Künstler-Elend

Gedicht

von  niemand

Toben hört man ihn und wettern,
unzufrieden mit der Kunst -
Safrangelb auf grünen Blättern,
eingehüllt in Nebeldunst?

Nein, das ist nicht mein Oktober!
Heiter soll er sein und wild,
denkt der Herbst und tupft Zinnober-
rot auf sein Oktoberbild.

Stellt sich davor hin, gemächlich,
denkt sinnierend:
„Schon recht gut,
jedoch ziemlich oberflächlich -
meiner Kunst fehlt Herzensblut!

Dunkelrot muss auf die Leinwand -
komm um solches nicht umhin!“

Darum fließt, nach diesem Einwand,
auf die Leinwand noch Karmin.

Wann gedenkt der Herbst zu schmachten,
beim Betrachten, wenn nicht jetzt?
Doch ihn scheint was zu umnachten -
stürmisch wird das Bild zerfetzt.

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Kommentare zu diesem Text

Sätzer (77)
(04.10.20)
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 niemand meinte dazu am 12.10.20:
Das "es rüberkommt", das freut mich, lieber Uwe.
Mit liebem Dank und lieben Grüßen zurück, Irene

 AchterZwerg (05.10.20)
Hier wird das Leid am Eigenwerk aufs Schönste beobachtet: die Unzufriedenheit, die sich an die Vorstellung des vollkommenen Werks koppelt.

Herzliche Grüße
Heidrun

 niemand antwortete darauf am 12.10.20:
Ja, das vollkommene Werk - ein Wunsch/ein Traum und fern
der Wirklichkeit, aber ein Grund immer wieder weiter zu machen.
Mit liebem Dank Dir und herzlichen Grüßen zurück, Irene

 plotzn (11.10.20)
Danke für die Aufklärung, liebe Irene. Ich wusste bisher nicht, dass sich die vier Jahreszeiten nur deshalb immer wieder abwechseln, weil sie mit dem eigenen Werk unzufrieden sind...

In den Wäldern lauert hinter
dem, was Herbst in Wut zerfetzt,
auf die Chance wartend Winter,
der es neu zusammensetzt.

Sein geduldiges Verharren
hat sich schließlich ausgezahlt,
Herbstens Bild wir mit bizarren
weißen Zapfen übermalt.

Liebe Grüße
Stefan

 niemand schrieb daraufhin am 12.10.20:
Oh, ich danke Dir! lieber Stefan, für diese schöne Ergänzung
Mit lieben Grüßen zurück, Irene
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