Prekäre Jugend (Fr, 26.01.2024)

Sonett

von  Hamlet

Sie wollen fast nur Rap und Fighters hören.

Sie zoll’n der Bestform ihresgleichen Gunst.

Die wilden Vitalisten müssen stören,

wo's müde stottert Stoff nur mit Vernunft.


Und dennoch! lass dich nicht zu weit herab

als alter Knabe zu prekären Schülern.

Sprich ihnen nicht zu oft vom Gangsta-Rap,

als du verkifft gefolgt warst den Verführern.


Mit Beethovens Sinfonie hab’ ich gezeigt,

dass Genius sie dort holet, wo sie sind

wie Gangsta-Rap bei Rausch und Wille blind.


Sie wippten mit dem Kopf und mit den Beinen.

Nun seh’ ich manch prekären Ritter schweigen,

der sich erkennt und ehrfurchtsvoll verneigt.




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Kommentare zu diesem Text


 Agnetia (28.01.24, 11:41)
Gefällt mir gut, Du müsstest jedoch noch an Metrik und Hebungszahlen feilen. Ab Dennoch...
LG von Agnete

 Hamlet meinte dazu am 28.01.24 um 13:11:
Hallo Agnetia, Versmaß habe ich bedacht und musste  Kompromisse zwischen Satz und Vers schließen, wie fast bei jedem Gedicht.

Nach nochmaligem Lesen hast du mich jedoch überzeugt, dass ich wenigstens den sechshebigen elften Vers auf einen fünfhebigen Jambus zurückstutzen sollte:

Statt: "das habe ich mit Beethovens Sinfonie gezeigt."

 "– hab' ich mit Beethovens Sinfonie gezeigt."

Ferner gibt es drei Unregelmäßigkeiten:
Bis auf die Verse 6, 10, 11 ist alles im fünfhebigen Jambus:
6 und 10 dürfen aber auch vierhebig bleiben.

Und die Zäsur in Vers 5 ist beabsichtigt. Dieser Vers ist der einzige trochäische. Freilich könnte ich dem beikommen, indem ich ein "Und" vorantellte. Doch der Ausruf "Dennoch!" soll mit dem Trochäus etwas aufrütteln, also Statt:

"[Und] [d]ennoch [...] lass dich nicht zu weit herab", halte ich es so:
"Dennoch! lass dich nicht zu weit herab".

Die letzte Unregelmäßigkeit ist wieder im elften Vers, da ich unbedingt "Beethoven" nennen will, dessen Name aber daktylisch ist, womit ich den Jambus durchkreuze.

Soweit ich das sehe ...
Ganz gleichmäßig ist manchmal auch zu tot, oder?
Organisch lebt es, wie die Schönheit am Goldenen Schnitt.


 Hamlet antwortete darauf am 29.01.24 um 14:49:
Die aktuelle Version gefällt mir besser als folgende:

Sie wollen fast nur Rap und Fighters hören.
Sie zoll’n der Bestform ihresgleichen Gunst.
Die wilden Vitalisten stören den,
der trocken stottert Stoff mit der Vernunft.

Dennoch! lass dich nicht zu weit herab
als alter Knabe zu den Schülern.
Sprich ihnen nicht zu oft vom Gangsta-Rap,
als du verkifft gefolgt warst den Verführern.

Ein Genius holt sie ab dort, wo sie sind,
wie Rap bei Rausch und Wille blind,
– hab’ ich mit Beethovens Sinfonie gezeigt.

Sie wippten mit dem Kopf und mit den Beinen.
Nun seh’ ich manch prekären Ritter schweigen,
der sich erkennt und ehrfurchtsvoll verneigt.




Die dritte Strophe holpert im Übergang zu ihrem letzten Vers, sodass ich sie umgeschrieben habe, wenngleich sich der umarmende Reim meines Erachtens verschlechtert, insofern er sich nicht mehr auf den Versen 11 und 14, sondern nun auf 9 und 14 reimt. Dabei ist der Abstand so groß, dass der Reim fast nicht mehr musikalisch wahrgenommen wird.

Aber im Kompromiss zwischen Satz und Vers habe ich beim zum Vers gehörenden Reim eine minimale Einbuße für einen größeren Gewinn in der Verständlichkeit opfern müssen.

Ferner wollte ich in der ersten Strophe einen reinen Reim zwischen V. 1 und 3 und keine zulange Kolon-Sprechpause, sodass ich auch hier eine kleine Veränderung vorgenommen habe.  Welche Variante bevorzugst du?

