Ein Tod der berührt

Tragödie zum Thema Biographisches/ Personen

von  Jorge

Ein Tod der berührt

ein fiktives Gespräch mit dem Todeskandidaten Hans Hermann von Katte.

Hans Hermann von Katte wurde am  6.  November 1730  in der Festung Küstrin hingerichtet.

Was war geschehen?

Der preußische Leutnant von Katte stammte selbst aus einem altmärkischen  Adelsgeschlecht und wurde auf Veranlassung des preußischen Königs Wilhelm I. wegen  Fahnenflucht hingerichtet.

Um die Hintergründe dieses furchtbaren Ereignisses aufzuhellen, begebe ich mich nach Küstrin und erhalte Erlaubnis, mich am Vortag des 6. November 1730 mit Hans Hermann von Katte zu unterhalten.

Es ist ein trüber und kühler Tag.
Als ich in die Todeszelle komme, sehe ich den Leutnant an einem einfachen Tisch über ein Schreiben gebeugt.
Es ist mir zunächst peinlich, ihn gerade beim Abschiedsbrief an seinen Vater zu stören.
Aber er reicht mir seine feingliedrige Hand und lächelt sogar.
„Mit diesen Brief an meinen Herrn Vater bin ich fertig. Ich habe nur noch einmal Korrektur gelesen.“
Auf meine Frage, wie es eigentlich zur engen Freundschaft mit dem Kronprinzen Friedrich II. kam, antwortete von Katte  ruhig und mit einem liebenswürdigen Lächeln:
„ Bei Friedrich und mir sprang gewissermaßen sofort der Funke über. Ich hätte mich ihm auch genähert, wenn er nicht der Sohn des Königs wäre. Wir sind im Grunde Seelen-verwandte.
Bis zum Eintritt ins Regiment  habe ich mir den Wind der Welt um die Ohren wehen lassen. Ich habe mich für Sprachen, Literatur und Kunst interessiert – ja auch fürs Flötenspiel.  An all dem wollte Friedrich teilhaben. Er ist so jung und unverbraucht und dennoch voller Freiheitsdrang.
Wir haben viel Zeit in den letzten beiden Jahren miteinander verbracht. Er hat mir dabei natürlich auch vieles von den Erziehungsbestrebungen seines Vaters berichtet. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit gestand er mir von seinen Plänen der Flucht nach Frankreich. Ich, als der ältere und lebenserfahrene  von uns beiden habe ihm zunächst abgeraten und erst als ich seine Entschlossenheit bemerkte, tolerierte ich  sein Vorhaben. Unsere Freundschaft hätte bedeutet, dass auch ich die Flucht nach Frankreich antrete. 
Aber von all dem haben Sie sicher nach Studium der Anhörungen vor dem Kriegsgericht in Köpenick Kenntnis erhalten.
Als heute vor drei Monaten seine Fluchtpläne scheiterten, brach für uns alles über einen Haufen zusammen.
Doch ich nehme die Strafe Gottes an beende mein irdisches Leben nicht mit Ruhm und Glanz sondern mit Schmach.  Für die Freundschaft und Liebe zu Friedrich würde ich tausende Tode sterben. So, jetzt lassen Sie mich bitte in aller Stille. Ich möchte noch ein Gebet schreiben und einen Abschiedsbrief an Friedrich.“

Ich ziehe mich tief bewegt zurück und trete noch vor der Hinrichtung des 26jährigen Leutnants die Abreise an.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(06.09.15)
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 Jorge meinte dazu am 06.09.15:
An einer homosexuellen Bindung beider gibt es in der Literatur kaum Zweifel.Von Katte' s Einlassung im Gespräch von Freundschaft und Liebe ist schon mehr als zu jener Zeit zu erwarten war. Von Fluchtplänen nach England ist mir nichts bekannt.
Graeculus (69) antwortete darauf am 06.09.15:
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 Jorge schrieb daraufhin am 06.09.15:
Dann wird es wohl so gewesen sein. Der Stoff ist auf jeden Fall sehr interessant. Wenn ich einige Jahrzehnte jünger wäre, würde ich weitere Nachforschungen im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit für mich nicht ausschließen.
Graeculus (69) äußerte darauf am 06.09.15:
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Mondengel1 (21)
(06.09.15)
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 Jorge ergänzte dazu am 06.09.15:
Über bedeutende deutsche Freundschaften und auch über Fontane und Grass stieß ich auf diese tolle Person in der deutschen Geschichte. Nachdem mein Interesse geweckt war, kam mir der Gedanke für ein fiktives Interview.
Dir danke ich für dein Interesse
LG
Jorge

 AZU20 (06.09.15)
Jorge einmal ganz anders. Du hast Dich überzeugend in eine andere Zeit versetzt. LG

 Jorge meinte dazu am 06.09.15:
Beim intensiven Lesen fesselte mich diese Person so sehr, dass ich nach einer kurzen literarischen Form suchte, meiner Bewegtheit zu entsprechen.
LG
Jorge
chichi† (80)
(06.09.15)
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 Jorge meinte dazu am 06.09.15:
Das ist eine relativ sichere Linie in dieser berühmten altmärkischen Adelsfamilie.
Es freut mich, dass dich der Text berührt hat.
LG
Jorge
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