6. Oktober : Keine besonderen Vorkommnisse

Tagebuch

von  Raggiodisole

Die Herberge in Astorga bietet den Pilgern ein Frühstück und wir genießen diesen Service in Gesellschaft von Ernst, der aber meinen Ratschlag beherzigt und heute einen Ruhetag einlegt. Aber ehrgeizig wie er ist, sehen wir ihn sicher in Santiago wieder.
Um 9 Uhr marschieren wir los und sind auch bald aus Astorga draußen.
Die Nacht am offenen Fenster hat meinen Bronchien nicht gut getan. Ich spüre schon das mir nur all zu bekannte Brennen und kann nur hoffen, dass keine Bronchitis draus wird, so kurz vor Santiago.
Wir stapfen entlang der Landstraße und gönnen uns zur Halbzeit in Santa Catalina de Somoza den obligatorischen Cafè con leche. Weiter geht es neben der Straße über El Ganso Richtung Rabanal. Antje bekommt Schmerzen im linken Fuß und weicht auf die Straße aus, Gitti und ich gehen den „authentischen“ Weg weiter – teilweise ein fieser, steiniger Weg, dann kommen auch noch Wurzeln und Baumstümpfe dazu, die das Gehen nicht unbedingt erleichtern.
Gabi ist schon am Vormittag davon gestürmt und wir haben sie nicht eingeholt.
Kurz vor Rabanal kann Antje kaum noch laufen und bei einem Rastplatz verarztet Gitti sie mit einer Sportsalbe.
In Rabanal gehen wir zuerst mal falsch weiter und müssen ein gutes Stück zurück in die Herberge, wo Gabi schon auf uns wartet – in Gesellschaft von vier Franzosen, mit denen sie offensichtlich eine Menge Spaß hatte.
Die Hospitalera ist anfangs etwas ruppig, taut aber dann noch auf. Und Die Herberge ist auch wunderschön. Ein großer Hof mit Sitzmöglichkeiten, man bekommt auch Kleinigkeiten zu essen. Wir trinken erst einmal – klar, Kaffee. Dann geht es unter die Dusche, aber das Wasser ist leider kalt, also gibt es nur Katzenwäsche.
Im Dorfladen versorgen wir uns mit Vorräten, morgen ist Sonntag. Und in der Herberge gönnen Gitti und ich uns eine ordentliche Portion Makkaroni, die wir dann allerdings mit Antje und Gabi teilen, weil einer allein sie unmöglich aufessen konnte.
Andrea und Josef, die zwischenzeitlich auch eingetroffen sind, haben sich zu uns gesellt und zum Nachtisch teilen wir unsere Vorräte an Schokolade und Obst.
Es ist immer wieder schön, abends in der Herberge die anderen Pilger zu wieder zu treffen, denen man tagsüber begegnet. Und es ergeben sich immer wieder ganz nette Gespräche.
Mein Junior ruft auch an und beschwert sich bei mir. Er ist allein zuhause, die Jagdsaison hat begonnen und mein Mann und der ältere Sohn sind passionierte Jäger. Aber er hat ihm nicht einmal etwas Geld dagelassen, damit er für morgen einkaufen konnte. So geht das nicht, Herr Oberjäger, da gibt’s morgen via Telefon dann eine Rüge!!! Aber irgendwie hab ich mir das eh so vorgestellt – der Kleine zieht bei dieser ganze Sache die „A….karte“.
In der Herberge ist zwischenzeitlich eine Busladung Spanier eingetroffen. „Camino light-Pilger“ mit Rucksackerl und Trolly mit dem Restgepäck, das ihnen der Bus nachfährt. Aber jeder soll den Camino auf seine Art und Weise gehen. Wir sind ja schließlich auch schon einige Kilometer mit dem Bus gefahren und müssen noch einmal auf den Bus zurückgreifen, da wir leider eine zeitliche deadline haben. Gitti hat ja leider nur fünf Wochen Urlaub und es war sowieso schon ein riesiges Entgegenkommen ihres Chefs, ihr diesen im Stück zu geben.

Es scheint sich auch etwas zusammenzubrauen, schwere, dunkle Wolken am Himmel. Ich hoffe, dass das Wetter aushält und es morgen auch so schön warm und sonnig ist wie heute. Man merkt aber, dass man auf über 1500 m Seehöhe ist, es ist abends schnell empfindlich kalt und nicht einmal der Fleecpulli wärmt. Also gehen wir in das Haus und  ich suche schon einmal meine Steine heraus, morgen geht es zum Cruz de Ferro.

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