angenommen

Gedicht

von  minze

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und fassten wir uns anders an

wär ich nicht rein in das,

was uns schon lange kennt


wär unsre falle wandelbar

zum nest, das fängt, was in uns fällt



ist doch, was unsre hände tun

verwirkt durch ihre eigne macht







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Kommentare zu diesem Text


 Terminator (16.02.22, 15:06)
So gut, dass ich fünfmal hintereinander lesen musste, und immer noch nicht eindeutig sagen kann, was mir daran so besonders ge- und auffällt. Da ist nicht bloß Ambivalenz, da ist Vielschichtigkeit auf eine Art, die ich Klasse finde (Dichten mit extravertierter Intuition, falls dir das etwas sagt). Ein wunderbares Gedicht, da bekommt man wieder Respekt vor Lyrik.

 minze meinte dazu am 16.02.22 um 16:35:
Oh danke. Ich überlege dagegen noch mit dem letzten Vers zB. 
Dieser Begriff der extravertierten Intuition ist mir fremd, ...falls du ihn mir näher bringen magst?!
LG

 Terminator antwortete darauf am 16.02.22 um 23:39:
was uns schon lange kennt
ist ein extravertiert-intuitiver Ausdruck. Und hier gleich der Gegenpol, die introvertierte Sinnlichkeit:
nest, das fängt, was in uns fällt
Im letzten Vers findet ein Achsenwechsel statt, da kommt die Achse extravertierte Sinnlichkeit - introvertierte Intuition ins Spiel, und diese Achse wird durch "verwirkt" negativ konnotiert. Darum scheint der Vers unharmonisch auszuscheren, aber ich finde, dass er gerade durch den Kontrast passt.

Extravertierte Intuition lässt sich nur mit extravertierter Intuition richtig verstehen; erklären lässt sie sich nicht, nur näher bringen (die Frage danach war also schon eine extravertiert-intuitive Leistung von dir). Per Ausschlussprinzip lässt sich Intuition so definieren: es ist nicht Denken, nicht Fühlen, nicht sinnliches Wahrnehmen/konkretes Erinnern. Extravertiert ist ein Wahrnehmen, dessen Gegenteil der Wille (introvertierte Intuition) ist. Das ist nun logisch-abstrakt, jedes weitere Gedankliche Erfassen würde den Sinn verflüchtigen. Aber du kannst vielleicht erahnen, was mit extravertierter Intuition gemeint ist.

 minze schrieb daraufhin am 17.02.22 um 06:19:
Mh danke. Spannend. Ich glaube ich kann's am ehesten fassen, wenn ich dem traue,..das fühl, wie und warum ich die von dir genannten Verse so geschrieben habe - welchen Eindruck ihre Struktur und Innerlichkeit bei mir hinterlassen/bewirken.

Ich denk, das wird mich noch etwas begleiten heute!
LG

Antwort geändert am 17.02.2022 um 06:20 Uhr

 monalisa (16.02.22, 16:48)
Liebe minze,
ich muss gestehen, dass ich in letzter Zeit nicht so leicht ZUgang finde zu deinen Gedichten. Vielleicht pack ichs einfach falsch an. Bestimmt falsch angepackt habe ich V2 und das Türl bei "wär ich nicht rein" nicht gefunden, da ich "rein" immer als Adjektiv gelesen habe :( und mit der Satzkonstruktion nicht klargekommen bin. Dann endlich ist der Groschen gefallen und ich denk mir jetzt ein rein(-gegangen,- getappt,-gelangt ...) halt ein Verb dahinter.
Und das "reintappen", denke ich trifft den Sinn ganz gut, wenns um die Falle des Alltäglichen ("was uns schon lange kennt") geht. Und mit einem Mal dröselt sich alles auf bis hin zu den "Handreichungen", die ihre Magie verlieren ...
So jedenfalls wird für mich ein (Hand-)Schuh draus. Und wer wünscht sich nicht ein Nest, das mitgeht mit dem, was den Bewohnern zufällt, was sie bewegt und erfüllt ...

Die Doppeldeutigkeit des Titels hat mich hingegen sofort erreicht, "angenommen" als umfassende An- und Aufnahme durch das Nest, oder in den Text hineingelesen als Gedankenspiel - wenn es so wäre.

Jetzt bin ich ganz erstaunt, wie wohl ich mich fühle in diesem "Sehnsuchtsnest" oder auch Ziel, auf das man sich zubewegen möchte.

Liebe Grüße
mona

 minze äußerte darauf am 16.02.22 um 20:33:
ja, das "rein" muss so gelesen sein. interessant, wie du es liest. ich finde es schlüssig (danke für deinen einblick), nur die stelle mit den händen glaube ich, muss anders gedeutet sein: sie (ver)wirken ja durch macht.

aber ich will gar nicht reinreden, wie es zu dir spricht, nur wunderts mich da kurz und ich wollt nochmal zurücksprechen (;

zu den zugang zu gedichten - das ist wohl oft eine stimmung, eine ebene, die schief oder gerade auch so liegt, dass es einen anspringt, in einem anklingt - ich weiß nicht, ob man aktiv etwas anpacken sollte, was nicht gleich einen anfasst.

danke für deinen kommentar!LG

 monalisa ergänzte dazu am 16.02.22 um 20:55:
ja, das "rein" muss so gelesen sein.
Wie muss es gelesen sein, als verkürzte Form von hinein oder auch herein, oder als rein - sauber - unbefleckt.


Den letzten Vers habe ich so gelesen, dass das, "was in uns fällt", die Hände durch ihre Macht, tätig zuzupacken, zu arbeiten, verwirken. Das war wohl ein Holzweg! Ich glaube, dass deine Satzkonstruktionen zu kompliziert für mich sind.

Aber es reizt mich schon, es zu versuchen :)

Liebe Grüße
mona

Antwort geändert am 16.02.2022 um 20:56 Uhr

 minze meinte dazu am 16.02.22 um 21:03:
rein-gehen (hinein), so.

nein, tatsächlich passt es, was du liest zu dem packen, jetzt. ich war vielleicht selbst nur wiederum von dem wort "zauber" irritiert, weil es da für mich die konnation hatte von - es ist nun entzaubert, es ist nun fade durch das anpacken der hände sozusagen.. -

aber nun, wie du es wiedergibst: ja!

die macht ist etwas sehr starkes, was irgendwo auch ver-wirkt.

also ich wills nicht erklären - ... für mich steckt einiges drin, was du nennst, auch.

 nautilus (16.02.22, 21:07)
Ein Text der mich berührt. Es gibt eine Intimität hinter der Intimität. Kurz, knapp und sprachlich in deinem speziellen Stil. Sehr gelungen. 

Gruß nautilus

 minze meinte dazu am 16.02.22 um 21:10:
"Es gibt eine Intimität hinter der Intimität" - mh yeah - danke!
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