Nihil admirari

Text

von  Akzidenz

[..] Wünsche sind der Sinne Stuben:
sie denken Wohlsein und 
Nur-Wohlsein,
Eine Wünschende, wie als schütze die Hinkunft vor der Gegenwart Gange -
als hörte sie je auf zu bitten . .



Es ist eine halbseidene Notwendigkeit des Kunstmachens - und ein guter Wille ihrer Schöpfer - ein Kolophon, sich über das E r s c h ö p f t e und Getane hinaus glauben erklären zu müssen. Es gliche ebenso sehr einem Aberwitz, von den Kremierten zu verlangen, ihre eignen Urnen aufzufüllen. So muss das Kunstwerk einmal ganz gestorben sein, um über den Grade seiner Werkheit, seiner Ataraxie, ja über der Mystik alles Unbewegbarem, Unwiederbringbarem emporzuschweben: alles Leben verderbte es wieder, alles Erbittetwerden und Erbetendürfen machte es unsicher und wank. Schwach werden sie, im eigenen Lichte zu stehen und der Zweifelsucht anheimzufallen, wie ein zu weit gewachsenes Paradies: der Künstler versteht am wenigsten dies, was er tut, solange er ausgegoren ist darin - wenn das aus ihm Hervorgebrachte, das Werk, die Geschichte, das Geschlechte seines Tuns ist, so wird ihn nichts spiegeln!
Wonach mag noch ein langmütiges Schreiten beschauender Erbauung im Gegenüber jenes gütigen, überwältigenden und alles hinreißenden Augenblickes einer fremder Erschaffung sich gesehnet haben? Jene Vollkommenheit seines alles Erwogenen, alles überlebt habenden Geistes ist es, dass eine Musik wahrhaftig werden muss, wiebald uns in Gottes Gegenwart auch nicht mehr die geringste Not nach anderlei Erfüllung droht!
Erst dies ist das pars pro toto, die Musik als Gänze und Wahrheit aller Musik!
Unter den Blüten: erwählt sie ewig Schenkende.


Als handle es sich um den ersten Toten; bestatten wir die Lieben,
wie ein erstes Leben.

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