Was zählt?

Gedicht zum Thema Lebenseinstellung

von  plotzn

Des Menschen Leben ist vergänglich
und endet meistens mit dem Tod.
Auf Erden kriegt er lebenslänglich –
wer weiß, was ihm danach noch droht.

Man fragt nicht nach dem Sinn des Lebens
wenn man noch Kind ist und sehr jung
und später sucht man ihn vergebens.
Dann bleibt nur die Erinnerung.

Wer wünschte nicht, er wär unsterblich
zumindest das, was er so schuf.
Gut, unsre Gene sind vererblich
vielleicht bleibt auch ein guter Ruf.

Doch liegst du erst mal in der Kiste
dann hast du nichts von alledem –
vom Lebenswerk, vom Ruf – dann biste
heraus aus dem K.-o.-System.

Drum such im Hier und Jetzt Erfüllung
nicht in der Zukunft, angesichts
der wahrlich schmerzlichen Enthüllung:
Was ganz am Ende bleibt, ist

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Kommentare zu diesem Text


 BrigitteG (22.04.10)
So locker und leicht das Ernste verbrämt, Stefan - habe es sehr gerne gelesen. Und das Ende ist - hui! In jedem Fall eine Empfehlung wert. Liebe Grüße, Brigitte.

 plotzn meinte dazu am 23.04.10:
Vielen Dank, Brigitte. Das Gedicht ist ein leicht philosophischer Anfall eines nicht-gläubigen Katholiken. Ich wollte damit zum Ausdruck bringen, dass ich "carpe diem" mag, auch wenn es mir längst nicht immer gelingt. Auf 72 Jungfrauen im Himmel baue ich jedenfalls nicht meine Hoffnung
lg Stefan

 BrigitteG antwortete darauf am 23.04.10:
Zu den 72 Jungfrauen fällt mir natürlich sofort was ein *g*:
- wo nimmt man die alle her?
- was bekommen Frauen, wenn sie in den Himmel kommen?
- und außerdem soll George Clooney in einem Interview zu dem Thema gesagt haben "Mir sind drei Professionelle lieber als 72 Jungfrauen".
Sicher ist das Thema damit noch nicht erschöpfend besprochen worden, aber ich hör mal lieber auf :).

 plotzn schrieb daraufhin am 23.04.10:
Ich versuche mal, deine Punkte zu beantworten:
- man braucht gar nicht viele, weil Männer kaum in den Himmel kommen
- ein Jungfernhäutchen?
- ich bin für professionelle Jungfrauen
lg Stefan
chichi† (80)
(22.04.10)
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 plotzn äußerte darauf am 23.04.10:
Vielen Dank, Gerda. Ob es wirklich Wahrheit ist, kann nur jeder für sich entscheiden. Der Glauben an ein Leben nach dem Tod kann ja auch was tröstliches haben, aber er fehlt mir schlichtweg.
lg Stefan

 Didi.Costaire (22.04.10)
Lieber Stefan,

ein gelungenes Gedicht mit starker Schlussstrophe.

Zwei Dinge würde ich anders beurteilen: Wenn man jung ist (also so bis etwa 25), denkt man in der Regel mehr über den Sinn des Lebens nach und hat auch radikalere Ansätze, während man sich später eher mit eigentlich nicht hinzunehmenden Begebenheiten arrangiert, alleine schon aus wirtschaftlichen Gründen.
Das K.O.-System klingt zwar recht witzig, spiegelt aber das Ausscheiden aus dem Leben nicht so recht wieder.

Liebe Grüße, Dirk
Klopfstock (60) ergänzte dazu am 22.04.10:
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 plotzn meinte dazu am 23.04.10:
Vielen DanK Euch beiden für Eure Rückmeldung! Ihr habt Recht, die Zeile "Wenn man noch Kind ist oder jung" ist zum einen doppelt-gemoppelt und "jung" impliziert auch ein höheres Alter, als ich eigentlich ausdrücken wollte (wobei sich die Grenze von jung bei mir immer mehr nach oben zu schieben scheint .
Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass ich so zwischen 16 und 26 intensiv über den Sinn des Lebens nachgedacht habe, dann kam eine längere Pause und jetzt fängt es wieder an, zuzunehmen. Vielleicht bin ich ja atypisch oder spätpubertierend
Ich ändere die betreffende Zeile etwas um, damit sie klarer wird.
Am K.-o.-System möchte ich festhalten, weil es zwar recht flapsig formuliert ist, aber ausdrücken soll, dass jeder zu jeder Zeit aus dem "Lebens-Spiel" ausscheiden kann und man daher die Zeit bis dahin nutzen und genießen sollte.
lg Stefan

 Peer (23.04.10)
Auch wenn ich mit dem letzten Vers meinungstechnisch nicht übereinstimme, finde ich es handwerklich wie so oft sehr gelungen.
LG Peer

 plotzn meinte dazu am 23.04.10:
Dank Dir, Peer. Die Aussage des Gedichtes ist im wahrsten Sinne des Wortes "Glaubenssache". Schön, dass es Dir trotz anderer Ansicht trotzdem gefällt.
lg Stefan
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