Das Abenteuer auf der Wiese

Kindergeschichte zum Thema Abenteuer

von  Mac

Einst lebte in einer Ameisenburg am Rande einer großen Wiese, die mit bunten Blumen und saftigen Gräsern bewachsen war, eine Ameise, die Rambo genannt wurde. Er war der größte und stärkste aller Ameisen und mächtig stolz darauf, denn von seinem Volk gab es Millionen.

Täglich übte er sich im Laufen auf allen seinen sechs Beinen oder auf zwei Beinen, damit er vier Arme hatte. Dadurch wirkte er noch größer und imposanter. Üben mit dem Fechtstab und Ringen mit anderen Ameisensoldaten gehörte zu seinem Training. In jeder Disziplin war Rambo der Beste.

Eines Tages ließ die alte Königin des Ameisenvolkes Rambo zu sich rufen. Als er gehorsam vor ihren Thron stand, sprach Sie zu Ihm folgendes: „Rambo, Stärkster meiner Soldaten. Unser Volk wird zu groß. Reise in die Welt und erkunde einen Platz für die Hälfte unseres Volkes. Wenn Du das Richtige findest, eile zurück und dann gebe ich Dir die Hälfte meines Volkes und die Prinzessin Lea mit. Ihr werdet heiraten und einen neuen Staat gründen." Oh, Oh, dachte Rambo. Einen Staat will ich schon und König werden auch, aber die Prinzessin ist ziemlich zickig. Die könnte die Königin normalerweise behalten. Aber laut sagte er: „Ja wohl, Frau Königin. Ich werde in die Welt ziehen." „Gut“, erwiderte hoheitsvoll die Regentin, „gehe in die Waffenkammer und hole Dir die zwei besten Schwerter, in der Küche etwas zu essen und dann Abmarsch.“

Rambo schritt davon und holte die Schwerter Silberstern und Sonnenglanz von ihren Plätzen. Silberstern glänzte in der Nacht und Sonnenglanz am Tag. Sie waren aus den härtesten Metallen geschmiedet, die es gab. Und warum zwei? Das musst Du mir jetzt beantworten. Wie viel Arme und Beine hat eine Ameise?

Die Butterbrotdose, die voller Kekse war, schnallte er sich an die Hüfte. Sie war natürlich von Tupperware. Er verabschiedete sich von seinen Freunden und zog los. Als er am Ende der gewohnten Ameisenstraßen angekommen war, sah er nur noch grün. Überall große, grüne, sich bewegende Pflanzen. Bin ich im Dschungel, dachte Rambo. Ich kann ja gar nichts mehr sehen. Besser ich versuche auf einen dieser riesigen Halme hoch zu klettern.

Gesagt, getan. Er kletterte also an einem dieser schwankenden, grünen Stengel mit seinen sechs Beine, die jetzt Arme waren, hoch. Aber was war das? Oben angekommen verbreiterte sich dieser Halm und wurde gelb. Er kletterte weiter und dann saß er plötzlich auf einer Blume, die Löwenzahn genannt wird. Von dort hatte er einen herrlichen Ausblick. Er verschnaufte ein wenig und schaute dann in alle Himmelsrichtungen. Und in der Richtung der Sonne, sah er etwas wie Berge. Braune und schwarze Berge mit weißen Flecken. Große und kleinere. Das weiße wird wohl Schnee sein, dachte Rambo. Aber was ist das? Rambo kam es vor, als würden die Berge sich bewegen. Und aus dieser Richtung kamen auch Geräusche, die wie „Muh, muh“ klangen. „Das muss ich erkunden“, meinte Rambo. Er merkte sich die Richtung, aus der dieses „Muh“ klang.

Nachdem einige Stunden vergangen waren, verdunkelte sich die Sonne. Der Boden zitterte etwas, und dann wurde es ganz finster. Stockdunkel, wie in der Nacht. "Bin ich in eine Höhle gefallen?", dachte Rambo. „Aber ich habe gar nicht bemerkt, dass ich gestürzt sein soll. Oder ist mir etwa der Himmel auf den Kopf gefallen, wie in meinen Asterix-Heften? Er zog Silberstern und Sonnenglanz. Vorsichtig stocherte er mit den Schwertern in der Dunkelheit. Überall stieß er auf Widerstand. Das machte ihn wütend. Mit aller Kraft stieß er die Schwerter steil nach oben.

