Prost Mahlzeit!

Gedicht zum Thema Betrug

von  Didi.Costaire

Der Toast war schwarz, bestand aus hehren Worten,
zu lesen gab es sie im Kaffeesatz.
Die saure Milch kam aus der leeren Pulle,
sogar die Butter nahm man von der Stulle
und Joghurt klebte träg am Hosenlatz.

Der Honigbart war abrasiert,
die Marmelade wegphrasiert,
Gegartes längst gegoren,
die Eier gar verloren,
Bananen tiefgefroren.
Der Camembert? Schier abgeschmiert -
ein Löffel hatte ihn balbiert.
Salami starb am Taktiktisch,
der Rest roch ebenfalls nach Fisch.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Isaban (27.10.08)
Oha, der erste Vers zeigt einsam Ungereimtes.

Dann geht es mit einem eher humoristisch wirkenden, umarmendem Reim los (Kaffeesatz = kommst du noch auf einen Kaffee mit nach oben?, Pulle = feuchtfröhlicher Verlauf des Abends, Stulle = Ernüchterung am Frühstückstisch, Hosenlatz = Begründung, alles zusammen: der Beginn einer endlichen Beziehung) , verliert sich in Alltag und Hausmannskost und endet wie mit "Tadaaa!" im Paarreim - gerade so, als stünde jemand alleine in der Küche, in der zuvor viele gute Düfte schwebten, um dann festzustellen, dass die Zeit der Behaglichkeit, der Umarmungen vorbei, die der guten Düfte ins Saure umgeschlagen und der Paarreim ungenießbar geworden ist. In Verbindung mit dem gewählten Thema ganz gewiss eine bittere Sache.

Sehr tiefsinnig und auf bizarre, auf absurde Art witzig, so dass man fast lachen möchte, trotz des eher "fiesen" Geschmacks, den diese schwer verdaulichen Bilder implizieren.

Hervorragender Umgang mit den stilistischen Mitteln. Hier im Text empfinde ich sie als A und O, als das, was auf subtile Weise das eigentliche Gedicht ausmacht.

Liebe Grüße,
Sabine
(Kommentar korrigiert am 27.10.2008)

 Didi.Costaire meinte dazu am 30.10.08:
Danke für deinen ausführlichen Kommentar, liebe Sabine.
Deine Interpretation hat mir gut gefallen. Natürlich wäre es eine ausgesprochen endliche Beziehung, fast ein Abenteuer mit schalem Beigeschmack. Danach nimmt die Rasanz der Verse und der Handlung zu, hin zu immer tieferen Tiefpunkten.
Wenn du sagst, ich hätte die stilistischen Mittel hervorragend umgesetzt, freut es mich ganz besonders!
Danke und liebe Grüße,
Dirk

 Hans (27.10.08)
Mein Gott, das stinkt ja im wahren Sinn des Wortes zum Himmel. Erstaunlich, wie sinnlich das Thema behandelt wird. Kompliment !
(Kommentar korrigiert am 27.10.2008)

 Didi.Costaire antwortete darauf am 30.10.08:
Danke, Hans! Da du dich nur selten zu Wort meldest oder Komplimente vergibst, ist es mir viel wert.
lg, didi
elvis1951 (59)
(01.11.08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Didi.Costaire schrieb daraufhin am 01.11.08:
Lieber Klaus, das Wort wegphrasiert habe ich frei erfunden und speziell mit Marmelade hat es nichts zu tun. Ich denke es mir im Sinne von "mit großem Wortschwall weggeredet" - aber, ob es alle so verstehen? Wer weiß... gut, wenn mal jemand nachfragt.
lg, didi
Graeculus (69)
(14.09.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Didi.Costaire äußerte darauf am 15.09.14:
Schön, dass etwas für dich dabei war.
Danke fürs Hervorholen und Kommentieren!
Beste Grüße, Dirk

 harzgebirgler (01.12.17)
salamitaktik kennt wohl kaum noch wer
doch sergej bubka war drin ein meister
und weckte dadurch weit mehr appetit
als das was man in kühlschränken oft sieht...

beste abendgrüße
henning

 Didi.Costaire ergänzte dazu am 01.12.17:
Der kam im wahrsten Wortsinn hoch hinaus
und das hielt länger als ein Gaumenschmaus.

Danke für deine kenntnisreichen und interessanten Zeilen
und beste Grüße, Dirk
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram