Die Trias des Wahren, Schönen und Guten

Konkrete Poesie zum Thema Nachdenken

von  Terminator

I.

1. Das Wahre ist das erste, denn das Bewusstsein geht auf die Mannigfaltigkeit der gegenständlichen Welt  zuerst als Erkennendes ein: Erkenntnis ist die Voraussetzung für Begierde, denn ohne unterschiedene Objekte hat die Begierde keinen Gegenstand.

2. Das Schöne folgt als Objekt der Begierde der Erkenntnis, und symbolisiert in seiner vollkommenen Form das Gute, die vernünftige Positivität des Weltganzen.

3. Das Gute ist als seiende und seinsollende Einheit des Weltganzen gleichsam die Voraussetzung für das Wahre, welches das Seiende erkennt. Als bloß Seinsollendes ist das Gute noch unwahr, bewahrheitet sich aber in der Einheit von Subjekt und Objekt, die sich in der Form des sittlichen Gesetzes zeigt, und mit ihr auf das Wahre als das Gesetzmäßige verweist. In dem durchschrittenen Kreis hat sich das Wahre als vernünftig erwiesen, und die Wahrheit somit als erkennabr.


II.

1. Das Wahre wird gefasst als Unmittelbarkeit (1), Übereinstimmung (2) zwischen Subjekt und Objekt, und Selbstbewusstsein (3) der ontologischen Einheit von Subjekt und Objekt.

1.1. Das unmittelbar Wahre ist das subjektive Hier und Jetzt. "Lebe jetzt!" ist das Imperativ dieser Stufe.

1.2. Das Ideal der Stufe der Übereinstimmung ist die Anpassung oder Lebensklugheit: das Subjekt verhält sich gegenüber dem Subjekt zu seinem Vorteil, als durch das objektiv Gegebene Bestimmtes und im praktischen Lebensvollzug auf seine Gegenstände opportunistisch Wirkendes.

1.3. Das Selbstbewusstsein gibt sich das einzig wahre Gesetz, in dem Sein und Sollens eins sind. Auf dieser Stufe ist das Subjekt sich selbst Objekt , und in sich selbst geschlossen und vollendet. Der Imperativ hat die Form des absoluten Gesetzes (Kants kategorischer Imperativ).

2. Das Schöne ist als Unmittelbares (1) angenehm, als dem Subjekt Entgegengesetztes (2) Gegenstand der Begierde, und in der geistigen Unendlichkeit des Selbstbewusstseins (3) Gegenstand interesselosen Wohlgefallens.

2.1. "Lebe jetzt!" gewinnt durch den Hedonismus seinen konkreten Gehalt.

2.2. Leid der unerfüllten Begierde und dessen Aufhebung sind die Extreme, in die sich das Subjekt hier verliert.

2.3. Als Selbstzweck wird das Schöne Kunst: die Begierde hat sich als nichtig erwiesen, und die Schönheit als subjektive Konstruktion, wodurch die festen Standpunkte beider Seiten aufgelöst sind.

3. Das Gute ist unmittelbar (1) das bloß Positive, Dasein; in der Entgegensetzung (2) ist das Gute subjektives Gewissen, und in der Einheit des Selbstbewusstseins (3) ist das Gute die Vernunft (reflektiertes Selbstbewusstsein), die als Wille vom vollendet unendlichen Subjekt in die unvollendet unendliche Mannigfaltigkeit hinausgeht.

3.1. Das Gute hat im gedankenlosen Fühlen die Bestimmung des Wohlergehens: gut ist, wenn es mir gut geht, wobei ich dazu notwendig existieren muss.

3.2. Im Gewissen hat das Gute einen konkreten Gehalt, der die Form von dogmatischen Geboten einnimmt, welche nicht notwendig unter ein gemeinsames Ideal fallen. Das Gewissen repräsentiert die Entgegensetzung vom transzendentalen Ich (Ich-Ideal) und empirischen Ich (sinnliche Person).

3.3. In der Vernunft ist ein einheitliches Ideal gefordert, da das Selbstbewusstsein, in dem sich das transzendentale und das empirische Ich vereinigen, eine Einheit ist. Das Ideal muss widerspruchsfrei und alleingültig sein, wobei Letzteres Beliebigkeit ausschließt, denn es ist ein Ideal gefordert, das nicht durch ein anderes Ideal ersetzbar ist, somit das einzig wahre Ideal.


III.

1. Für das menschliche Subjekt ist das Wahre Wissenschaft, das Schöne Ästhetik, und das Gute Moral. Das Subjekt beginnt als vom Gegenstand Bestimmtes, Unselbstständiges (Kind), und ergreift seine Freiheit zuvorderst im Ästhetischen. Dem schönen Lebenswandel folgt durch die Enttäuschung eine Entweiung in Wunsch und Wirklichkeit, die sich in den Gegensatz von Sollen und Sein verdoppelt, womit das Subjekt moralisch wird. Als moralisches Subjekt gelangt es an das einzige universelle Gesetz der Moral, doch zunächst nur in der Vorstellung, und nicht im Begriff: das Subjekt wird religiös.

2. Das religiöse Subjekt ist unselbstständig, und geht im Bösen, dem mephistophelisch Schönen, in die Freiheit hinaus. Im Bösen fühlt es seine Entweihung als Selbstannihilation, denn das Böse vernichtet als das Gute Negierendes den Grund seiner eigenen Existenz. Der böse Mensch erkennt sich als nichtig, und wird Nihilist, seine Religion wird das Nichts.

3. Der Nihilist ist in die Gleichgültigkeit versunken, und wird aus dieser durch das Faktum der Sinnlichkeit, dass das Schöne unabhängig vom Standpunkt des Subjekts immer Wohlgefallen auslöst, und das Hässliche den Ekel, gerissen. Das Schöne als ein Absolutum weist auf das absolute Gute, das nunmehr begrifflich gefasste moralische Gesetz. Dieses ist wiederum durch seine gesetzmäßige Beschaffenheit an die Einheit des Weltganzen gebunden; die neue Religiösität des Subjekts ist auf dieser Stufe die Vernunftreligion, die Versöhnung mit dem Weltganzen in sich selbst.

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