Deutschland sucht den Superstar

Kritik zum Thema Kultur

von  Ephemere

Kapitalismus und Demokratie sind ein trauriges Paar für die Möglichkeit des Herausragenden - sie vulgarisieren es und zerstören die autonomen Werturteile, die es zu schätzen wüssten. Erst wurde “jeder ein Künstler” und “alles Kunst”, dann degenerierte der Held zum Helden des Kinos und schließlich zum “Helden des Alltags”. Nun wird sogar der Begriff des Stars - ohnehin die niedrigste Gattung des Herausragenden - industriell synthetisiert. In der allgemeinen Hurerei ist man so urteilslos geworden, dass man selbst diese künstlich hergestellten und einem ungefragt vorgesetzten Starattrappen noch bewundert. So finden sich Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit auf die gleiche Chance aller reduziert, zum Produkt zu werden. Das Herausragende ist lediglich im Nachhinein durch Markt- und Abstimmungserfolg bestimmt. Und wir sind so selbst- und interesselose Beobachter geworden, dass wir uns dabei nicht einmal mehr aufrichtig schämen.

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (27.07.08)
Hier wurden dem Leser einfach nur ein paar wertende Schlagzeilen auf etwas reißerische Art in einen Kontext gebracht. Aus dem Thema könnte man, wenn man will, sehr viel mehr rausholen.

In dieser Kurzform aufbereitet berührt deine "Kritik" so grade eben polemisierend die Oberfläche, bleibt aber phrasenhaft, geht in keiner Weise in die Tiefe, geht nirgends auf den Grund.

Man könnte zum Beispiel darauf eingehen, warum durch diese synthetischen "Wettbewerbe" dem voyeuristisch mitfiebernden oder missgünstig und blutrünstig mitlästernden Volk mehr oder minder stattliche Gladiatoren den Bohlenlöwen zum Fraße vorgeworfen werden, warum diese simple, auf den niedrigsten Instinkten aufbauenden "Spiele" so viele Zuschauer vor den Fernseher locken, warum so viele Kids bereit sind, sich öffentlich vor einem Millionenpublikum zerfleischen zu lassen, warum die Jugend ihre Idole in diesen künstlich aufgepuschelten Superstar-Barbies sucht und lieber auf dem Sofa vor dem TV-Kasten hockt, anstatt sich "aktive" Beschäftigungen und persönlichen Kontakt mit etwa Gleichaltrigen zu suchen, warum, warum, warum...

Wie gesagt, könnte man, wenn man denn wollte. Wäre eventuell spannender, oder? Und es würde der Vulgarisierung ein bisschen fundierter und somit überzeugender entgegen streben.

Liebe Grüße,
Sabine
(Kommentar korrigiert am 27.07.2008)

 Ephemere meinte dazu am 28.07.08:
Ich stimme Dir weitestgehend zu. Die "Kritik" ist mehr eine kurze Polemik...ich habe meiner Wut weitgehend freien Lauf gelassen und es eher darauf angelegt, eine Diskussion anzustoßen als das Thema zu erörtern. Ich bin nicht der Meinung, dass es sich nur um "Schlagzeilen" handelt (dafür sind dann doch zu viele Einladungen, weiter zu denken, enthalten...aber vielleicht sehe ich die als Autor nur/eher selbst und es ist mir nicht gelungen, den Leser anzuregen). Doch ich gebe Dir vollkommen recht, dass das Textchen so, wie es steht, reißerisch bleibt und Tiefgang höchstens (oberflächlich) andeutet. War vielleicht etwas vorschnell eingestellt.
(Antwort korrigiert am 28.07.2008)

 Elén (27.07.08)
Wer sich aus- bzw. vorstellt, muss damit rechnen angesehen zu werden. Es gibt heutzutage viel Künstler, die ihre Entdecker in solchen diversen Shows fanden. - Es ist halt immer die Frage: wie man sich präsentiert und was man daraus macht.

lg

 Ephemere antwortete darauf am 28.07.08:
Darum geht es nicht...die Frage ist "warum stellt man sich so aus?" bzw. "weshalb schämt sich das Publikum nicht mit - und für sich selbst?". Die darunter liegende Frage ist: Kann man das dann noch "Kunst" oder "Künstler" nennen? Was macht heute den Künstler? Der Markt? Das Spektakel? Oder ein Maßstab "a priori"? Und wenn, welcher?

 Elén schrieb daraufhin am 28.07.08:
weshalb geht einer hin? - na weil er von sich glaubt er hat ein talent und das muss er der welt vorstellen oder weil er glaubt er hat talent und will wissen wie es um seine selbsteinschätzung bestellt ist. - warum schämt sich der zuschauer nicht?, - der zuschauer = konsument des mediums schämt sich ja auch nicht, wenn er die klatschpresse liest oder you tube guckt. - der maßstab ist das publikum, das votet. kunst ist, was vom publikum für kunst befunden wird. - der markt bzw. die werbebranche spielt in der heutigen zeit eine bedeutende rolle, ja.
(Antwort korrigiert am 28.07.2008)
Dissident (22)
(03.08.08)
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 Ephemere äußerte darauf am 04.08.08:
Vielen Dank für Kommentar und Empfehlung. Der Text ist ja auch keine Abhandlung, sondern ein spontaner Ausbruch von Verzweiflung und Verachtung - dementsprechend bleibt er hinter den Möglichkeiten einer kalkulierteren Äußerung zurück...das schiebe ich vielleicht nach.

Es freut mich, dass Dir der Text dennoch gefällt bzw. Dich anregt...ich hatte bisher Zweifel, ob kV der richtige Ort für solche Texte/Formate/Themen ist, bin daher umso glücklicher, in dieser Hinsicht einen "Gleichgesinnten" ausgemacht zu haben

 Dieter_Rotmund (01.08.22, 14:54)
Helden mit Helden des Kinos zu vergleichen ist wie Äpfel mit Birnen - der Heldenbegriff an sich würde es verdienen, kritisch betrachtet zu werden. 

Auch meine Interesse ist beschränkt: Ich schere mich z.B. nicht um selbsternannte Klima-Helden und Youtube-Helden, die nur Meinung plappern.

Schämst DU dich denn für deine Interessenlosigkeit?
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