Zäher Knochen - Erinnerung an Johannes Paul I.

Gedicht zum Thema Kirche/ Klerus

von  harzgebirgler

Dem sensenmännlichen Gerippe
sprang er erneut prompt von der Schippe:
Er ist schon zäh, der Papst aus Polen -
der Tod umschleicht auf leisen Sohlen
des Vatikans längst greisen Herrn
und holte ihn sich wohl zu gern,
will ihn erlösen von Gebrechen,
die ja seit Jahrn den Mann arg schwächen
Doch irgendwie solls noch nicht sein -
obs Ärztekunst so ganz allein
vollbringt, daß er noch immer lebt
mit matter Hand, die zittert, bebt,
und einer Stimm´, die kaum mehr spricht,
scheint zweifelhaft - vermutlich nicht.

Vielleicht ists Gott, den er vertritt,
der Beterflehn erhört, die Bitt´
aus weltverstreuten Christenmündern
des kranken Mannes Leid zu mindern,
der starken Glaubens ist und ringt,
daß er sein Werk zu Ende bringt
und dafür reiste ohnegleichen,
um seine Schäfchen zu erreichen
persönlich ganz direkt vor Ort:
Er trieb echt Reiseleistungssport,
war eines Attentates Ziel -
schon damals fehlte gar nicht viel,
hätts ihn erwischt fast um ein Haar
im da erst dritten Papstamtsjahr.
Kaum wer hätte im Ernst gedacht,
daß ers danach so lange macht,
so lange wie vor ihm nur einer:
Pius der Neunte und sonst keiner!

Er hängt am Amt und kennt die Mauern
des Kirchenstaats, wo Erben lauern,
die dieses Werk vielleicht gefährden
und nur drauf warten, Papst zu werden!
Er kennt sein Rote-Kappen-Trüppchen -
da kocht so manch einer sein Süppchen,
spinnt Fäden still im Hintergrund
und wartet auf die letzte Stund´
des siechen Pontifex in Rom,
freut sich schon auf den Petersdom
als künftger Hausherr: Kardinal,
Gott steh mir bei, das war dann mal!

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