Paris

Skizze zum Thema Reisen

von  Augustus

Donnerstagnachts. Die Taxis können die Menge an Menschen nicht aufnehmen, die aus dem Bahnhofsausgang wie Ameisen hinausströmen. Die Reisenden kommen aus Deutschland. Ihr Hintergrund ist unklar, ob sie geschäftlich oder privat reisen. Noch wenige Stunden zuvor saßen diese Menschen in Zugabteilen. Sie stiegen in Frankfurt, Mannheim oder Saarbrücken ein. Denn nur diese drei Bahnhöfe fährt der ICE an. Die Menschen lagen müde und erschöpft in ihren Sitzen. Manche lasen die Zeitung oder ein Buch. Niemand kontrollierte um die Uhrzeit die Fahrtscheine. Ist die Grenze einmal zu Frankreich überschritten, entfällt die Pflicht die Maske zu tragen.

Eine Menschenschlange von 20 Metern säumt den Eingangsbereich des Bahnhofs. Alle warten mit Gepäck in der Hand ungeduldig auf ein Taxi. Neben manchen Menschen stauen sich Gepäckstücke nebeneinander. Sie lesen in verschiedenen Sprachen an einem Pavillon warnende Botschaften. Es kursieren falsche Taxis, die Unwissende und Unvorsichtige zu horrenden Preisen durch Paris fahren. Denn Hunderttausende aus aller Welt im Jahr kommen nach Paris, der Stadt der Liebe. Ein lukratives Geschäft für die falschen Taxifahrer. Tipps werden aufgelistet, wie ein richtiges Taxi von einem falschen Taxi unterschieden wird. Im Hintergrund tönen warnende Botschaften aus dem Lautsprecher im Bahnhof: Achten sie auf ihr Gepäck. Diebe sind unterwegs. Die Taxis, die angefahren kommen, fahren meistens schwarzfarbige Menschen. Eine Sinfonie von Wolfgang Amadeus Mozart säuselt in einem Taxi aus den Lautsprechern. Der schwarzfarbige Fahrer hebt und senkt seinen Zeigfinger zur Musik, wie einen Dirigierstock. Die engen Straßen von Paris, über die Taxis und sonstige Wagen sich zwängen, sind auch nachts überfüllt. Der Verkehr stockt. Die Ampeln schalten auf rot, bald dann wieder auf grün. Graffitierte Gitter- oder Garagentore hängen bis zum Boden vor den Geschäften, die sie schützen sollen. In der Realität sieht Paris anders aus als die Filme Midnight in Paris, ein süßer Fratz oder So sieht Paris aus, den Zuschauer glaubhaft machen wollen. Keine Spur von glücklichen, lächelnden jungen Paaren. Kein Hauch der Liebe süßt Paris auf. Nur ein Tross von Taxifahrzeugen säumt die nächtlichen Straßen von Paris, die müde Gäste in die Hotels fahren. Morgen ist aber auch noch ein Tag.      



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