tag zwölf

Text zum Thema Ende

von  pArAdoX

Ich bin so schwach, aber ich meine Prinzessin doch jetzt nicht alleine lassen. Ich muss bei ihr sein, ich habe ja auch Schuld daran, dass sie im Koma liegt. Ich sollte im Koma liegen, nicht sie.

Eine Woche saß ich an ihrem Bett. Mir ging es schon wieder gut, ich hatte nur ein paar Rippen gebrochen und irgendwas am Kopf. Mit ging es gut, aber sie schlief immernoch. Ich hatte auch schon ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt. Er sagte, sie kämpft. Normalerweise wäre jeder nach soeinem Unfall und ihren Verletzungen schon längst tot. Aber sie kämpft.
Ich bin so unglücklich. Zimmer neunzehn ist die Hölle.

Heute ist Mittwoch, es ist jetzt elf Tage her, elf Tage liegt der Unfall zurück und meine Prinzessin schläft immernoch. Ich gucke sie immer den ganzen Tag an, kann eh nichts anderes machen. Sie ist so schön. Mit diesem Gedanken schlafe ich ein. Wenn ich die letzten elf Tage mal geschlafen habe, dann habe ich immer von diesem Unfall geträumt. Es ist die Hölle.
Als ich wieder aufwache ist es viertel nach sieben.
Ich schaue sie an. Meine Prinzessin, so wach’ doch auf, verdammt nochmal. Ich nehme ihre Hand und spüre plötzlich einen Gegendruck. Ihre Augen bewegen sich und schwerfällig schlägt sie sie auf, blickt mich an und lächelt. Ich kann mich gar nicht mehr halten vor Glück, hole ihr etwas zu trinken. Sie trinkt und spricht schwach:
“Mein Schatz, du bist hier. Wie lange schon?“ – „Elf Tage.“ – „ich lag im Koma, wegen des Unfalls?“ – „Ja. Es tut mir so leid, mein Schatz.“ – „Es ist nicht deine Schuld. Ich liebe dich dich über alles, verstehst du? Seit dem ersten Augenblick in dem ich dich gesehen habe, liebte ich dich. Bis heute. Und ich werde dich immer lieben, mein Schatz, immer.“ Ihre Stimme wurde immer leiser und schwächer. „Bitte küss’ mich“, sagte sie dann leise und kaum verständlich. Ich küsste sie. Obwohl sie kaum Kraft hatte, war der Kuss wunderschön.
Dann piepten alle Geräte um uns herum in einem konstanten Ton und Schwestern und Ärzte stürmten das Zimmer neunzehn.
“Was ist passiert?“, schrieen sie, „Sie ist wach.“, sagte ich lächelnd und überhaupt nich irritiert, weil tausend Menschen im Zimmer waren. Als ich zu mir kam, fragte ich was los sei, ich sah, dass sie versuchten meine Prinzessin wiederzubeleben.
Eine Schwester nahm mich und zog mich aus dem Zimmer, stellte mich auf den Gang und ging wieder rein.

Ich fragte mich was los ist, sie ist doch wach, alles ist wieder in Ordnung.
Dann kamen alle wieder aus Zimmer neunzehn, schauten mich an und ich wusste, dass sie bestimmt wieder eingeschlafen ist. Das war nur ein kurzer Lichtblick, sie liegt wieder im Koma.
Ich ging wieder ins Zimmer. Der Arzt fragte mich, ob ich da wirklich rein möchte. Ich sagte: „Ja, ich hab ihr doch schon elf Tage beigestanden. Sie war gerade wach, also wird sie jetzt auch wieder aus dem Koma erwachen.“ – „Sie liegt nicht mehr im Koma.“ – „Was denn sonst, ist sie etwa wach?“ – „Nein. Sie liegt nun im ewigen Schlaf.“

Ich blickte durch die Tür ins Zimmer neunzehn und sah ihr Gesicht, lächelnd lag sie da.
„Nein! Ich warte jetzt bis sie wieder aufwacht!“

Dann griffen sie mich und gaben mir Beruhigungsmittel. Ich rastete aus, schrie alle an, dass meine Prinzessin wieder aufwacht, schlug um mich, weinte. Fiel auf die Knie.

Sie wacht wieder auf, pflegte ich noch Jahre danach zu sagen.





Ich warte auf dich.


Anmerkung von pArAdoX:

entstanden: Juni und September 2007

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