Das Abenteuer in der Morgendämmerung

Kindergeschichte zum Thema Abenteuer

von  Mac

Rambo, die Ameise, wurde schlagartig wach. Irgendein Geräusch hatte ihn aus dem Schlaf gerissen. Er schlug die Augen auf. Aber so richtig sehen konnte er noch nicht. Es war zwar schon richtig hell, doch alles sah so verschwommen aus. Er hörte leises Muhen. Da kam die Erinnerung zurück. Er war auf dem Baum am Teich gestern eingeschlafen. Wie es schien, hatte er nach all den Abenteuern von gestern sehr gut geschlafen.

Und warum war es so verschwommen? Das musste Nebel sein, der von dem Teich kam, wo gestern der Sängerwettbewerb stattgefunden hatte. „Muhen", dachte er, das Muhen kann nur von Caroline dem Kälbchen kommen.“

„Caroline, bist Du das“, rief er von oben. „ Ich kann Dich nicht sehen.“  „Natürlich, bin ich das“, antwortete das Kälbchen. „Wer soll das sonst sein? Komm schon runter. Ich warte hier auf Dich. Wir haben heute noch viel vor.“

Rambo krabbelte nach Ameisenart, so schnell wie er nur konnte, über die borstige Rinde des Baumes hinunter. Caroline streckte den Kopf gegen den Baum und „sschwupps“ saß Rambo wieder auf ihrer Stirn. Er hörte die Enten am Teich leise quaken und auch die Frösche gaben die ersten Töne von sich.

„Wo ist Müßiggang, „ fragte er Caroline. „Hier", hörten sie beide es von hinten leise rufen. Der Kater hatte sich herangeschlichen, ohne dass es irgendjemand bemerkt hatte, Er sah noch ziemlich zerzaust aus. „Ich bin noch ziemlich müde", sprach er zu Caroline und  Rambo. „Ich war lange mit Schneekönigin, meiner neuen Freundin unterwegs. Aber irgendetwas stimmt hier nicht. Ich fühle das.“ „Müde," sagte Caroline zu ihm“ ,müde bist Du immer, du Herumtreiber. Und was soll hier nicht stimmen? Es ist ein friedlicher Morgen.“

Doch gleichzeitig kamen eine Menge Vögel ins Schilf geflogen und fingen laut an zu zwitschern und zu schilpen. Mit einem Schlag war die Ruhe am Teich vorbei. Es quakte, flatterte, rumorte nur noch so auf dem Teich. „Was geht hier vor?“ Doch da verstanden sie das Gezeter der Enten. „Der Fuchs kommt, der Fuchs kommt.“ Der Nebel lichtete sich etwas und nun konnten sie besser sehen. Die Enten schwammen wie verrückt im Kreis rum, die Frösche hatten sich auf die inneren Seerosen zurück gezogen, die Vögel flatterten auf die höchsten Bäume und selbst die Fische  waren  verschwunden.

„Wie können wir euch helfen?“ rief Caroline den Teichbewohner zu. “Oh", riefen die Enten zurück,  „der Fuchs will immer unsere Kleinen fressen. Es wäre zu schön, wenn ihr ihn verjagen könntet. Dann hätten wir wieder unseren Frieden hier am Teich.“


„Was ist ein Fuchs. Ist er gefährlich?“ fragte Rambo Caroline. „Der Fuchs ist ein Raubtier, das kleinere Tiere frisst, die sich nicht wehren können“, war die Antwort. „Aber habe keine Angst", sagte Caroline weiter, „ich bin groß genug. Uns kann Reinicke Fuchs nichts anhaben.“ Da rief Rambo: „Willst Du mich beleidigen? Ich und Angst haben? Habe ich Dir nicht erzählt und bewiesen, das ich der größte und stärkste aller Ameisenkrieger bin. Er soll nur kommen, der Herr Fuchs, ich werde ihm meine Schwerter Sonnenglanz und Sternenlicht zu schmecken geben.“ Und er hob Sonnenglanz in die Luft und die Morgensonne ließ das Schwert hell auf glänzen.

