25. September : Endstation

Tagebuch

von  Raggiodisole

25. September    Endstation?

In der kühlen Koje der städtischen Herberge hab ich wunderbar geschlafen, doch die ersten Schritte erinnern mich wieder daran, dass mein Fuß ziemlich lädiert ist. Die Schwellung ist nicht viel zurück gegangen, aber ich komm immerhin in die Schuhe hinein. Zum Frühstück gibt es heute zum obligatorischen Croissant gleich eine Schmerztablette dazu, die mit dem caffè con leche hinuntergespült wird. Nur zur Vorbeugung. Und es hilft auch, die ersten Kilometer hinter  mich zu bringen. Bis Ciruena geht es ganz gut dahin, aber dann muss ich doch noch mal zwei Tabletten nehmen. Eigentlich wollten wir heute bis nach Granon, aber so kann ich nicht laufen und wir beschließen, unsere Tagesetappe in St. Domingo de la Calzada zu beenden. Dort gibt es ein auch ein Centro de Salud.

Da sich die letzten Kilometer heute besonders gezogen haben und die Schmerzen im Fuß fast nicht mehr auszuhalten sind, fragen wir gleich in der Herberge der Zisterzienserinnen, ob sie noch zwei Betten frei haben. Die letzten beiden Betten in einem Zimmer im 2. Stock. Mühsam schleppe ich mich dort hinauf und traue meinen Augen kaum. Das Zimmer hatte ca. 20 m² und war mit 6 (sechs) Betten voll gepfercht, sodass nicht einmal Platz zum Durchgehen vorhanden war, geschweige denn zum Abstellen der Rucksäcke. Da wir nun aber schon den Stempel im Credencial und unsere Obulus entrichtet hatten ( und ehrlich gesagt, das war auch das einzige mal, wo ich mich geärgert habe, dass ich soviel als Donatio gegeben habe) … und da ich auch nicht mehr wirklich in der Lage war, weiter zu gehen, nahmen wir diese Absteige in Kauf. Das war auch die einzige Herberge, wo ich meinen Rucksack ohne zu zögern auf dem Bett deponiert habe.

Sei es wie es sei, nach dem Duschen machten wir uns auf den Weg in das Gesundheitszentrum. Mit der e-card verläuft alles problemlos und die Leute sind sehr freundlich und bemüht. Der spanische Arzt diagnostiziert tatsächlich eine Tendenitis und verschreibt mir ein entzündungshemmendes Mittel. Bei meiner Medikamentenunverträglichkeit ist das aber kein leichtes Unterfangen. Zum Glück spreche ich ja „fast perfekt“ Spanisch und wir verstehen uns – nada Voltaren, nada Aspirina. Dann verordnet er mir auch noch zwei Tage Schonung. Wenn ich dann weitergehe soll ich immer las botas anziehen und auf die Sandalen verzichten, meint er noch und  wenn ich dieses Mittel auch nicht vertrage, müsse ich halt morgen noch mal vorbeikommen und er würde dann etwas anderes versuchen.
Zwei Tage Pause würden uns aber unseren ohnehin schon engen Zeitplan völlig durcheinander bringen und so beschließen wir, morgen mit dem Bus nach Burgos zu fahren. Also führt uns unser Weg in die Apotheke und die Touristeninformation. Da die Kathedrale quasi auf dem Weg dahin liegt, wollen wir natürlich auch da noch hineinschauen.

Aber wir sind in Spanien und da gibt es vor 17 Uhr nada, NIX. Todos cerrado. Wir vertreiben uns die Zeit mit einem herrlichen Kaffee und einer leckeren Tarta. Als dann endlich die Apotheke öffnet, löse ich mein Rezept ein und nehme gleich eine Tablette. Kurz auf die Uhr geschaut, wenn ich in ca. 30 Minuten noch normal atmen kann, dann vertrag ich diese Pillen. Wenn nicht, na dann brauch ich dringend einen Arzt, der meinen Asthmaanfall mit krampflösenden Mitteln behandelt. Zum Glück kommt es nicht ganz so schlimm, die anfängliche Atemnot verschwindet von selber wieder und wir können zur Kathedrale gehen.

Die Kathedrale ist sehr beeindruckend. Sechs Jahrhunderte sakraler Kirchenbau in einer wundervollen Mixtur vereint. Aber ich glaube, die meisten Touristen kommen nur in die Kirche, um die weißen Hühner zu sehen.
Schließlich werden wir, oder besser gesagt Gitti, auch noch geschäftsmäßig fündig. Sie kauft zwei Packerl Gemüsesuppe und Baguette und  schon wird in der Küche der Herberge ein herrliches Mahl zubereitet. Es geht nix über eine gute, heiße Gemüsesuppe mit Baguette.

Das einzig Schöne an dieser Herberge ist der Garten, aber heute war es schon tagsüber relativ kühl, sodass sogar ich mit langer Hose und langärmeligem Hemd unterwegs war. Da es aber zu kühl zum Sitzen draußen ist, schlendern wir noch zu einer nahe gelegenen Bar und nehmen einen Schlummertrunk. Bei dieser Herberge das Beste was man tun kann, damit man möglichst schnell einschlafen kann.
Mal sehen, was der morgige Tag uns bringt.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram