Spritztour

Kurzprosa

von  BeBa

Du hast dich einfach ins Auto gesetzt, heute früh, an diesem Sommermorgen, wie ihr das immer gemacht habt. Ein paar Stunden durch die Dunkelheit, dann, mit dem Sonnenaufgang, fällt dir dieses Dorf mit dem Bäckerlädchen wieder ein. Fährst von der Autobahn ab. Du fragst eine ältere Frau, die dir erklärt, dass es im Dorf seit Jahren keinen Bäcker mehr gibt. Seit Jahren! Dir wird klar, wie lange ihr nicht hier wart. Die Frau beschreibt dir den Weg zum nächsten Lebensmittelmarkt, wo du dir in der Brotabteilung ein belegtes Käsebrötchen kaufst. Im Auto beißt du zweimal rein, dann steckst du es zurück in die Tüte und fährst wieder los. Du wirst alles später entsorgen.

Als du gegen Mittag ankommst, ist es ein wunderschöner Tag, Sonne und wolkenloser Himmel. Es ist wie immer, der weiße Strand mit seinen Strandkörben und all die Menschen, weit weg von ihrem Alltag und mit dem Wunsch, dass sich hier und jetzt ihr verdammtes Leben ändert. Du kennst das.

Schließlich stehst du wie früher auf dem alten Hotelparkplatz. Ihr seid ausgestiegen, sie hat sich bei dir untergehakt und an der Rezeption haben sie euch gleich erkannt, mit Namen begrüßt. Und es war immer der Zimmerschlüssel 312.
Du gehst durch die Drehtür des Hotels und dann langsam auf den Empfang zu. Dort steht ein junger Hotelangestellter, den du nie gesehen hast. Auf seine Frage, ob du reserviert hast, schüttelst du den Kopf. Er schaut dich an und und du bist dir sicher, dass diese Reise mit ihr hier und jetzt zu Ende ist. Ausgebucht! wirst du gleich hören.
„Leider haben wir nur noch ein Doppelzimmer, ansonsten sind wir ausgebucht. Das könnte ich Ihnen geben, aber Sie müssten den regulären Doppelzimmerpreis bezahlen."
Du bist einverstanden und füllst das Meldeformular aus. Dann gehst du mit dem Schlüssel 312 langsam zum Lift.


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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (13.01.24, 07:45)
Auf subtile Weise melancholisch!
. <3

 BeBa meinte dazu am 13.01.24 um 22:56:
Hi 8er,

danke dir für dein Lob.  ;)

LG
BeBa

 diestelzie (13.01.24, 16:32)
In einer klaren und rührenden BeBa-Art geschriebener Text, der mir schon deswegen sehr sehr gut gefällt.

Liebe Grüße
Kerstin

 BeBa antwortete darauf am 13.01.24 um 22:56:
Oh, das ist ja mal ein Lob. Danke dir, liebe Kerstin.

LG
BeBa

 TassoTuwas (13.01.24, 18:52)
Hallo BeBa,
wie oft hab ich schon den Satz gehört: "Ach Papa, erzähl mir nichts von damals, ich leb heute!"
Nein, das ist nicht bös gemeint, das ist die Zeit!
Danke ans Erinnern,
TT

 BeBa schrieb daraufhin am 13.01.24 um 22:57:
Moin TT,

das kenne ich auch von unserer Tochter. Ja, das ist die Zeit.  ;)

LG
BeBa
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