 Agnetia schrieb daraufhin am 29.01.24 um 19:38:
es bleibt dein Werk, Hamlet. ich wollte nur Tipps geben. ich würde es harmonisieren. Aber letztlich ist es deine Entscheidung. Talent zum " echten Sonett" hast du. was man nicht von allen hier behauoten kann, die sagen: Ich mach es extra so ;)  Darum würde ich dieses Talent ausbauen. 
Vielleicht muss es nicht Beethoven sein, sondern der Name seines Werkes...?

Sie wollen fast nur Rap und Fighters hören.
Sie zoll’n der Bestform ihresgleichen Gunst.
Die wilden Vitalisten stören den,
der trocken stottert Stoff aus der Vernunft.

Und dennoch! Lass dich nicht zu weit herab
zu deinen Schülern hin, du alter Knabe.
Sprich ihnen nicht zu oft im Gangsta-Rap,
sie merken doch, was echt ist, was Gehabe.
(Schülern und Verführern ist kein Reim)

Hier musst du feilen. ich weiß nicht genau, wie wichtig es dir ist, dass sie genial sind im Rap oder eher dass auch eine Sinfonie sie fangen konnte. Genius  wird nicht Genjus gesprochen. Sondern Ge ni us.

Sie wippten mit dem Kopf und mit den Beinen.
Nun seh’ ich manch prekären Ritter schweigend,
der sich erkennt , sich ehrfurchtsvoll verneigen.


Nimm dir, was du brauchst. Ich bin gespannt auf deine Endversion. ;)

LG Agnete


ie wollen fast nur Rap und Fighters hören.
Sie zoll’n der Bestform ihresgleichen Gunst.
Die wilden Vitalisten stören den,
der trocken stottert Stoff mit der Vernunft.

Dennoch! lass dich nicht zu weit herab
als alter Knabe zu den Schülern.
Sprich ihnen nicht zu oft vom Gangsta-Rap,
als du verkifft gefolgt warst den Verführern.

Ein Genius holt sie ab dort, wo sie sind,
wie Rap bei Rausch und Wille blind,
– hab’ ich mit Beethovens Sinfonie gezeigt.

Sie wippten mit dem Kopf und mit den Beinen.
Nun seh’ ich manch prekären Ritter schweigen,
der sich erkennt und ehrfurchtsvoll verneigt.

 Hamlet äußerte darauf am 30.01.24 um 19:05:
Hallo Agnetia,

guter Vorschlag, was die Vereinheitlichung der Versifizierung der zweiten Strophe angeht. Leider ginge zu viel vom beabsichtigten Inhalt verloren, der doch das Wichtigste sein muss.

Jedoch bleibe ich nun durchgehend im fünfhebigen Jambus, indem erstens das "Und" vor Vers 5 gestellt wird. 

Außerdem erweitere ich Vers 2 um "müssen", was ihn nicht nur fünfhebig, sondern auch inhaltlich fatalistischer macht, insofern prekäre Jugendliche manchmal wirklich nicht anders können. 

Drittens wurde Vers 10 dem fünfhebigen Jambus angeglichen, indem aus "Rap" einfach nochmal "Gangsta-Rap" gemacht wurde.

Schließlich ist alles ausharmoniert, wenn ich in Vers 6 noch die "Schüler[n]" attribuiere: "prekäre[n] Schüler[n].

Und ja, Genius kann "Gen-i-us, aber auch Gen-jus gesprochen werden, was ich jedenfalls für Vers 9 voraussetze.

Es bleibt mir eine Einbuße bei den Terzinen: Am liebsten würde ich "gezeigt" auf "verneigt" nicht auf Vers 9 und 14, sondern auf 11 und 14 reimen, um ein formvollendetes Sonett zu erhalten. Es gelänge zwar, wie gleich gezeigt, vernebelte aber etwas die inhaltliche Klarheit. Diese Alternative lasse ich noch offen:

Vielleicht formvollendet:
Ein Genius holt sie ab dort, wo sie sind,
wie Gangsta-Rap bei Rausch und Wille blind,
– hab’ ich mit Beethovens Sinfonie gezeigt.

Sie wippten mit dem Kopf und mit den Beinen.
Nun seh’ ich manch prekären Ritter schweigen,
der sich erkennt und ehrfurchtsvoll verneigt.

Gegenwartsvariante:
Mit Beethovens Sinfonie hab’ ich gezeigt,

dass Genius sie dort holet, wo sie sind
– wie Gangsta-Rap bei Rausch und Wille blind.

Sie wippten mit dem Kopf und mit den Beinen.
Nun seh’ ich manch prekären Ritter schweigen,
der sich erkennt und ehrfurchtsvoll verneigt.
Danke für dein Interesse.  :)

 









Antwort geändert am 30.01.2024 um 19:17 Uhr
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