Fröhlicher Verfall.

Gedanke

von  Elén

Illustration zum Text
(..)
(von Elén)
--


Reißen Riss gerissen reißen Riss gerissen hat gerissen habe gerissen wer reißt wurde gerissen über die Nacht hinweg wird gerissen sein: ich hab gesehen. Eine Reise nach der anderen. Wer froh ist hat die Welt abgehalftert. Wer froh ist hat den Himmel vergessen. Wer froh ist hat sich der Notwendigkeit entledigt. Wer würde die Geschichte wiederherstellen können, wäre die letzte abgefertigte Möglichkeit nicht das Absolute. Wer das Scheinbare annimmt. Wer würde anzumerken wagen, dass jede Geschichte gleich in einer anderen Form erzählt werden könnte; dass jedes historische Gemälde doch nur das Verzeichnis weniger Geister von Welt und Genie, all zu vieler phantasieloser Träumer ist. Was für Menschen. Was für Menschen sind am Werk, -

während Leben und Tod aus ein und derselben Trompete erklärt werden. Wie man den dunklen Ton zur Wirklichkeit lenkt. Ich frage. Während die Stadt im Schlaf die Gespenster des Tages hinausschwitzt, während im Hintergrund das Radio den Marschplan für morgen ansagt, während der Außenminister einen Werbeauftrag für Fruchtgummis eingesackt, sich vor der Kamera die Nase pudert, den Krieg erklärt. Wo, sagt mit begriffsstutzigen Augen der Abgeordnete. Der Innenminister bleibt. Der Mord ist vertagt.

Wo. - Wo die bloße Existenz
zu einem nicht mehr zu bewerkstelligenden
Aufwand wird; wo einem die Augen
nicht mehr mitspielen und selbst
der Abwesende im Menschenschlaf nur kaum
mehr davor gefeit ist:

der lärmenden Unmittelbarkeit teilhaftig zu sein, wo einer sich selbst näher rückt um sich zu übertreten, wo einer sich abwendet, um im selben Moment mit Entsetzen festzustellen: wer ich ist nicht fassbar. Wo einer austritt um sich einzustellen, wo einer abgeht um anzukommen, wo einer weg tritt um sich auf die Füße zu steigen, wo einer einsieht um sich vorzusehen, wo einer einbricht um durchzubrechen, wo einer fern sieht um zurück zu schauen, wo einer bleibt um zu gehen, wo einer abfällt um einzufallen, einer umfällt um aufzufallen, wo einer sich abstimmt um anders zu sein, wo einer verstanden um einsam zu sein, wo einer verrückt um den Wahnsinn, den rasenden Wahnsinn bei leerer Hand, bei wachem Verstand auf ein Blatt aufzuschreiben –

Nein!
Wer sagt?

Wer -

bei Verzweiflung noch einmal Möglichkeit redet: utopisches Land bei dieser furchtbarsten aller furchtbar wirren Welten, der Morgen rot scheint, Kriegsblut im Mund, während die Läuse vergangener Nacht in die Achsel des sinkenden Mondmanns kriechen; wer würd noch, - da sich in Atem, und im Bewusstsein der große Niedergang vollzieht; wo ein Schirm Hoffnung zu des Menschen Gespött und Zeit der schmerzlichste Raum für Nichts und ein schlechtes Theater wird; - Wäre einer imstande an sich selbst zu verzweifeln. Wäre ich imstande an mir selbst zu verzweifeln; und wie oft im Leben zieht einer um, um die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, sich selbst los zu werden. - Ich bin ja noch immer da!

Wer -

freut sich und grüßt am Blatt
und fliegt mit dem Wind:

entsetzt
zerfetzt
entstellen

entrückt
zerpflückt

zerrissen, verschlissen
vom Leben beschissen

[..]


Und lacht! - weil Zeit ist und
bleibt was wäre,
wäre, was möglich und
möglich was denkbar:

wer fliegt.






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Kommentare zu diesem Text

sozusagen (31)
(30.10.07)
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 beneelim (30.10.07)
energie
zackenbarsch† (74)
(09.11.07)
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eilika (33)
(14.11.07)
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 Elén meinte dazu am 21.11.07:
Dank für d. Kommentar u. Lesen. - "Wer würde anzumerken wagen, dass jede Geschichte gleich in einer anderen Form erzählt werden könnte;" .. das war der Kernsatz. Der Rest, ja, wie Du es sagst.. ein Gerüst rundherum. Was ich mir zu dem Gedanken dachte? .. Hm, eben, dass im Raum der Möglichkeiten der Mensch seine Geschichte schreibt. Nennen wir es Vorvergangenheit. Wenn der Mensch rückbezügl. vorausschauend seine geschichte schreibt im Bewusstwein um seinen Einfluss darauf: so ist er selbst die Bestimmung seiner Geschichte und alles Historische was in Büchern steht hätte ebenso ganz anders sein können, tausendfach anders und über der Tatsache, dass eben der Raum für Geschichte ein unendlich großer ist und in Anbetracht der Tatsache, dass sie doch nur immer wieder eine ewige Wiederholung ist, - wagt kaum einer jene anderen Möglichkeiten für die Welt auf sich zu beziehen. Weil er weiss, dass er sie schreibt und weil er ebenso weiss, dass er als Autor der Welt und der Zukunft ebenso nichts zuwege bringen wird als das alte bekannte Märchen..

meine Gedanken.

liebe gRüsse Dir.
Beasty (42)
(19.02.08)
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