„Ich mag auch keine Füchse“, ließ sich Müßiggang vernehmen. „Aber das hat andere Gründe.“ In Wirklichkeit, das ist ja bekannt, sind Katzen und hundeähnliche Tiere wie Füchse nämlich  Raubtiere.

„Ist das etwa Futterneid“, rief Caroline empört. „Das gehört sich nicht, Herr Kater Müßiggang.“ Der Kater tat ebenfalls empört, doch grinste innerlich. „Nein, das kommt davon, dass sich Hunde und Katzen halt von Natur aus nicht verstehen. Lasst uns dem Fuchs eine anständige Tracht Prügel verpassen.“ „Ihr kleinen Raufbolde.“ sagte darauf hin Caroline, „könnt ihr nichts anderes als euch prügeln.“

„Füchse sind schlau, und deshalb verstehen die nur diese Sprache. Denn heute lacht er uns ins Gesicht und kommt dann morgen wieder und holt die kleinen Entchen vom Teich, wenn sie nicht aufpassen. Das ist einer ihrer Tricks, denn im Grunde ihres Herzens sind die Füchse feige. Lange Rede, kurzer Sinn. Lasst uns einen Plan schmieden, wie wir den Fuchs verjagen können, bevor er hier ist", sprach der Kater erneut zu Caroline und Rambo.

Es wurde auch langsam Zeit. Die Nebel lichteten sich immer mehr und die Sonne wurde immer klarer. Müßiggang kletterte schon auf einen Baum. Von oben konnte er das Herankommen des Fuchses besser beobachten.

„Ich weiß jetzt wie wir es machen. Rambo klettere auf den Stamm des Baumes und verberge dich in der borstigen Rinde. Caroline muss den Fuchs an den Baum locken. Wenn es so weit ist, springst Du auf den Rücken des Fuchses. Er wird dich Fliegengewicht nicht merken. Steche ihn dann mit deinen Schwertern  Sonnenglanz und Silberstern in den Po. Das wird ihn verwirren und dann komme ich und werde ihn verjagen für alle Zeiten.“ rief er von oben. „O.k.,“ meinte Rambo, „ich bin dabei.“

Gesagt, getan. Rambo kletterte also von Carolines Kopf  auf den Stamm des mächtigen Baumes und verbarg sich dort. „Auweia", dachte das Kälbchen, „wenn das mal gut geht.“

Die Enten schnatterten weiter aufgeregt durcheinander und die Entenmutter rief alle ihre Küken zu sich. Die Frösche waren verstummt und saßen auf den großen Seerosenblättern in der Mitte des Teiches und die Fische tauchten zur tiefsten Stelle im See. „Er kommt“, meldete sich Müßiggang von dem großen Ast des Baumes, auf dem er sich versteckt hatte.

Im Morgennebel kam der Fuchs heran gepirscht in Richtung des Teiches, halb versteckt noch im hohen Gras der Wiese. Er hob witternd seine Nase und schaute sich um. Da bemerkte er Caroline, die am Teichufer stand und ihn beobachtete. Der Fuchs tat so, als würde er die Teichbewohner gar nicht bemerken und lief auf  Caroline zu.

Er öffnete sein Maul und sprach auf seine schmeichlerische Art: „Guten Morgen, mein wunderschönes Kälbchen. Was tust Du denn schon so früh am Teich. Konntest Du nicht schlafen? Oder hat Dich deine liebe Frau Mama, die gnädige Frau Kuh, schon zum Spielen geschickt?"