Schlagartig wurde es hell. „Auah, auah, muh, muh.“ Er schaute nach oben und sah dann ein Wesen mit einem riesigen Kopf, einem großen Maul, zwei langen Ohren und verschreckten Augen. Es öffnete seinen Mund und fragte Rambo: „Wer bist Du und was hat mich in meinem Huf gestochen?“

Rambo schaute dieses Tier an und sprach: „Ich bin Rambo, stärkster aller Ameisenkrieger und mir scheint, du hast Sonnenglanz und Silberstern zu spüren bekommen. Du hattest mich gefangen mit deinem Huf. Aber ich habe mich befreit. Doch sage, wer bist Du denn, Du seltsames Wesen?“

„Ich bin das Kälbchen Caroline", sprach das Wesen und hoppelte auf Kälbermanier auf seinen ungelenken Beinen ein paar Schritte weg.  Aber neugierig kam es direkt wieder zurück. „Und dahinten ist meine Mama." Es zeigte mit seinem Kopf in Richtung eines noch viel größeren Wesens. „Sie ist eine Kuh.“ Staunend betrachtete Rambo diesen noch größeren Berg und einen Kopf mit langen Hörnern. „Was sind das für lange Dinger da an ihrem Kopf", fragte Rambo.

„Das sind Hörner“, sagte das Kälbchen. „Die wachsen uns, wenn wir größer werden. Später bekomme ich auch welche.“ „ Ha,“ dachte Rambo. „Meine Fühler sind aber viel schöner“. „Was machst Du hier? Ich habe Dich noch nie gesehen“, fragte Caroline. „Ich suche einen geeigneten Platz für ein neues Ameisenvolk. Es muss ein Platz sein, der vor Regen etwas geschützt ist, wo nicht so viele Gräser wachsen und wo es ein paar Bäume gibt“. „Weißt Du keinen“? „Wir können diesen Platz ja suchen“, sagte Caroline. „Klettere an mir hoch, bis das Du auf meinen Kopf sitzt und dann rennen wir los.“

Gesagt, getan. Rambo kletterte auf ihren Huf. „He, das kitzelt“, rief Caroline und schüttelte sich so stark, das Rambo beinahe runter gefallen wäre. Doch dann rannte Rambo ihre langen, behaarten Beine hoch, über ihren Bauch, dann auf ihren Rücken, über ihren Nacken auf ihren Kopf. Genau auf ihrer Stirn nahm er seinen Platz ein. „Los geht´s", schrie Rambo begeistert, „ich habe noch nie ein Reittier besessen." Das Kälbchen muhte, dann rannte es los. Sie galoppierte über die große Wiese in Richtung einiger Bäume.

Als sie angekommen waren, fragte Caroline Rambo. „Was denkst Du von diesem Platz?“ Rambo glitt an ihrer Seite hinunter und begutachtete die Stelle. Doch die Bäume standen an einem tiefen Platz auf der Wiese, wo es halt etwas nass war. So etwas nennt man Senke. „Nein,“ sagte Rambo, „viel zu feucht für eine Ameisenburg.“ „O.K.,“ sagte Caroline, „ich kenne noch mehr Plätze.“ Rambo kletterte wieder auf Caroline. Sie lachte über das Kitzeln dieses Mal und lief wieder los. Felsen und große Steine waren ihr Ziel. Kurz bevor sie diese erreichten, stolperte Caroline über etwas und knickte mit den Vorderläufen ein. Rambo flog im hohen Bogen von seinem Platz hinunter auf den Wiesenboden. Gleichzeitig sprang etwas mit einem schrecklichen Fauchen vom Boden senkrecht in die Luft. Es war eine Katze. Als sie wieder gelandet war, fing sie fürchterlich an zu schimpfen. „Du dusselige Kuh", sagte sie zu Caroline. „Kannst Du nicht sehen, dass ich hier mein wohlverdientes Mittagsschläfchen halte.“ „Oh, oh, Entschuldigung, Frau Katze", stammelte Caroline.

Da gab das Tier ein noch schrecklicheres Fauchen von sich. „Du blindes Huhn, ich bin ein Kater und keine Katze.“ Nun wurde es Rambo zu viel. „Lass bloß meine Freundin in Ruhe“, schrie er. „Sonst bekommst Du es mit mir zu tun.“ Da kugelte sich der Kater vor Lachen und erwiderte: „Was willst Du Zwerg, ich werde Dich auf schlecken.“

Und er fuhr seine große, raue Zunge aus und schleckte Rambo vom Boden auf. In der nächsten Sekunde sprang er  mit allen vier Beinen in die Luft, mit gesträubtem Fell und ausgefahrenen Krallen. Dazu gab er ein hohes Kreischen von sich und spuckte Rambo wieder aus. Was war passiert? Rambo hatte seine beiden Schwerter mitten in die raue Zunge des wilden Katers gestochen.

