Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Mittwoch, 02. August 2023, 13:53
(bisher 52x aufgerufen)

Barbenheimer - die Auflösung, mit dem Indianer Johannes

von  Dieter_Rotmund


Was ist denn nun Barbenheimer? Hier die Auflösung.

Zunächst war ich jedoch nicht in dem anderen Film, sondern in Fragil (F 2021). Der fragile Film sollte eigentlich in der Reihe eines Open Air Programms laufen und war schnell ausverkauft. Aber dann regnete es, und das Werk wurde im "normalen" Kino gezeigt. Ein Glück für uns, denn von den wenigen zurückgegeben Karten erhielten wir zwei, nachdem wir eine halbe Stunde auf einer Warteliste gestanden hatten, der eigentlich nur ein Notizzettel war. Wir plauderten derweil in Foyer und nahmen an einer studentischen Umfrage mit einem blassen, jungen Mann teil. 
Wann war ich das letzte Mal in einer ausverkauften Vorstellung? Das ist lange her. Ins Programmkino trauen sich viele rein intellektuell nicht und in Multiplex gehen zwar viele in die dämlichsten Filme, aber können die weitaus größeren Säle dennoch nicht vollständig füllen. Nun ja, also sehr erfreulich, dass fast alle Open Air-Gänger dann doch ins Indoor-Kino wechselten. Es gab ein paar einführende Worte eines Kooperationspartners der Filmreihe und dann ging es los: Fragil ist eine konventionelle Liebesgeschichte, nach dem Muster: Enttäuschte Liebe, Ausweinen beim besten Freund, und dann entwickelt sich dort was, aber dann will die alte Beziehung wieder und dann Bruch und zum Schluss finden sie sich natürlich doch, die, die zusammengehören, dem Zuschauer ist das natürlich sofort klar, aber der Weg ist das Ziel. Das ist nicht neu, aber in Fragil immerhin frisch und leichtfüßig umgesetzt. Warum es aber unbedingt ein 100%iges Feelgood-Movie sein muss, verstehe ich auch nicht - wieder mal keinen Mut bewiesen, ein etwas  offeneres Ende anzubieten. 
Es war trotzdem ein schöner Kinoabend!
Zwei Tage zuvor sah ich Barbie (USA 2023) im OmU und das ist der erste Wortbestandteil von Barbenheimer. Der Zweiten ist Oppenheimer, dessen 3 Stunden Länge (sic!) ich erstmal irgendwo unterbringen muss. Ich habe bisher keinen Slot dafür gefunden. Ist auch die Frage, ob die Atombombe einen weiteren Spielfilm wert ist? Nun ja, wahrscheinlich schon, aber meine Begleitung hat schon genörgelt. 3 Stunden seien ihr zu lang, was ich durchaus verstehen kann.
Am Freitagabend war ich in einen neuen Open Air Kino-Angebot in der Region, in einem Jugendzentrum. Alles etwas hemdsärmelig organisiert, z.B. mit Monoblocs, also mit Charme. Der barfüßige (sic) Projektionist hatte anfänglich etwas Probleme mit der Technik, wir mussten/durften dann das Serien-Intro von Dallas sehen. Die Musik habe ich jetzt noch im Ohr ... Im eher ländlich geprägten Ort des Open Air-Kinos kann man ansonsten kein Kinoerlebnis bekommen, das Angebot ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Ausrede "ich leben auf dem Land und habe keinen Zugang zum Kino" (gerne ergänzt mit "der Bus fährt nur einmal am Tag").
Was man vor hier aus sehen kann (D 2022) begann dann schließlich um 21:45 Uhr. Ein netter Film mit einem tollen Ensemble, der aber ein Problem hat, nämlich kein Zentrum, kein Dilemma, kein Konflikt. Dann beginnen Filme vor sich her zu dümpeln. Erst im letzten Drittel entwickeln sich gleich zwei Liebesgeschichten, die interessant gemacht waren und mich wieder etwas versöhnt haben. Auf jeden Fall ein geeigneter Film für ein Open Air-Programm für Jung und Alt. Und geregnet hat es auch nicht!

Spontan ging ich nach einen schönen Nachmittag am Badesee noch in den fünften Film (Franchise) des Indianer Johannes, der am Rad drehte, so muss man wohl die deutsche Synchronfassung ehrlicherweise nennen. Die 154 Minuten enthielten zu viele Verfolgungsjagden, für solche ich mich vielleicht als 15-Jähriger noch begeistern konnte, heutzutage jedoch nicht mehr. Schön. dass der Indianer Johannes ein halbwürdiges Film-Ende gefunden hat, in seinem Alter. Aber das ist nur eine vage Hoffnung, ich fürchte, es finden sich noch Leute, die diese Idee wie eine Kuh noch weiter melken wollen, bis die Kuh tot ist. Nun, der Film gilt neben Barbenheimer als Enttäuschung des Sommers 2023, was ich nachvollziehen Kann. Aber die Nazis in einer He 111 gegen die Römer vor Syracus, das ist so hanebüchen, dass ich durchaus in diesen Minuten eine gewisse Freude empfand in meinem Kinosessel. Das war dann auch endlich mal keine Verfolgungsjagd!


  •  Ken: I thought I might stay over tonight.
  •  Barbie: Why?
  •  Ken: Because we're girfriend and boyfriend.
  •  Barbie: To do what?
  • [pause]
  •  Ken: I'm actually not sure.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Terminator (03.08.23, 12:35)
Dieter, welches Jumanji findest du besser, den Jumanji von 1995 oder die beiden Jumänji von 2017/2019 (guck ich gerade)?

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 03.08.23 um 12:41:
Nun ja, sind alles keine Meisterwerke der Filmkunst. Zielpublikum eher 12-Jährige?
Mir persönlich sind im 95er viel zu viele nervige Kinder, da hat mir die 2017-Version doch besser gefallen, ich war zumindest leidlich gut unterhalten. Den Teil von 2019 kenne ich nicht.

 Terminator antwortete darauf am 03.08.23 um 12:49:
Meisterwerke der Filmkunst, besonders die aktuellen, sind mir zu depressivistisch. Ich gucke gern Filme für 12-Jährige. Letzte Woche Mission Impossible 7 im Kino gesehen, genau mein Ding.

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 03.08.23 um 14:35:
depressivistisch, schönes Adjektiv, gibt es aber nicht.

 Judas äußerte darauf am 03.08.23 um 14:39:
@DR

Neologismus, der:
Sprachwissenschaft
  • ein neu geschaffener sprachlicher  Ausdruck, also ein  Wort (Neuwort) oder eine  Wendung [1] (genauer: eine lexikalische Einheit [2] [3] siehe  Lexem) oder
  • eine neue Bedeutung [2], mit der ein bereits vorhandenes Wort bzw. ein ebensolcher Ausdruck versehen wird ( Neubedeutung), oder auch das Wort bzw. der Ausdruck selbst, dem die Neubedeutung zukommt.

 Dieter_Rotmund ergänzte dazu am 03.08.23 um 14:48:
Schön, Judas, aber du bist hoffentlich nicht so naiv zu glauben, mit dieser Erwähnung des Worts in diesen unwichtigen, kleinen Format hier hätte das Wort schon eine ausreichende Verbreitung gewonnen? Doch wohl eher nicht.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 03.08.23 um 14:54:
Also ich empfinde die jüngsten Filme im Programmkino nicht als deprimierend, warum auch? In Roter Himmel findet ein Autor wieder zu neuem Schaffen, Sisi & ich ist einfach nur lustig, in The Ordinairies und Sparta sind genial, Sonne und Beton einfach nur misslungen,  selbst nach Aftersun muss man nicht traurig sein.
Vielleicht können einen Die stillen Trabanten etwas runterziehen, aber es bleibt ja Fiktion!

 Terminator meinte dazu am 03.08.23 um 22:29:
Die "jüngsten Filme im Programmkino" sind nicht dasselbe wie "Meisterwerke der Filmkunst". Ein Meisterwerk der letzten Zeit ist z. B. "The Menu", und treibt den Depressivismus auf ein neues Level.

Übrigens fand ich, wo "Jumanji" (1995) noch ganz ok war, das Remake von 2017 gerade noch erträglich und die Fortsetzung von 2019 langweilig. Davor noch "San Andreas" (2015) gesehen: ein bombastischer Katastrophenfilm mit vielen guten Spezialeffekten, der den Zuschauer kalt lässt. Das "Popcorn-Kino" hat seine Seele verloren. Nicht nur die Superheldenfilme, alle Unterhaltungsfilme sind langweiliger und debiler geworden. Einziger Trost dieses Sommers neben M:I 7 war "Dredd" (2012). Warum habe ich wieder angefangen, Filme zu schauen? Gelohnt hat sich das in diesem Jahr noch nicht.

 Graeculus meinte dazu am 03.08.23 um 22:52:
Du fandest "Roter Himmel" nicht depressiv? Der schriftstellernde Protagonist hat am Ende die Frau verloren, die er liebt, seinen besten Freund, außerdem liegt sein Verleger im Sterben. Immerhin ist es ihm anscheinend gelungen, darüber einen passablen Roman zu schreiben.
Mir fällt dazu nur ein: Kunst ist eine Sumpfblüte.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 04.08.23 um 10:52:
Ich verstehe das Problem nicht. Z.B. in Roter Himmel wird von Schauspielern glaubwürdig eine mitreissende und emotionsgeladene, fiktive  Geschichte erzählt, wieso sollte ich dann deprimiert sein?
Was wirklich deprimierend ist, sind Filme von und mit Hackfresse, oder andere Blockbuster, die den Zuschauer nicht halbwegs ernst nehmen, oder, von T. mit anderen Worten treffend  ausgedrückt, ihre Seele verloren haben.

 Terminator meinte dazu am 09.08.23 um 02:17:
Gestern Oppenheimer im Kino gesehen. Nicht bloß deprimierend, niederschmetternd.

Das einzige positive Gefühl, das die Hauptfigur auslöst, ist Mitleid. Dass der Atomkrieg unvermeidlich ist, suggeriert der Film mit einer penetranten Zwangsläufigkeit. 

Und der widerlichste US-Präsident seit Die Klapperschlange (1981). Selbst der Idiot in Vice (2018) war dagegen sympathisch.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 09.08.23 um 15:04:
Das scheint ja sehr beeindruckend gewesen zu sein, nun habe ich mehr Lust darauf bekommen!
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