Eheprozedur

Erlebnisgedicht zum Thema Aufbruch

von  Füllertintentanz

Grauer noch als deine Hosen
die dich schon seit Jahren kleiden
sind die vielen inhaltlosen
Tage unser Zwecksymbiosen.
deren Dreck wir nicht vermeiden.
Täglich putz ich Alltagsschatten,
klammer mich an meinen Schwamm,
führe Selbstgesprächsdebatten,
funktionier wie ein Programm.


Frustgelahmte Schritten hallen
trist durch unser Wohnung Flur,
der Gewohnheit  zum Gefallen
als ein Teil der Prozedur.
Jeden Tag die gleichen Wege,
jeden Tag das gleiche Wort,
immer wirkt es fahl und träge,
niemals geht der Staub hinfort.
Wie ein fester Wegparcours
mit Alltäglichkeitsgravur
laufen wir an uns vorbei.
inhaltlos und freudenfrei.


Möchte mich der Sicht entbehren,
suche nach Entschuldigungen,
die mir meine Hoffnung nähren
und die Zweifel fortbekehren,
doch sie klingen sehr gezwungen.
Glaubensferne Geistausreden
blenden meine Ahnung nicht.
Ständig stopf ich neue Schäden,
bis der Nadel Faden bricht.


Monologe die mich spalten,
dringen nie in dich hinein.
Sind wie feine Bügelfalten,
wahren nur den schönen Schein.
Ich vertusche deine Fehler,
bis ich selbst sie nicht mehr seh,
bin ein guter Trugerzähler,
Worte sprechen tut nicht weh.
Lüge schon jahraus jahrein,
rede mein Bedürfnis klein,
denn der Arm der mich nachts hält,
tagerwacht zu Eis zerfällt.


Pflichtgehauchte Küsse schmieren,
moderschwer auf meinen Lippen.
Lebenslust ist am Erfrieren,
Lachen soll den Frost garnieren.
Sehnsucht schneidet in die Rippen.
Ihre Stimme säuselt leise,
durch der Sinne leerer Raum,
weint sich nächtens eine Schneise
und verliert sich ganz im Traum.


Glückgesuchte Wege führten
allesamt  nicht an das Ziel,
denn das Feuer, das wir schürten,
kurz darauf zu Staub zerfiel.
Täglich kehre ich die Asche
unser kalten Einsamkeit,
doch egal wie oft ich wasche,
grau bleibt unser Tage Kleid.
Sie entbehren viel zu viel,
schuld daran das Täuschungsspiel.
Doch nun leb ich mich heraus,
was schon tot, ist nun auch aus!

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Kommentare zu diesem Text


 Prinky (16.08.05)
Du willst ausbrechen?

Ein neuer Text, der traurig stimmt. Sollte man nicht kämpfen um seine Ehe? Aber wenn sie tod ist, belebt man sie höchstens noch für kurze Zeit. Man muß den Mut aufbringen, wirkliche neue Wege zu gehen.
Gruß Michael

 Füllertintentanz meinte dazu am 16.08.05:
Mein lieber Michael,
du musst dir wirklich keine Gedanken um mich machen, denn in meinem Leben ist wirklich absolut alles in Ordnung. Nicht alle meiner Texte reflektieren Erlebtes von mir. Oft sind es auch "nur" Beobachtungen aus meinem direkten Umfeld, so auch in diesem Fall. Was das kämpfen betrifft, so habe ich da meine eigene Meinung. Ich sage immer: Herzen die man zusammen führen muss sind schon in zwei.

Sein lieb gegrüßt, Sandra

 Prinky antwortete darauf am 16.08.05:
Ja richtig!!
Wenn man alle Texte auf mich reflektieren würde, oje!
Naja, aber immerhin findest du wieder Stoff für deine Texte.
Micha

 AndreasG (17.08.05)
Hallo Füller.
Da hat es die Protagonistin (oder ist es ein Protagonist?) wirklich nicht leicht. Puh.
Lohnt ein Sichkümmern? Mag ein offenes Wort helfen? - Deine Worte machen nachdenklich...
Liebe Grüße, Andreas
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