Naht

Kurzgedicht zum Thema Leben/Tod

von  Theseusel

Vor mir zwei Hände.
Im Rücken zwei Wände.
Schließt sich der Kreis.
Fällt
ins
rechte
Lot
!


Anmerkung von Theseusel:

Frieden

Der Waage brechen die Arme im Kreuz.
Das Pendel der Uhr schließt die Schenkel.
Fällt ins rechte Lot!

(aus 2004)

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Kommentare zu diesem Text


 apocalyptica (11.08.06)
naht-los naht der Tod...frage mich gerade, was der Titel aussagen will....da ich ja bekannt für Fehlinterpretationen deiner Gedichte bin, werde ich dir die Entscheidung besser nicht mitteilen ;)
Dennoch, dein Kurzgedicht gefällt mir!
Liebe Grüße,
die -bea

 Theseusel meinte dazu am 11.08.06:
Ich denke nicht, dass Du Dich mir als Fehlinterpretin vorgestellt hast liebe Bea:) Ich gebe Dir mal meine abstrusen Bilder...das Leben, die Geburt aus einer Fruchtblase scheint mir wie die "Entlassung" aus einem Kreis in das Licht der Welt durch den Schoß einer Frau oder mit dem Kaiserschnitt, der mir die Naht-(stelle) ist nach dem "Urknall" der geplatzten Blase ist...zwei Hände eines Geburtshelfers oder später die Arme der Mutter nehmen mich in Empfang. Wenn dieser Weg zu Ende geht wird die Angst vor dem Tod sehr groß und treibt mich in die Enge. Ein Bild wie vom Tod in die Ecke eines Zimmers getrieben werden. Dort kann ich nicht mehr weiter und muß ihm ins Auge sehen. Jetzt habe ich zwei Wände im Rücken und bemerke, wie sich mein Kreis schließt...und die Naht (SICH NÄHERT!), denn sie ist in meiner Vorstellung das Grab und dessen kleiner Hügel, der irgendwann verschwindet. Eine Rückkehr in den Schoß der Erde. Es bleibt das Dreieck im Raum!;) Danke lieb für die Brücken Bea - Gerd

 apocalyptica antwortete darauf am 11.08.06:
Nun, lieber Gerd, die Hände, die Wände, die Enge in der Zimmerecke, das Schließen des Kreises...soweit absolute Übereinstimmung;
hingegen die Interpretation der Naht ist wohl deine subjektive Meinung, die ich aber vollkommen akzeptiere...das Grab schließt sich letzten Endes eben auch wie eine Naht, nachdem das Leben nahtlos in den Tod übergegangen ist, dazwischen ist Nichts...
Hab lieben Dank, dass ich an deinen Gedanken teilhaben durfte!
die -bea

 Theseusel schrieb daraufhin am 11.08.06:
Zur Ergänzung noch: Leben/Tod "Naht" groß als Satzanfang liebe Bea - am nahtlosen Übergang müßte dann ein Weg sein oder ein immer währende Kreislauf! Die Naht als Schoß der Erde und der Frau wird zur Metapher, zum Vexierbild und zum Ausbund der Betrachtungweise (und jetzt fällt mir schon wieder die Hölle ein, wie oben zum Dreieck die Trinität) *lach* auf jeden Fall ist dieses "Auspressen" der Worte eine leichte Geburt und kein schwerer Tod:) Gerd
Elias† (63)
(11.08.06)
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 Theseusel äußerte darauf am 13.08.06:
Und wenn jemand wie Elias "vielschichtige Unschärfe" sagt...Blickwinkel, Perspektive und Relation, freue ich mich besonders, ich habe lange an diesen paar Worten "gedoktort". Grüße zurück an Dich von Gerd
Gini (57)
(11.08.06)
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 Theseusel ergänzte dazu am 14.08.06:
Leben und Tod beinhaltet gerade den Kreislauf des Lebens. Die gewählte Kategorie behindert meines Erachtens nicht die Möglichkeit den Text mit Metaphern zu füllen liebe Gini. Es können die Hände sein, die uns ins Leben ziehen aus dem Schoß, es können die Hände sein, die uns auffangen, wenn wir aus dem Schoß fallen...und empfangen.

Wenn ich das Bild drehe, können es die Hände sein, die mir bedrohlich an den Hals greifen wollen, wenn ich mit dem Rücken zur Wand, symbolisiert durch die Ecke, stehe... entkommen geht nicht oder direkt in die Hände zu laufen, die nun den Tod symbolisieren. Wie sehen diese Hände aus? Teuflisch, göttlich richtend oder einfach nur tröstend also erneut auffangend...die Naht, das Nahen wird zu einer Brücke:) Gruß von Gerd
(Antwort korrigiert am 14.08.2006)
YuLee (33) meinte dazu am 16.08.06:
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 Theseusel meinte dazu am 16.08.06:
@YuLee...für den Tod sehe ich eine "Edgar-Wallace-Szene" wie Du, denn das Positive wäre ewiges Leben (wobei dies in der Naht stecken könnte). Meine Intention war die Zeilen und ihre Bilder "kreisen" zu lassen...wie ein Daumenkino. Wenn jemand eine Wiedergeburt darin sieht bin ich gerne damit einverstanden, dieser tote Winkel entzieht sich einer Beschreibung:) Gerd
don.mombasa (27)
(11.08.06)
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 Theseusel meinte dazu am 14.08.06:
Es ist die "kleine Fabel" von Kafka don, die mich schon lange beschäftigt. Wenn die Falle der tote Punkt im Winkel ist wird das eigentliche Leben zur Katze, die uns jagt. Die gebenden Hände werden zu holenden, bedrohlichen. Unsere Bilder bezüglich des Erdrücktwerden gehen nicht so weit auseinander, wenn ich Dich richtig verstehe. Der Point of no return ist gedanklich (noch, da kurz vorher die Wahrnehmung endet) ein Strich, der das Rückgrat unendlich beugt...in die Singularität. Da Du auch den religiösen Aspekt erwähnt hast...vielleicht die Rückkehr in eine *wieauchimmer* Linearität über ein Nahtstelle!
Dein Komm hat mich mehr als gefreut. Grüße zurück: Gerd
janna (60)
(20.08.06)
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 Theseusel meinte dazu am 20.08.06:
...ich finde es nicht so seltsam Janna, denn dieses Nahen ist meine Intention. Mein Bild sind zwei gigantische Mauern, die ich links und rechts noch nicht sehe. Die schließen sich weit vor mir, noch nicht "einzusehen" in einem Winkel. Wenn ich diese Ecke erreiche (wobei es für mich keine Rolle spielt *wie*) drehe ich mich um und habe an jeder Schulter eine Wand, also im Rücken zwei. In diesem toten Winkel muß für mich eine Nahtstelle sein, denn aus dem sich schließenden Kreis sollten wieder zwei Hände kommen (religiös und naturwissenschaftlich im Sinne der Energieerhaltung) Es ist quasi die Metapher für eine Sanduhr oder Stundenglas. Ich weiß nicht wer oder was es dreht;) Ich denke, man kann die Zeilen mit vielen Metaphern füllen, die sich nicht ausschließen müssen. Danke für Deinen Kommentar und liebe Grüße - Gerd
Dolphilia (48)
(05.09.06)
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 Theseusel meinte dazu am 05.09.06:
Hi Dolhilia:) Das freut mich...na ja und denken konnte ich mir auch, dass Dir solche Gedanken liegen. Misner´s elegantes Universum, Gravitationskollaps...Singularität. Ich weiß gar nicht, ob ich all meine Bilder in diese Ecke zwinge oder ob sie schon da sind. Dazu gehört zum Beispiel die Flatline eines EKG oder EEG, die nur noch einen Punkt in Linie zeigt...die Nahtstelle wird, an der alles ohne Materie existieren kann oder sie allein durch denken erschafft. Auch bei Deinen Gedichten dachte ich oft genug:"Die Physik ist ein Erfüllungsgehilfe der Religion" (ich glaub den Satz stell ich als Apho rein)...Linearität (Religion)...Singularität (Physik?) und den das Dreieck (Trinität) als Kelch erotisch etc....Energiererhaltungssatz...alles läuft irgendwie zusammen...wie, weiß ich nicht:-) Grüße von Gerd

 Bergmann (19.09.06)
Interessant der Bezug zu Kafka - der aber vom Text her kaum zu sehen ist. Wenn diese Falle noch deutlicher würde, auf die Liebe bezogen, dann wäre das ein Super-Aphorismus.

 Theseusel meinte dazu am 20.09.06:
Dein Kommentar freut mich Uli! Im Entwurf habe ich noch etwas, das dann doch aus der "Trinität" in die "Dualität" führt, doch ich fürchte es leitet in die Irre... "Schließt sich der Kreis zur Doppelhelix" - dies stellt m.E. zu sehr auf den Menschen als Krone allen Seins ab...dachte auch an die Spirale im kosmischen wie biologischen Bereich...die Liebe im Rücken weist zu direkt auf den Sexualnerv des Rückgrats eines Mannes "Singularität" hin;) Oder da ist noch ein Punkt den ich falsch festmache...für einen Tipp bin ich sehr dankbar! Gruß von Gerd

 Bergmann meinte dazu am 29.09.06:
Bezug zur Falle bei Kafka: "Kleine Fabel" heißt díe kleine Parabel. Die zwischen zwei aufeinander zulaufenden Wänden gejagte Maus hat die Wahl: Vor ihr die Falle, hinter ihr die Katze, die ihr zuruft: "Du musst nur die Laufrichtung ändern!"

 Theseusel meinte dazu am 29.09.06:
...aber das finde ich doch gerade in Deinem "Bild" auf Deiner Autorenseite Uli! Die eckigen Klammern kann man sich zum Viereck denken oder als zwei Hände...Du nennst das in Deinem Gästebuch "Tunnelblick" üben...es fällt mir erst jetzt der Zusammenhang auf...die Faszination war schon vorher da. Also es sind Klammern und Wunden werden geklammert durch einen Kuss...Todeskuß? Hm...die kleine Fabel bietet der Maus kaum eine andere Alternative, vielleicht ein anderes Bewußtsein...wenn hinter mir die Katze ist *grübelgrübel* die Katze lieben...ups..da lande ich bei Jesus und seiner Bedingungslosogkeit...

 Bergmann meinte dazu am 29.09.06:
Meine Klammern auf meiner Autorenseite habe ich nur so, so ohne Überlegung, ohne Interpretationsprovokation gemeint - aber gut, man kann es so sehen wie du. Eigenartig - so vieles geschieht von ganz allein... als gebäre sich das Universum bis in seine Auflösung hinein, ins Nichts.

 Theseusel meinte dazu am 30.09.06:
Aber wir kommen doch "irgendwie aus dem Nichts" Es wird trotzdem eine Endlosschleife zur Geburt (kein Wesen kann zu nichts zerfallen...das ewige...*Goethe*) denn die Lippen, die Klammern, der Kuss, die Wunde, die Vulva...deren Lippen unter Blut und Schmerzen das Ich entschlüpft aus dem Tunnel, der Helix, der Spirale, der Nabelschnur...nach einer Vereinigung, Vermählung, Verschmelzung ans Licht bringen...Licht (wieder dieses eingetrimmte katholische Bild) Es fällt mir schwer mich von Bildern zu lösen...

Wenn ich die Laufrichtung als Quantensprung betrachte...wird die Liebe überflüssig. Trotzdem spielt Verschmelzung (Hitze - Licht) eine große Rolle. Danke lieber Uli auf diese Art bekomme ich die Flut der Bilder ein wenig geordnet *g* und jetzt gebe ich mir selbst mit Chaot das nächste Stichwort:)

 Alazán (08.12.06)
Kurz und bündig,
gefällt mir gut
vlG
Philipp

 Theseusel meinte dazu am 10.12.06:
Danke lieber Philipp! Ich glaube ich werde noch lange an diesen wenigen Worten arbeiten müssen;) Liebe Grüße von Gerd
zackenbarsch† (74)
(24.12.06)
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 Theseusel meinte dazu am 25.12.06:
Danke lieber Friedhelm ... ich freue mich sehr über Deinen Komm:-)
Ich bin mir sicher, dass Dein "Weihnachtsengel" Dich ganz schön auf Trab halten wird! Liebe Weihnachtsgrüße an Dich und Deine Familie sendet Gerd
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