„Oh“, dachte Caroline geschmeichelt, „der Fuchs kann gar nicht so böse sein. Er hat doch so gute Manieren." „ Laut sagte sie jedoch, denn sie fühlte, das es besser war, vorsichtig zu sein: „Guten Morgen, Herr Fuchs. Mein Name ist Caroline. Ich besuche meine Freunde, die Enten, Frösche und Fische, alle Bewohner dieses Teiches.“ „Das trifft sich gut.  Es sind auch meine lieben Freunde. Sieh doch die herzallerliebsten kleinen Entchen. Sie sind ja so süß", sagte der verschlagene Fuchs, aber dabei knurrte sei Magen und Speichel floss aus seinem Maul. Er drehte seinen Kopf weg, damit Caroline es nicht sah. „Nun, mein liebes Fräulein Carolinchen, wie geht es denn deinem Herrn Vater. Alles bei bester Gesundheit?“

Reinicke Fuchs redete und redete, um Caroline abzulenken von dem Geschehen am Teich. Das war seine Taktik. Denn mittlerweile war es den kleinen Enten zu langweilig geworden, nur in der Mitte des Teiches zu schwimmen. Die Entenmutter quakte zwar laut, dass die Entchen bei ihr bleiben sollten, doch sie taten, als hätten sie nichts gehört. Sie kamen immer näher Richtung Seeufer. Darauf hatte der Fuchs nur gewartet.

Er sprach zwar weiter, um Caroline abzulenken, doch insgeheim spannte er schon seine Muskeln. Langsam duckte er sich, bereit zu Sprung. Als eines der kleinen Enten nahe genug am flachen Teichufer war, duckte sich der Fuchs noch tiefer und sprang. Er rutschte jedoch im Schlamm etwas aus und flog deshalb gegen die Beine des Kälbchens. Das muhte vor Schreck und trat mit allen vier Beinen gleichzeitig aus. Der Fuchs kugelte durch diesen Tritt bis an den Baum, wo Rambo und Müßiggang auf ihn warteten. Reinicke Fuchs jaulte kurz auf als er an den Baum knallte und wollte zurück an den Teich springen.

Aber dieser kurze Moment genügte Rambo. Blitzschnell raste er von dem Versteck in der borkigen Rinde auf den Rücken des Fuchses und dann in Richtung des Hinterteils. Noch im Laufen zog er Sonnenglanz und Silberstern, seine zwei Schwerter aus der Scheide. Mit aller Kraft stieß er die beide, durch die langen Haare des Fuchsfells in den Po von Reinicke. Wieder jaulte der Fuchs auf. Was war das? Ihm kam es so vor, als würden ihm glühende Nadeln in den Po gestochen. Er drehte sich wie verrückt im Kreis herum, denn er wollte sehen, was mit ihm passierte. Er sah natürlich nichts. Rambo war viel zu klein, als das er ihm dichten Fuchsfell gesehen werden konnte. Doch immer wieder stach Rambo zu. Der Fuchs wollte sich selber in sein Hinterteil beißen, biss aber nur in seinen eigenen Schwanz. Vor Schmerzen, die er sich selber zugefügt hatte, jaulte er noch lauter.

Dann kam die nächste Überraschung. Müßiggang, der die ganze Zeit auf dem dicken Ast über ihnen gehockt hatte und dem Spektakel zugeschaut hatte, ließ sich wie ein Tiger vom Baum fallen. Er wendete noch in der Luft, so dass er genau vor der Fuchsschnauze landete. Er fuhr seine Krallen aus und dann kam es für den Fuchs noch schlimmer. Wie ein Boxer  haute Müßiggang links und rechts Reinicke Fuchs ein paar für die Backen. Dabei fauchte er wie ein richtiger Tiger. Und immer wieder links und rechts. Der Kopf des Fuchses pendelte nur noch hin und her. Er hatte nur noch eine Chance.

