tag- und traumgleiche

Gedicht zum Thema Eigene Welt

von  monalisa

die blüte des sommers soeben entfaltet,
dem himmel ein schüchternes lächeln entlockt,
ein zirpendes ahnen darübergeflockt,
gerade noch taufrisch – schon wieder veraltet,

so hielt sich der tag mit dem traumbild die waage,
das alles versonnen in bernsteinlicht goss,
die schätze im innern mit wärme durchfloss,
doch später erkaltet, erstarrt – fest umschloss.

fast schien es, als ob sie die wehmut genoss,
so trug sie in bernstein veredelte klage
am herzen, entzog sich den zwängen der tage
und stellte den leblosen traum nie in frage.

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (16.04.18)
Hallo Mona,

verrzeih die Kürze! Du weißt ja, hier stürzt ständig allers ab.

Wunderschöne Bilder!
Einzig das "Darübergeflockte" eckt bei mir ein bisschen an, wirkt auf mich ein wenig gezwungen - aber das kann natürlich auch eine persönliche Befindlichkeit sein.
Schön, wie hier aus dem Sternbild Waage das Traumbild wird, aus einer astrologischen Zukunftsvorhersage ein reiner Traum.
Bernstein sieht wunderschön aus und fühlt sich beinahe warm an, ist aber im Grunde ist Bernstein eine fossile Angelegenheit, also irgendwie schon lange tot, das eingeschlossen, was darin eingeschlossen ist. Es sieht toll aus, sieht wirklich gut erhalten aus, aber tot ist es dennoch. Na ja - und man weiß spätestens seit Jurassic Park, dass nicht wirklich viel Gutes dabei herauskommt, wenn man Fossiles wieder zum Leben erweckt. ;)

Ein trauriger Text über eine Frau, die sich zu sehr an vergangene Zeiten klammert, an einen Traum, der nie Zukunft hatte.

Liebe Grüße

Sabine

Kommentar geändert am 16.04.2018 um 07:45 Uhr

 monalisa meinte dazu am 16.04.18:
Vielen Dank, liebe Isaban, ich freue mich, dass dir die Bilder gefallen, schade nur, dass das 'darübergeflockt' nicht so recht bei dir landen kann. Ich gestehe, dass ich gerade das wegen der kaum spürbaren Leichtigkeit besonders mag, auch ein Bild von 'Blütenschnee' und 'Pusteblumenschirmchen' dazu im Kopf habe.
Ja, es ist ein trauriger Text, genau wie du schreibst, weil das Leben eben ausschließlich in der Gegenwart stattfindet.

Liebe Grüße
mona

 EkkehartMittelberg (16.04.18)
Liebe Mona,
der Bernstein ist ein wunderschönes Bild für das Aufbewahren einer Erfahrung, die sich, erkaltet und erstarrt, der Wirklichkeit entzogen hat.
Eine veredelte Klage ist nicht mehr ganz echt und so ist das traurige LyrIch in einen leblosen Traum geflohen.
Dein einfühlsames Gedicht wirkt auf mich melancholisch., denn Melancholie ist ein Gefühl der Wehmut, das man fast genießt (III,1).
In dem zarten Gedicht hat mich das "darübergeflockt" zunächst auch gestört, weil ich es mit pf gelesen hatte, bis mir klar wurde, dass das leicht Flocken gemeint ist.
Liebe Grüße
Ekki

 monalisa antwortete darauf am 17.04.18:
Es freut mich sehr, lieber Ekki, dass du dem Bild des Bernsteins so viel abgewinnen konntest und die Melancholie, in die sich die Protagonistin permanent hüllt, ja vergräbt und dem Leben entzieht, für dich spürbar war. Schön auch, dass du das 'darübergeflockt' ohne 'p' annehmen kannst.

Vielen, herzlichen Dank und
liebe Grüße
mona
Falstaff (76)
(16.04.18)
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 monalisa schrieb daraufhin am 17.04.18:
Hallo Falstaff,
das 'Goethische' in dem Vers war mir nicht bewusst, aber wenn du es sagst. Wie auch immer: Haupsache, es gefällt.

Danke und liebe Grüße
mona
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