Punk's Not Dead, Because...

Text zum Thema Gesellschaftskritik

von  Milta_Svartvis

Punk ist nicht tot. Denn er will ja auch nichts verändern. Er lebt vom Dagegen-sein, deshalb würde die tatsächliche Umsetzung der Revolution, die er propagiert, seine ideologische Existenzgrundlage zunichte machen. Wirklich in der Welt was zum besseren zu verändern ist kein Punk.

Im Prinzip ist Punk also eine sinnfreie  Existenz, und das ist ihm vielleicht ganz lieb so. Die eigene Unfähigkeit zur Konsequenz und Integrität wird als Nonkonformismus verklärt.

Nonkonformismus? Punk geht arbeiten, Punk zahlt Steuern, der Staat verdient am Merchandise, an Konzerten und der Produktion von Punkrock. Der Soundtrack zum Untergang des Establishments, millionenfach bei Spotify und Deezer zu hören.  Die Szene, die sich angeblich gegen Staat und Ausbeuter - Kapitalismus stellt, ist längst Teil des Systems. Ein weiteres Zahnrad der Maschine.
Hier und überall.
"Deutschland verrecke?"
Warum nicht woanders hingehen, wo's den Leuten besser geht? Oder, ach, halt! Selbst etwas dazu beitragen, damit die Missstände verschwinden. Aber dazu ist die Szene zu bequem. Seit etwa fünfzig Jahren brüllt und pöbelt der Punk gegen die Welt und - mehr nicht. Eine zwecklose Bewegung, die genau so uniform und genormt ist wie die Gesellschaft, gegen die sie angeblich rebelliert. Finanziert vom Staat natürlich.
Nur Menschen hassen Menschen. 

Und nichts ist menschlicher als ein Punk. 

Alle Punks sehen gleich aus, alle hören dasselbe, alle hassen die selben Bands, "weil die nicht Punk genug sind". Bloß nicht selber denken. Und schon gar nicht in den Spiegel blicken. Außer zum stylen und Iro glatt machen natürlich. Wenigstens der Schein muss authentisch gewahrt werden.
Punk fordert die Freiheit und Individualismus. Sprich, Punk fordert sich selbst zum Szene - Ausstieg auf.
Denn alles muss kritisiert und hinterfragt werden, nur nicht das eigene Herdendenken.

Wenn Punk wirklich konsequent wäre, müsste er auch gegen sich selbst sein.

Aber kollektive Selbstverarschung regelt.



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Kommentare zu diesem Text


 Redux (23.11.23, 20:05)
Das klingt alles logisch und nachvollziehbar, aber eine Welt ohne Punks ( ich war nie einer) wäre undenkbar.
Sie haben ihren Platz und sie haben auch etwas verändert. Gefühlt.
Interessanter Text

 Milta_Svartvis meinte dazu am 23.11.23 um 21:21:
Dem stimme ich zu. Richtet sich auch eher an die Mitläufer der Szene und nicht an den besseren Teil davon. Nur leider habe ich Polemik als  Kategorie Option hier nicht gefunden.

Antwort geändert am 23.11.2023 um 21:22 Uhr

 Tula (23.11.23, 22:29)
Hallo
Das alles ist genauso widersprüchlich wie normal. Gleich vorn die Teenagers, die dem unwiderstehlichen Trieb nach Selbstbestimmung folgen, sich täglich mit den Eltern streiten und 'der genormten Gesellschaft' den Rücken kehren. In sozial mehr oder weniger streng organisierten Gruppen bei denen einige Großmäuler das Sagen haben und sich alle geschlossen irgendeinem Kodex hinsichtlich Kleidung, Haarschnitt usw. unterwerfen. Also noch weitaus genormter als die abgelehnte Scheiß-Welt der Elterngeneration. Alles widersprüchlich und normal zugleich.
Punker sind auch nicht mehr als eine dieser Gruppen. Manche pubertieren eben nach 20 Jahren noch  :D

LG
Tula

Kommentar geändert am 23.11.2023 um 22:31 Uhr

 AchterZwerg (24.11.23, 07:45)
Es ist leider so, dass alle (!) Kunstformen dem Spätkapitalismus einverleibt werden und zwar in immer kürzeren Abständen.
Denk mal an Streetart.
Heute rennt fast jeder gestandene Bänkerschwengel in seiner Freizeit mit zerrissene Jeans herum und mit dem passenden Haarschnitt ...

Zu seiner (!) Zeit war Punk eine neue, wenn auch ziemlich laienhaft dargebrachte Musikrichtung. Aber eben eine neue. <3

Kommentar geändert am 24.11.2023 um 07:46 Uhr

 Mondscheinsonate (24.11.23, 07:49)
Ich war mal einer. Tatsächlich. Aber, nicht lange, ich konnte nicht gegen alles sein, sah dies recht schnell ein. Aber, es war herrlich. Guter Text! Hey, Ho, let's go!
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