Zaudern

Erzählung

von  minze

Du ziehst mich ins Vertrauen, ich beachte am Rande das Design der Tassen, natürlich weißt du, was hinter meinen Erzählungen steckt, ich stecke dahinter. Ich habe keine Sorge, dir auf deine Fragen direkt zu antworten, auch wenn es mir auffällt, dass hier du diejenige bist, die die Fragen stellt und ich antworte. Ich habe es auch so mit Helen. Sie stellt die Fragen, dann legt sie sich richtig in meine Antworten hinein. Manchmal ist es anders mit Helen. Ich zeige mich und sie antwortet darauf, sie antwortet mich tastend, vorsichtig, zögernd. Und wenn ich selbst mit mir zögere, hadere, ist sie hart und klar und holt mich mit Formulierungen heraus aus diesem Zaudern. Sie bestimmt, dass es nicht so sei sondern vielmehr so. So bestimmt, dass ich nach ihrer Hand greife und mich drauf einlasse. Erlange ich wieder Sicherheit, habe ich mich erholt, dann kann sie wieder weicher sein.


Helen schreibt manchmal im Nachgang eine Nachricht, dass sie gegebenfalls sehr schnell gewesen sei, dass sie sich etwas erlaubt habe. Aber sie weiß oder spürt wohl wie ich, dass es mein Gegenstück ist, dass ihr Erkennen ein notwendiger Eingriff war.

Ich kann mich darin erkennen, weil sie mich aufnimmt.



Du fragst interessierst und hörst du, du kannst schon erfassen, um was es geht, worauf man auch meine Sicht oder meine Antworten auf die Fragen beziehen kann - du ergänzt manche Passagen, die ich bespreche mit dem, was du vom Leben weißt.

Nur lässt du heute keine direkte Offenheit zu. Kein offensichtlicher Link zu dir, zu deiner Unsicherheit. Nur deine Art zu fragen oder deine Augenbraue, die sich bewegt, manchmal springt auch dein Blick. Manchmal habe ich in deiner Körperhaltung eine Alarmierung bemerkt. Auch hier ein auf dem Sprung sein, eine große Spannung, ein attackiert, ein apruptes angesprochen sein.


Darin merke ich schon, dass es ein Spiegel ist, dass du auch in den Antworten drin bist. Dass du dich im Nachhall meines Themas bewegst. Meine Unwägbarkeit, die ich teilbar mache, weil du sie öffnest. Ich lasse es zu, ich lasse dich mich gerne öffnen. Es geht mir leicht dabei, ich möchte es auch, wenn es passiert ist, nicht rückgängig machen.


Es hat sich so ergeben, dass wir uns selten sehen und, wenn, dann für eine Stunde ungefähr. Ich finde diese seltsame Gewohnheit einen passenden Rahmen, weil es eine konzentrierte, ausgesuchte Begegnung ist. Die sorgsam platziert ist in eine ganze Reihe von Alltagen, allen gewöhnlichen Geschehnissen. Es entlastet mich, dass ich dir in größeren Zeitabschnitten von den Themen in meiner Familie erzählen kann. Es geschieht somit viel in der Zwischenzeit und die Wahrscheinlichkeit, dass du die großen Entwicklungen, die langfristigen Stränge sehen kannst, ist dabei größer.


So geht es auch mir mit dir. Ich habe ich den Eindruck, wenn wir uns sehen, kommt die Essenz dessen zwischen uns, die Essenz der Charakteristika deiner Geschichten, heraus. Beim ersten Treffen erzählst du mir, wie du ihn getroffen hast und ihr euch zu Einem verbunden habt und warum es so exklusiv geschah. Wie knapp es umrissen wird, scheint es mir konzentriert, so, dass die Sätze, die du verwendet hast, jetzt immer noch ihre Wirkung entfalten.



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