Lieben oder glauben?

Wahlrede zum Thema Wandel

von  Terminator

Dem Glauben kann man auf viele Schlichen kommen, nicht bloß auf eine die. Zum Beispiel geliebt zu werden ist ein Glauben. Kein Werk, keine Tat kann Liebe beweisen. Wer nicht glauben kann, kann nicht geliebt werden, denn er wird dem Liebenden nie glauben.

Geliebt werden ist ein Leiden, kein Tun. Die Voraussetzung für ein Nicht-Tun muss eigentlich Nichtstun sein. Aber dem ist anders: wer nicht glauben kann, dass er geliebt wird, wird nicht geliebt, denn eine Liebe, die ins Leere geht, ist keine.

Dass Gott Liebe ist, ist ein in der christlichen Theologie hinreichend bekannter Satz. Die logischen Konsequenzen gehen die Theologen nichts an, wir sind ja nicht im Mittelalter. Schade. Nicht, dass das Mittelalter vorbei ist, sondern dass die Theologie eine irrationalistische Pseudowissenschaft geworden ist.

Was bedeutet es für den christlichen Glauben, dass Gott Liebe ist? Nichts, nur eine Daseinsberechtigung. Auch in einer entzauberten und deterministisch durcherklärten Welt kann Liebe nicht sein, ohne dass der Geliebte an sie glaubt. Wer an Gott nicht glaubt, denn liebt Gott nicht - aber nicht als Strafe, sondern weil es ihm unmöglich ist. Der Wille des Menschen ist frei - er kann selbst entscheiden, woran er glauben will. Ist dem so?

Glauben können muss man lernen. Wodurch? Dadurch, dass man geliebt wird, durch Urvertrauen. Wer keine Liebe erfahren hat, kann nicht an die Liebe glauben. Nun ist es zirkulär: einerseits kann die Liebe ohne den Glauben nicht wirken, andererseits ist die Liebe erst die Voraussetzung für den Glauben, sie muss also bereits gewirkt haben, wenn ein Glaube da ist.

Wieder einmal lernt man, dass Glaube und Unglaube nichts darüber aussagen, wie es in einem Menschen mit Gott steht. Was auch die Fähigkeiten und die Erfahrungen eines Menschen zu seiner Gottesnähe beitragen sollten, die Gottesferne ist immer nur so weit wie der Schwanz der Katze, welche sich in denselbigen beißt.

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