am waldrand stand ein scheues reh
„wenn ich“ dacht' es „hier kurz nur steh'
und mich ein klein wenig verschnauf'
fällt das bestimmt groß keinem auf!“
ein jäger sah's und drückte ab
doch er verfehlte es ganz knapp
das scheue reh floh in den wald
während der flintenschuss verhallt'
kam auch nie wieder an sein' rand
wo es ansonsten gern mal stand
so schoss der jäger es auch nie
sondern sich kürzlich selbst ins knie...
*
es war mal ein rhinozeros
das längst sein nashorn schwer verdross -
es hätte horn gespielt echt gern
das lag dem teil jedoch ganz fern:
kein tönchen kam aus ihm heraus
so sehr massiv war's eiderdaus
kein mundstück war kein trichter da
ach welch ein jammer wirklich ja!...
*
am lauschen sind das tollste doch die ohren
die sind zum lauschen quasi ja erkoren
hätt’ ohren einer nicht er könnt’ nicht lauschen
und hörte nicht einmal des blutes rauschen
oft lauschen menschen gerne auch an wänden
- wobei spione gar nicht groß was fänden -
und kriegen dann oft wahrheiten zu hören
die einen umgang nachhaltig erschweren
es kommt bisweilen menschen was zu ohren
das hat nicht unbedingt da was verloren
verursacht ärger leicht versetzt in wut
was etwas das man nicht hört selten tut
mitunter hört selbst gras gar einer wachsen
gewiß nicht nur in hamburg oder sachsen
daraus ist manchmal zwietracht am entstehen
die leute, die gras wachsen hör’n, gern säen
der ohren muscheln stammen nicht aus meeren
ne muschel aus dem meer kann auch nicht hören
und weil sie niemals hört voll unverfroren
kriegt sie beständig eins hinter die ohren...
*
andalusische edeldame mit sauerländischen wurzeln
sie konnte andalusien
zwar nie so recht verknusien
denn stammte aus dem sauerland
wo man daran viel spanisch fand
vor allem stierkampf aber auch
dass aspirier'n beim sprechen brauch
doch weil ihr mann ein 'conde' war
blieb sie schön bei ihm jahr für jahr
machte zudem total was her,
akzentfrei hauchend längst wie er...
*
es schaute einem känguru
im outback einst ein kakadu
beim abhängen an ringen zu
das hing dort ab und an gern rum
ganz ohne viel brimborium
doch nahm es artgenossen krumm
wenn die auch am abhang hingen
und ihm aus dem weg nicht gingen
sondern sogar streit anfingen
dann schimpfte selbst der kakadu
"lasst es zum teufel bloß in ruh’
das liebenswerte känguru!"...
*
am fuß der blauen berge
stand schuster oberlein
und konstatierte ratlos:
"der passt echt nirgends rein
für den gibts keinen leisten
für den gibts keinen schuh -
soll weiter barfuß laufen
lasst mich mit dem in ruh!"...
*
die paviane einer verstorbenen prinzessin *
sie liebte die viecher und hielt sie im schloss
was nicht ihren mann nur echt tierisch verdross
der stattdessen viel lieber brieftauben hielt
was sich ja tatsächlich auch weit mehr empfiehlt
als haarige affen mit knallrotem po
dagegen hat selbst krövers nacktarsch niveau
doch hat sich die lage dann ziemlich entspannt:
freund hein nämlich nahm einst des nachts bei der hand
die kränkliche durchlaucht – die freude war groß
ihr mann wollt' zu werk geh'n sofort rigoros
kaum dass sie verschied voll na klar im visier
das affenpack...roch wohl den braten scheint mir
und suchte das weite total instinktiv
sobald die prinzessin tatsächlich entschlief
und wurde im schloss hinfort nimmer geseh'n
wo brieftauben flattern jetzt, rund hundertzehn...
* Fantasie zu Ravel, Pavane für eine verstorbene Prinzessin.
*
des zwergenkönigs beine
die waren krumm und schief
und außerdem ganz kleine
sogar wenn er tief schlief
das war er gern am machen
denn tiefschlaf ist gesund
und ließ es bei auch krachen:
furzt’ sich den hintern wund
war er dann wieder munter
tat ihm derselbe weh
er ließ die hose runter
und sagte sich "!ICH SEH’
DA JETZT MAL NACH DEM RECHTEN!"
prompt kam ein furz heraus
und keiner von den schlechten -
ein echter nasenschmaus
der zwergenkönig aß dann
nur noch was nicht so bläht
die kam beim hintern gut an:
blähstoffarme diät...
*
einst setzte ritter kunibert
sich beim turnier verkehrt aufs pferd:
das sah total bescheuert aus
und auch sein schildknapp’ stanislaus
hielt vor lachen sich die seite
doch der ritter dachte !reite
einfach los und mach’ dein ding
stich die lanze durch den ring! -
das versucht er noch bis heute
voll zur gaudi aller leute!...
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