24 Nieten

Kurzgeschichte zum Thema Beziehung

von  süßerMacho

„Fernbeziehungen können funktionieren.“ Kunstpause. „ Wenn man sich gegenseitig betrügt und es nachher nicht erzählt. Und hey! Vielleicht macht es Nadine auch, wer weiß. Das kling jetzt vielleicht unromantisch, aber ….“ An dieser Stelle musste Mirko, der mit seinem Freund Christoph unterwegs war unterbrechen: „Ich werde Nadine nicht betrügen!“ „Wieso denn nicht? Du darfst es ihr nur nicht sagen, “ wunderte Christoph sich. „Ich meine wie lange wirst du sie jetzt nicht sehen?“- „Den ganzen Advent.“, seufzte Mirko. „Also 24 Tage? Halt, wir haben ja erst den 28.! Also sogar mehr als 24 Tage!“, sagte Christoph. „Das ist doch scheiße, Mirko.“ –„Du verstehst das nicht,“ versuchte Mirko ihn abzuwürgen. Doch er wusste es war zu spät, wenn Christoph erst mit einem Monolog über Lebensweisheiten angefangen hatte, gab es kein Zurück mehr, Mirko hörte nur noch mit halbem Ohr hin. „Hey, kennst du den Spruch: What happens in Vegas, stays in Vegas.?“ „Wieso gehen wir eigentlich ins Lottogeschäft?“, wollte Mirko wissen. „Tabak“, war Christophs knappe Antwort. „Also jetzt lenk nicht vom Thema ab! Ist dir eigentlich aufgefallen, dass wir in einer verdammten Studentenstadt leben? Apropos: Hallo!“ Die vermeintliche Studentin blickte irritiert und beschleunigte ihr Tempo. Ach, bestimmt lesbisch.“ flüsterte Christoph deutlich vernehmlich. Unbeeindruckt setzte er seinen Vortrag fort... „Noch dazu ist das hier die Stadt mit der größten Singledichte in ganz Deutschland!“ –„Wenn du die ganzen Lesben mal abziehst...“
Schließlich kamen sie im Lottogeschäft an. Christoph setzte seinen Vortrag natürlich fort, aber Mirko hörte natürlich schon nicht mehr zu. Er kannte ja diese Vorträge schon zu genüge. „Da, sieh sich dir an!“, platze es aus Christoph heraus. Er deutete auf eine Art Adventkalender mit einem schneebedeckter Tanne „Der Bayernlosadventskalender! Ha, so ein Schwachsinn! 48 € Deppensteuer.“ Was in einem missbilligenden Blick der Verkäuferin einbrachte, doch Mirko sah und Christoph sahen ihn nicht. Mirko hatte eine Idee und Christoph begann einen Monolog darüber weshalb es Schwachsinn sei. „….nur um dann jeden Morgen wieder enttäuscht zu sein. Gibt es etwas Deprimierender es als am Heilig Abend aufzustehen und eine Niete zu ziehen? Das ist fast so wie mit dir und Nadine. Also nicht, dass du eine Niete bist Mirko, aber du verstehst schon, Mirko?“ Aber Christoph erfuhr ob Mirko es versteht, denn er hatte sich auf den Adventskalender gestürzt.
„Bist du wahnsinnig? Wieso hast du den Kalender jetzt gekauft, hast du mir nicht zugehört?“, empörte sich Christoph als das Geschäft verlassen hatten „Und außerdem haben wir vergessen Tabak zu kaufen“. „Es geht mir nicht um die Lose.“, meinte Mirko sknapp. –„Was? Wieso hast du dann… Was machst du da eigentlich?“ Erst jetzt bemerkte Christoph, dass sein Freund sorgfältig die Lose aus den Lachen entfernte. Als er alle 24 Lose entfernt hatte, drückte Mirko sie ihm in die Hand und rannte los. „Was zum Teufel ist mir dir los?“, schrie ihm Christoph nach.
„Verstehst du sowieso nicht!“, rief Mirko zurück und hinterließ einen sprachlosen Christoph.
Am 1.Dezember lag in Nadines Briefkasten der Bayernlosadventskalender. Doch er war er jetzt ein Liebesbotschaftenadventskalender. In jeder Lasche war ein Gedicht von Mirko, dazu eine kurze herzzerreißende Anleitung „Typisch Mirko, “ dachte sie, als sie es erkannt hatte und freute sich. Doch schon nach dem ersten Zettel, war ihre Freude verflogen. Denn Mirko ist zwar mit romantischen Einfällen gesegnet, aber nicht mit dichterischem Talent: Und um 24 gute Gedichte zu schreiben, braucht es auch etwas von letzteren. So war der Kalender voll von 24 kleinen, in Kalligraphie geschriebenen, Romantikunfällen. Und Nadine, die wohl nicht ganz so romantisch wie ihr Freund war, beschloss sie alle auf einmal zu lesen. Statt wie vorgesehen: ein Zettel pro Tag, Vorfreude und Angeben bei ihren Freundinnen. Wurde daher nichts. Aus dem ersten Gedicht „Ich wär so gerne eine Schneeflocke auf deinem feuerroten Haar“ hätte man noch was Passables machen können. Dummerweise nahm die Qualität stetig ab, bis zu einer unglücklichen Neuinterpretation von „Morgen Kinder wird´s was geben“ Und so war Nadine enttäuscht, Mirko war von Nadines Enttäuschung enttäuscht; Christoph gewann 20 Euro und wurde süchtig nach Bayernlosen.

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