lenzens blauem bande“
sprach ed bei sich und schaute in den herbst
der sich längst eklig breit machte im lande
und selbstverständlich auch in anhalt-zerbst...

...dem alten fürstenhaus ward einst geboren
im wonnemonat mai ein töchterlein
das in der folgezeit dazu erkoren
des russenlandes kaiserin zu sein

ja katharina war dann sogar eine
die gleichsam sich ins weltgeschichtsbuch schrieb
als herrscherin der reußen, groß wie keine,

der'n name denn auch unvergessen blieb -
die weichen stellte [fürwahr kein treppenwitz]
sehr weitsichtig höchstselbst der alte fritz!....

https://de.wikipedia.org/wiki/Katharina_II.


*



der laubteppichmacher herr herbst entwirft gern bunte muster
doch läßt dafür f/kahles geäst an den bäumen zurück
insofern entpuppt er sich jahr für jahr als filibuster
und plündert die zweige mit ziemlich kaltherzigem blick

es ist an den teppichen selbst ihm auch wenig gelegen -
er breitet sie aus, schaut sie an, weht sie weg, macht sie nass
denn stets bringt er mit sich ja wind sowie kühle und regen
der laubteppichmacher herr herbst ist seit je echt recht krass...


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*


die schlanken birken sprachen zu den eichen:
„wir strippen vor herrn herbst echt ohnegleichen -
sowie der naht da ziehen wir uns aus
denn das ist für den stets ein augenschmaus!“

„wären wir so schlank und rank wie birken
würde das viel stärker auf den wirken!“
sprachen drauf die eichen und sie lachten
während sich auch buchen flott frei machten

herr herbst hat immerdar die qual der wahl
entblättern sich die bäume so total
doch selten geh'n ihm bei [wie einst in thule
wem] die augen über - halt alte schule!

er zieht eh bei dem strip seit je die strippen
und wird drob aus den latschen auch kaum kippen
egal wie reizend nackt ein baum sich zeigt -
sein blutdruck quasi sinkt weder noch steigt...

auf nadelbäume ist er schlecht zu sprechen
und fragt sich wieso die sich stets erfrechen
ins auge ihm nicht gleichfalls bloß zu stechen -
sie hatten echt noch niemals für ihn schwächen...


*


so'n schmuddelwetter wie heute
wo klärchen herrn herbst fällt zur beute
mit niederschlag kühle und trübe
[da kriegt selbst der wald stimmungsschübe
die eindeutig führen nach unten
trotz laubhaufen, doch ziemlich bunten]
begünstigt vermutlich das schreiben
weil schreiber zuhause dann bleiben -

was sollten sie draußen auch treiben
womöglich sich herbst einverleiben
mit niederschlag trübe und kühle?!
so weit geh'n für den die gefühle
gewiß in den seltensten fällen
zur feder zu greifen vergällen
kann ihnen herr herbst aber nicht
und davon zeugt dieses gedicht...


(18.10.20)


*


herr herbst sprach zum tannenbaum: „höre
wie ich laubbaums blätter beschwöre
'LOS WELKT UND FALLT AB'!“
drauf der nur ganz knapp:
„mich freut, dass ich keine verlöre!“


*


es welkt der herbst das laub in riesenschritten
voll setzt ihm kühle feuchtigkeit jetzt zu
ein baum mit nadeln steht indes inmitten
der ganzen fallerei und sagt sich „du

oh lärche oder tanne oder fichte
hast wirklich glück und trotzt der jahreszeit!“
die jahr für jahr viel baumkleid macht zunichte
zumal noch winter kommt und lenz ist weit

der ringsumher neu leben läßt entstehen
auf daß die welt in grün wieder erglänzt
und menschen heit'rer ihre(r) wege gehen

die länger schon ein virus doch begrenzt
das krönt nicht noch bekränzt es deren tage
nein stellt dar eine irre last und plage...


(10/20)


**


pilze unter sich

Z


die herbsttrompete sprach zum judasohr:
„verräterisch kommt mir dein name vor
war judas nicht der
jesusverräter?!“
drauf rief das judasohr: „getroffen! tor!“

ein mönchskopf triezt die krause glucke:
„was hörst du am liebsten für mucke
vielleicht sogar house?“
„seh' ich danach aus? -
das ist doch nur was für ne tucke!“

sprach schlagfertig darauf die henne
„und so wie ich euch mönche kenne
fahrt ihr darauf ab
bestimmt nicht zu knapp -
hab' dafür seit je ne antenne!“

prompt herrschte im walde das schweigen
zu dem selbst so mönchsköpfe neigen
wenn jemand klar sah
wie's eben geschah
was sie ungern öffentlich zeigen...

2Q==






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Kommentare zu diesem Text


 uwesch (19.10.23, 16:49)
Die jahreszeiten sind immer bei uns und Du hast sie kreativ verwortet.  :)  LG Uwe

 harzgebirgler meinte dazu am 19.10.23 um 19:15:
das hast du nett gesagt
weshalb mir's auch behagt. :) lg mit herzlichem dank vom harzer

 Tula (20.10.23, 01:04)
Hallo harzgebirgler

Das erste Gedicht ermöglicht so schöne Zweit-Deutungen, man könnte es mit

Deutschland - ein Herbstmärchen

betiteln  ;)

LG
Tula

 harzgebirgler antwortete darauf am 20.10.23 um 10:36:
hallo Tula,

ja, rosig sind die aussichten mitnichten
angesichts bedenklichster nachrichten. :ermm:

lg mit herzlichem dank
harzgebirgler

 lugarex (23.10.23, 08:18)
war judas nicht der
jesusverräter?!“
herrlich! Super Arbeit, Cruss luga
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