Versuch über das Weinen

Gedanke zum Thema Tränen

von  nadir

Die „gelungene Poesie“ schöpft ihre Inspiration aus dem Quell der unvergossenen Tränen. Sie vermag nur einen Vorgeschmack des Weinens und der Krise zu geben. Aber die unvergossenen Tränen sind wahrhaft die Echtesten. Ja, das Ungeweinte und das Unweinbare sind wirklich der „heilige Geist“ unseres Lebens und Ursprung der Melancholie und der Seligkeit. Indem es uns der Dichter überlässt dem Ursprung seines Schluchzens beizuwohnen, macht er uns zum Freund seiner Empfindungen und negativen, wie positiven, Ekstasen, zieht er uns in einen Wirbel und – einziges Kriterium – lässt uns in seinen Worten untergehen. Nur das Ungeweinte (– oder das hilflose Gute, die Quelle des Zynismus und des Sarkasmus - ) rettet die Worte vor ihrer schamlosen Direktheit. Über den Wert eines Wortes entscheidet die Menge an Tränen, die beim Aussprechen des Wortes zurückgehalten wurde.


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Kommentare zu diesem Text


 Terminator (14.02.24, 01:41)
Wenn ich "es" nicht mehr "fühle", frage ich mich: "Wie konnte ich so schreiben?" Mir fällt schon lange auf, dass zwar viele Poeten hier (vor allem handwerklich) besser schreiben, aber meine Gedichte (nicht alle, aber die Besonderen) einen höheren Wert haben. Und auch als Leser "fühle" ich den Unterschied, ob jemand ein bloß gelungenes oder ein echtes Gedicht geschrieben hat. Und nur Gedichte von solch hohem Wert kann ich überhaupt ersnt nehmen, der Rest ist Unterhaltung.

 nadir meinte dazu am 14.02.24 um 07:25:
Das kann ich gut nachvollziehen. Es gibt ein Gefühl von "Reife" eines Gedichts, für das wenige einen Sensor zu besitzen scheinen. Und es gibt zu viele Gedicht, die BLOß Handwerk sind, gut gemacht, aber unbesselt, tot. Ich mag es, wenn die Gedichte Pfeffer haben, Substanz, eine Eleganz des Herzens, oder ein Herz überhaupt.

Antwort geändert am 14.02.2024 um 07:25 Uhr
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