Zur Relativität der Scham (17.03.2024)

Aphorismus

von  Hamlet

Ich habe mich nicht dafür geschämt, tierisch wirken zu können; sondern dafür, vielleicht nicht genug gesundes, starkes, schönes Tier in mir zu haben. So zum Beispiel als junger Knabe im Schwimmbad. Ein Mensch zarten Adels beginnt sich für seine Eigentümlichkeit zu schämen, wenn er lange im grobschlächtigen Proletariat gefangen ist, ohne seine Herkunft zu kennen, und vor allem: ohne eine ihr angemessenen Erziehung.



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 S4SCH4 (19.03.24, 18:38)
Scham sucht wohl jeden heim... oder nimmt sich der Protagonist des Textes hier ein wenig aus und meine gar, wie angedeutet mit dem Satzteil "tierisch wirken zu können", hier über etwas zu stehen, oder stehen zu können. Oder erprobt man hier gar die Fremdscham, oder auch die eigene Scham im Angesicht einer etwaigen Unwissenheit, wie es im ADEL zuginge. 

vg

Kommentar geändert am 19.03.2024 um 18:43 Uhr

 Hamlet meinte dazu am 20.03.24 um 09:46:
Während sich der aufgeklärte Bürger (oder gar der Kantianer) für das Tierische schämt, weil es ihn diskreditiere, und er sich mit seinem Vernunftwesen identifiziere; habe sich der Protagonist für das genaue Gegenteil geschämt: nicht genug Tier zu sein.

Antwort geändert am 20.03.2024 um 09:47 Uhr

 Augustus (20.03.24, 13:27)
Carl Gustav Jung prägte den Begriff; vergeistigter Phallus. Hier sei der Phallus als das männliche Prinzip dargestellt, das der Mann nun mal besitzt. Das Vergeistigte ist quasi das solare, das mit dem Phallischen vereinbar ist. Anders dazu Erich Neumann, der das phallische und solare miteinander als nicht vereinbar ansieht.

 S4SCH4 antwortete darauf am 20.03.24 um 21:19:
Es soll Tiere mit Bewusstsein geben, beispielsweise Octopusse, dessen Fortpflanzung erscheint "geistlicher" als die des Menschen...


Oktopusse pflanzen sich nur einmal in ihrem Leben fort. Oktopusmännchen übergeben mit einem ihrer Arme die Samen an das Weibchen und sterben direkt danach. Oktopusweibchen legen je nach Art viele Tausende oder Hunderttausende Eier in Höhlen, Spalten oder Nester aus Steinen.
Quelle: google, wwf
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram