Schneide mir die Zeit aus Haaren

Gedankengedicht

von  Füllertintentanz

Schneide mir die Zeit aus Haaren,
eh ihr  Duft verloren weht.
All die Kraft, die wir einst waren,
blickt müde, scheu und unerfahren,
in den Sturm der beigedreht,
herangeeilt und doch zu spät.

Hörst du nicht den Ruf der Spatzen,
lockten wir sie nicht herbei?
Anfangs liebten wir ihr Schwatzen,
lauschten staunend jedem Kratzen,
hielten sie für vogelfrei.
Und heute? Nervt uns ihr Geschrei.

Keiner kann den Wert uns wiegen,
dessen Fall die Stunde schlägt.
Federn die dem Flug erliegen,
sind zu steil emporgestiegen,
haben täglich auferlegt,
was Schwerkraft reich zu Boden trägt.

Noch ruht Kork auf meinen Tränen,
tunneln  Zeichen meine Sicht.
Hände die den Morgen zähnen,
fern der eignen Schwelle lehnen,
ritzen Schattenschrei ins Licht,
bis dass der Blick sich selbst erbricht.

Fühle mich aus deinem Munde,
eh was süß war blutig klebt.
Tage fallen aus der Stunde,
schürfen Staub in warmer Wunde,
wo auf ewig weiterlebt,
was der Mensch in sich begräbt.

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Kommentare zu diesem Text


 Theseusel (22.05.07)
Hi Sandra:) Viele Burschenschaftler legen nach der Mensur eine Roßhaar in die Wunde, damit jeder sie sieht! Dies war der erste Gedanke nach dem lesen Deiner Zeilen.
Grüße von Gerd
Gedankenstaub (35)
(03.06.07)
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