Teil 1 - Fragen und Antworten

Gedicht zum Thema Gut und Böse

von  BLACKHEART

Des Nachts, zwischen drei und vier
werd ich geweckt aus schönem Traum
durch lautes Klopfen an der Tür.
Ich öffne und trau meinen Augen kaum.
Ein wütend' Mob gibt sich die Ehre
Mistgabeln und Fackeln in den Händen.
Eine gespannte Atmosphäre;
zitternde Schatten an den Wänden.
Der Bürgermeister tritt nun vor
und gebietet der Menge Ruh'.
Kratzt verlegen sich am linken Ohr
und wendet sich schließlich mir zu.
Er sagt, eine Hexe treibe ihr Unwesen
hier im Dorf und der Umgebung.
Beim Hufschmied sei sie schon gewesen...
Ich unterbreche: „Bitte um Vergebung.
Doch was hat all das mit mir zu tun?
Aus alledem werd ich nicht schlau.“

Erst druckst er herum, dann sagt er: „Nun,
wir glauben, es ist Eure Frau!“

Ich steh' da, wie vom Blitz getroffen.
„Mein Weib soll eine Hexe sein?
Ja seid ihr denn alle besoffen?
Sie war's nie, ist's nicht, wird’s nie! Nein!“

Aus der Masse tritt hervor der Pater.
„Wo ist sie?“  fragt er, sichtlich geschafft.
„Am Sterbebett von ihrem Vater
den langsam die Cholera dahinrafft.
Dort weilt sie schon seit sieben Tagen.
Glaubt ihr es nicht, schickt einen Boten
um in ihres Vaters Hause nachzufragen.
Schließlich ist dies nicht verboten.“

Der Pater spricht: „Was Ihr sagt, klingt wahr.
Doch sieh, was mit dem Schmied geschehen:
Des Nachts fiel aus sein ganzes Haar!“

So etwas hatten sie noch nie gesehen.
Wann dies geschah, möcht ich nun wissen.
Der Schmied sagt, es wär drei Nächte her.
So behaupte ich mit gutem Gewissen,
dass meine Frau es nicht gewesen wär.
„Doch wer denn dann?“  hör ich sie brüllen.
Die Mordeslust hat sie gepackt.
Sie wollen eine Hexe grillen;
das Feuerholz ist schon gehackt.
Um Gräulichkeiten abzuwenden
sag ich: „Es könnt ein jeder sein.
Es muss nicht immer blutig enden.
Wer ohne Schuld, werfe den ersten Stein!
Und Schmied, Freunde sind wir schon lange.
Vor drei Tagen noch trankst du bei mir Wein.
Doch deine Beschuldigung macht mich bange.
Wie kannst du behaupten mein Freund zu sein?“

Der Schmied spricht: „Verzeih mir meine Worte.
Schnell waren sie und unbedacht.
Doch bin ich einer von jener Sorte
mit der man besser keine Scherze macht.
Mein Haar, einst mein ganzer Stolz,
es fiel mir aus mitten im Schlaf.
Voll war es und braun wie Nussbaumholz.
Nun seh ich aus, wie ein geschor'nes Schaf.“

„Aus deinen Worten hör ich Reue
und bin bereit, dir zu vergeben.
Und, bei meines Weibes Treue,
auch ohne Haar geht weiter das Leben.
Und ihr Leute begebt euch heim.
Eine Hexe gibt es hier nicht zu töten.
Ich glaub, man führte euch auf den Leim.“

Manche von ihnen sehe ich erröten.
Doch dann ziehen sie langsam von dannen.
Aus den Wolken bricht hervor der Mond.
Er steht über meinen Schierlingstannen,
scheint auf mich, der ich heut blieb verschont.
Denn die “Hexe“, welche sie suchen,
ist kein Weib sondern ein Mann.
Ich sollte sie alle verfluchen
wie es nur ein Hexer kann.
Doch knapp war es, denn ihre Hexe
suchten sie bei mir, wollten mein Weib.
Doch verwandelt ist sie in eine Echse.
Befleckt war ihre Seele, besudelt ihr Leib.
Als ich mich im letzten Monat auf Reisen befand
war es der Schmied, der bei ihr schlief.
Ich sah es in der Kugel, die ich hielt in der Hand.
Ein Anblick, der meine Wut wach rief.
Und so reifte der Plan für meine Rache
in dunklen Nächten, als ich saß im Sessel.
Bei ihr ging sie sehr schnell, die Sache.
Ein Zauberspruch, dann warf ich sie in den Kessel.
Doch beim Schmied sollte es langsamer sein.
Aus Beeren und Wurzeln braute ich einen Trank.
Den mischte ich dann in seinen Becher mit Wein.
Als er von mir ging fühlte er sich schon krank.
In jener Nacht fiel aus sein Haar,
heut Nacht dann Fuß- und Fingernägel.
So geht es dann weiter, weil soviel ist klar:
Leiden soll er, wie ich litt, dieser Flegel.
Ins Bett geh ich nicht mehr, dafür ist es zu spät
doch bin ich gespannt, wie es weitergeht!


Anmerkung von BLACKHEART:

Dieser Teil ist aus Sicht des Krämers geschrieben.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (07.02.13)
Boah, endlich mal ein Gedicht, das eine Geschichte schreibt und nicht nur einen Moment wiedergibt...

Schön böse. In diesem Sinne: Prost! Ich trinke nie ein Glas mit dir!

 jennyfalk78 (15.05.17)
Ich hatte ja gleich Lovecraft vor Augen.
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