Sedum acre

Naturgedicht zum Thema Entfremdung

von  Bella

Schwärme aus
kleinen gelben Sternen
liegen uns zu Füßen,
unzählig hingeworfen auf
Wiesen und selbst kärgsten Böden.

Mit verschwommenem Blick
ist die Erde gefleckt.
Nah wie Gefühl
schwebt sie um uns,
tröstend und dämpfend.

Doch das Auge, auf
Blütensterne scharfgestellt,
sieht klar, sieht fremd,
muss über die Genauheit
von Unendlichkeit
bloß staunen.

Von Sinnen wollen wir
der Einzahl näher kommen,
sichtbaren Teil haben an ihr, wir
Schemenhaften wollen auch
irdischer Stern sein.
Endlich.


Anmerkung von Bella:

Sedum acre (lat.) = Scharfer Mauerpfeffer (gelb blühend), von sedare (lat.) = stillen, beruhigen, abhalten und acer (lat.) = spitz, scharf, heftig

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter Wal (17.01.13)
Dachte beim Lesen anfangs eher an Wiesenschlüsselblumen oder Wiesen-Bocksbart, informierte mich mein Pflanzenbestimmbuch.

Den scharfen Mauerpfeffer kannte ich nicht dem Namen nach.

Das Gedicht hat auf mich eine besonders suggestive Wirkung. Speziell in der Schlussstrophe, die eine Identifikation mit der Pflanze anbietet.

Würde "liegen zu Füßen uns" umstellen in "liegen uns zu Füßen". Deine bisherige Wortstellung erscheint mir gespreizt. Sonst hältst du dich an Satzbauregeln.

Neologismen wie "Genauheit" sind in Gedichten möglich. Sonst länge eine Assonanz mit "Unendlichkeit" vor. Versuche es in gebräuchlichem Deutsch umzuformulieren.


Doch das Auge, auf
Blütensterne scharfgestellt,
sieht klar, sieht fremd,
muss über die Genauheit
von Unendlichkeit
bloß staunen.


Doch das Auge, auf
Blütensterne scharfgestellt,
sieht klar, sieht fremd,
muss über die Genauigkeit
des Unendlichen
bloß staunen.

"Bloß" halte ich in der Strophe für entbehrlich.
(Kommentar korrigiert am 17.01.2013)

 Bella meinte dazu am 19.01.13:
Danke, Dieter. Mit dem "liegen zu Füßen uns" hast du Recht, das werde ich ändern. Der Rest ergibt in meinem Kopf einen bestimmten Klang, den ich so gerne belassen würde, auch mit dem "bloß".

Gruß, Bella
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