Gischt

Die See hat keine Freunde, zumindest keine, von denen sie wüsste, und doch leckt sie mit jeder Welle an den Festen unseres Terrains, wissend oder nicht um unser Begehren, auf ihr zu wandeln: niemals ohne Ziel, niemals in dem Wissen, was wir suchen, bis wir wieder Land sehen.

Im Land des Roten Bullen kugeln Königinnen sich des Nachts in alte Särge oder Dome. Die Netrebko sinkt hier nicht, gleichwohl findet die Altstadt im Wald statt. Wer wünschte sich da kein Stück Seife, nach allen Regeln des Sonnenlaufes – und ein Schlückchen Wasser?

Der Ausblick eines Jagdsitzes am Strom der kühlen Spree wird eingefasst von mindestens zwei Türmen. Dort unten tauchen sie nach den Perlen vergangener Zeiten, deren Muscheln sich nicht an die Geburt eines Flakgeschützes, einer Fladenbrotfabrik oder eines Fuchses erinnern können.

Auf Geheiß eines fähigen Schulzen hätte mindestens ein Humboldt hier seine tiefste Empfindsamkeit ergründen können. Harz und Heinbruch! Bloß ein Strandkorb vermag es, derlei Streuner je von den düsteren Bässen rauschender Eisberge zu isolieren.

Wir alle gingen denn über die See, vergaßen endlich, was Land sei und was nicht. Im frostigen Bett ist nichts wirklich. Wir wussten nie, weshalb wir aufgebrochen waren. Ein kleiner Sturm bedeutet Atem, eine kleine Oper Land, ein kleines Land die eisige See.

Wir schliefen ein, denn Träumen war nichts anderes als auf der See zu gehen. Allein bei Ebbe war die Sonne kurz zu sehen. Unsere Barken erzeugten tiefe Bässe auf den Wellen und sie stürzten auf die Gischt. Zur nächsten Flut verschworen wir uns nach der Spree. Ich