Nachts wird die Welt neu geboren

Text

von  Zeder

Die Boote auf dem Wasser schauen wie Augen auf den Himmel hinauf.
Heute Nacht in den Morgenstunden, als an einer Seite der fernen Linie schon ein Lichtschein erschien, ist der volle Mond mit einem Aufprall auf den Horizont gefallen. Das Wasser spritzte an der Kugel vorbei und benässte die gelbblaue Blässe. Der Mond ist kühl, langsam sank er in den Fluss hinab, ging im Gangeswasser unter wie die Leichen, sein Licht erlosch mit einem letzten Glitzern, bis auch dies im Sonnenlicht verrann. Denn, siehe da, auf der anderen Seite habe ich eine Geburt versäumt, da steht die Sonne schon voll und rund am Himmel, lacht auf, als sie den Zenit erlangt und später blicke ich wieder auf den Fluss hinaus, da sinkt die Sonne, als hätte sie jemand Stunden zuvor in die Luft geworfen, sinkt wie eine tonnenschwere Feder gleichmäßig auf das Wasser zu. Die Sonne ist müde, ihr Licht erlischt. Beim Aufprall fängt der Himmel Feuer, die Flammen greifen auf die Wolken über, bald wird auch mir heiß werden und hoffentlich schlafe ich nicht wieder ein.

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