unter dem sturm

Gedanke

von  beneelim

Ich weiß nicht, ob es eine Rolle spielt. Denn was macht schon den Unterschied? Heute habe ich die Fenster gekippt und einen Blick riskiert. Ich bin übers Meer hinaus, einer blassen Sonne entgegen und ich habe mir den Mantel fest am Kragen zusammengehalten. Soll es noch Sturm geben heute Abend? Am Haustor habe ich mich an der Nachbarin vorbeigeschlichen, und ich höre ihre Stimme, wie aus Holz, wie zwei verwucherte alte Eichen, die im Wald aneinander reiben, und auf ihr gehen die Worte spazieren, im Kreis, im Kreis, immer im Kreis: Sie hat so leere Augen. Und mager wird sie, ganz verhungert, soll man da nicht was tun?
Das Leben ist teuer geworden, ich muss schneller gehen und du weißt, ich werde müde, denn ich brauche einen Grund, um die Augen zu schließen. Dort um die Ecke lauert ein tausendfüßiger Tag, und dann will ich dich wieder sehn. Und das Feuer ist veratmet, hinauf in eine blaue Nacht. Da beginne ich zu laufen, ich habe mein Fenster gekippt, ganz leicht, ich will etwas spüren von dem, was um die Erde streift, es soll kostbar sein, und da wage ich einen Blick. Der Tag, die Stadt, alles ist nebelverhangen und mit dem bisschen Dunkel nur, das meinen Augen entströmt, will ich mein Auskommen finden. Und dann ist es geschehen, alle reden davon, Nachbarin, Arzt und Totengräber, ich bin einfach übers Meer hinaus, und mein Mantel schluckt die blasse Sonne, ich halte nichts mehr fest zusammen. Du flüsterst es noch: das wolltest du nie.... Nein. Ich halte nichts mehr zusammen. Und hier, jenseits des Meeres und unter dem Sturm, sehe ich.
Der Unterschied bist du.

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Kommentare zu diesem Text

kata (64)
(26.10.07)
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