Blitzschnell drehte er sich, warf Rambo ab und dann rannte und rannte und rannte er so schnell und so weit er nur konnte. Der Fuchs schwor sich, sein Lebtag nimmer an dem Teich zu erscheinen. Die Bewohner des Teiches riefen ihm wilde Schmähungen hinterher, die kleinen Enten streckten ihm die Zunge raus. Selbst Caroline rief: „Lass Dich hier nie mehr sehen, du Lügenbold.“

Rambo steckte Sternenlicht und Sonnenglanz  wieder zurück, Müßiggang gähnte demonstrativ und trollte sich zum Baum für ein Nickerchen. Jedoch das Geschrei am Teich war unbeschreiblich.

Karl der Karpfen erschien und hielt eine seiner berühmten Reden, nachdem er zuerst für Ruhe gesorgt hatte: „Liebe Caroline. Lieber Rambo, Edelster aller Krieger. Herr Kater Müßiggang", sprach er. „ Ihr habt uns den schönsten Morgen am Teich beschert. Unser langjähriger Feind, Reinicke Fuchs, habt ihr furchtlos von dannen gejagt. Jetzt können wir in Frieden in unserem Teich leben. Ich möchte euch hiermit zu Ehrenbewohner des Teiches erklären. Dich, Kälbchen Caroline, Dich, Rambo den Ameisenprinz und auch Kater Müßiggang, falls er verspricht, nicht mehr die kleinen Fische zu jagen. Und nun werden wir die größte Party starten, die der Teich je gesehen hat.

„ Halt, halt", rief Rambo, „ich habe zuerst noch eine Frage: „Ich suche einen Platz für ein neues Ameisenvolk, aber er darf nicht so nass sein wie hier am Teich. Kennt Ihr vielleicht einen?“ „Frag die Enten",antwortete Karl der Karpfen. „Sie können fliegen. Sie sind am weitesten herum gekommen.“

Daraufhin redete die Entenmutter: „Ihr müsst zur Quelle des Baches wandern, der in den Teich fließt. Der Bach entspringt in den Hügeln dort hinten.“ Sie deutete mit dem Kopf in die Richtung der Hügel. Caroline und Rambo, der längst wieder auf ihrer Stirn saß, sahen das glitzernde Band des Baches die Hügel mit dem Teich verbinden. „Da haben wir aber noch eine weite Strecke vor uns", meinten beide. „Aber wir werden es schaffen. Danke, Frau Entenmutter.“

Jetzt aber nahm die Party ihren Anfang. Musik erscholl aus allen Ecken, die Fische schlugen reihenweise Salto, das es nur so klatschte, wenn sie ins Wasser zurück fielen. Die Enten starteten und landeten auf dem Teich, so das Caroline und Rambo total nass gespritzt wurden. Dabei quakten sie, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstand. Und erst die Frösche. Sie sprangen von den Seerosenblättern ins Wasser oder sogar bis ans Land. Die wildesten der Frösche fingen sogar an zu pogen, das heißt, dass sie so hoch in die Luft sprangen wie es irgendwie möglich war, und dann dabei in der Luft Brust an Brust gegen einander stießen. Mit anderen Worten, es war das reinste Tollhaus und ihre Freudenschreie waren weit zu hören.

Leise sagte Caroline zu Rambo: „Lasst uns gehen, wir haben noch einen langen Weg vor uns. Sie werden es nicht bemerken, wenn wir davon machen.“ „Du hast Recht", erwiderte Rambo, „man sollte gehen, wenn es am Schönsten ist Sie brauchen uns nicht länger. Die Arbeit ist getan. Wir können ja jeder Zeit zurückkommen, wenn wir Lust dazu haben.“
Sie weckten den Kater, der natürlich wieder schlief und von Schneekönigin, seiner Freundin, träumte. Müßiggang sprang auf den Rücken von Caroline und unsere drei Helden umrundeten den Teich, bis sie an den Bach kamen. Das Geschrei vom Teich war aber noch lange zu hören. Was Rambo, Caroline und Müßiggang bei ihrer Wanderung am Bach erleben, das ist eine andere Geschichte. Sie heißt, ihr könnt es euch schon denken,

Das Abenteuer am Bach.

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