„Wer bist Du“, jammerte der Kater und schaute die Ameise fragend an. Caroline betrachtete die beiden mit aufgerissen Augen. „Mein Name ist Rambo“, antwortete die Ameise. „Stärkster aller Ameisensoldaten, und ich habe Dir Silberstern und Sonnenglanz zu spüren gegeben, meine Schwerter, du großmäuliger, dicker Kater.“
„Hört auf zu streiten“, meinte darauf hin Caroline. „Wer bist Du denn, Herr Kater?“ „Man nennt mich Müßiggang", sprach der Kater, „weil ich lieber mein Mittagsschläfchen halte als hinter Mäusen her zu jagen. Aber ich bin der Königstiger unter allen Katern.“

Und er streckte und reckte sich, damit die zwei seine imposante Gestalt bewundern konnten. „Ich habe geschlafen, weil ich letzte Nacht mit meinen Kumpels die kleinen Kätzchen erschreckt habe“, lachte Müßiggang. „Doch sagt, was seid ihr zwei für ein komisches Gespann. Ich habe noch nie von einer Freundschaft zwischen einer Ameise und einem Kälbchen gehört?“

„Mein Name ist Caroline", antwortete das Kälbchen. „Rambo und ich suchen einen Platz für ein neues Ameisenvolk. Er ist nicht nur ein Krieger, er ist auch so etwas Ähnliches wie ein Prinz.“ „Nun, wenn er ein Prinz ist, werde ich ihm noch einmal verzeihen“, grummelte Müßiggang.

Laut sagte er jedoch: „Ich werde euch in meiner Großmut helfen einen geeigneten Platz zu finden."  „Das ist schön, Herr Kater", kicherte Caroline. „Spring auf meinen Rücken und Rambo wieder auf meine Stirn.“ Und so nahm der verschlafene Kater seinen Platz auf dem Rücken des Kälbchens ein. Kaum war sie ein paar Schritte gelaufen, fing Caroline an kläglich zu muhen.

„Was ist los,“ meinte Rambo. „Die jungen Bullen kommen. Das sind meine Brüder und Vettern. Sie ärgern mich immer", sagte Caroline.

„Lauf zu den Felsen“, rief der Kater. „Da werden wir sie überraschen. Aber erschrecke Dich nicht.“ Das Kälbchen lief ein paar Meter bis zu den Felsen. Mit einem Satz sprang Müßiggang auf die Felsen und nahm Rambo mit. Er setzt ihn auf einen der großen Steine und verbarg sich selber dahinter. "Sag mir Bescheid, wenn die Bande da ist. Du bist so klein, sie werden Dich nicht sehen", sprach der Kater. Rambo war zwar etwas beleidigt, dass er klein sein sollte, aber er sah es ein.

Und schon kam die Horde Bullenkälber heran galoppiert. Sie rannten um Caroline im Kreis herum und wollten sie durch die Gegend schubsen. Rambo sah noch etwas zu und gab dann Müßiggang das Zeichen. und los ging`s. Plötzlich war ein fürchterliches, fauchendes und kreischendes, schwarzes Etwas in der Luft. Die jungen Bullen brüllten vor Schreck, warfen sich herum und rasten in allen Himmelsrichtungen davon. Sogar Caroline, die wusste was kam, verschreckte sich ein wenig.

Müßiggang grinste: „Die sind weg. Die werden Dich nicht mehr ärgern.“ Auch Rambo lachte: "Gut gemacht, Kater." Er kletterte von den Felsen und untersuchte gründlich die Gegend. Er lief nach hier  und er lief nach dort, krabbelte in Bodenspalten und seine Fühler bebten. „Nein“, sagte er, „der Platz als solches ist gut, aber wir können hier kein Futter finden. Lasst uns noch mehr Orte erforschen.“ „O.K.“, sagte Caroline, „aber ich habe Durst. Hinten ist ein Teich. Wir wollen dahin laufen. Vielleicht gibt es dort auch etwas zu sehen.“

Aber das ist eine andere Geschichte unserer drei Helden. Sie heißt:

Abenteuer am Teich

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