Sado-maso Schweinesystem (eine Anklage)

Ansprache zum Thema Betrug

von  Ephemere

Was ich Eurer Konsumkultur nicht verzeihe:

Dass sie uns empfindsameren, redlicheren Naturen den Genuss an der Schönheit und den Glauben an die Liebe verleidet.

Dass die Schönheit zur kommerziellen Maske geworden ist, die Liebe zur seichten Unterhaltung und Sexualität zum Verkaufsargument für Motorenöl treibt uns in den Untergrund, wo das Hässliche, Zerrissene, Selbstzerstörerische, Zynische den glaubwürdigeren Anspruch auf Authentizität erhebt.

Die Verkitschung Gottes führt Wahrheitssuchende dem Teufel in die Arme - wir wenden uns dem Kranken und Unversöhnten zu, weil wir den Ekel vor der Verlogenheit und Oberflächlichkeit dessen, was Ihr uns als "gesund" und "glücklich" verkaufen wollt, nicht mehr ertragen können.

So wird man schließlich selbst krank und unversöhnt, da man das gute Gewissen und den guten Stil in der Gesundheit nicht mehr zu finden vermag.

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Kommentare zu diesem Text

holzköpfchen (29)
(28.04.11)
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 Ephemere meinte dazu am 28.04.11:
Hehe, freut mich, wenn der Text die Gemüter so erregt - dafür ist er ja auch geschrieben. Eine "Anklage" ist eben eine Anklage und keine dialektische Erörterung oder ein programmatischer Gegenentwurf. Es ist auch kein normativer Text, sondern ein deskriptiver, der Erfahrungen und Beobachtungen zuspitzt und ihnen eine Stimme verleiht. Das ist kein politisches Manifest. Schau Dich mal um - die ganze (sogenannte) Gegenkultur ist vollgesogen mit der Stimmung, die der Text ausdrückt.

Abgesehen von diesen generellen Präliminarien einige konkrete Spitzfindigkeiten zu Deinem Kommentar:

- es gibt einen himmelweiten Unterschied zwischen "Konsum" und "Konsumkultur". Wir müssen konsumieren, um zu leben. Auch das Jagen, Sammeln und Fressen des Tieres oder "Wilden" ist Konsum. Aber das heißt noch lange nicht, dass man darauf eine Kultur, eine Gesellschaft, ein System, einen Kult gründet, seine Erfüllung im Konsum findet - statt ihn als Mittel und Notdurft des Lebens zu sehen...was nicht heißt, dass man Aspekte davon, z.B. ein gutes Essen, nicht genießen könnte, wie man es auch genießen kann, wenn sich nach langem Druck die Blase entleert (und doch käme keiner auf die Idee, die Erfüllung im Pissen zu proklamieren).

- der Sprecher (zumal einer fiktiven oder virtuellen Bewegung) klagt die Kommerzialisierung und Banalisierung des Schönen und Erhabenen an. Darin sieht er eine Schuld, die nicht in ihm liegt, weil er sich daran nicht (mehr) beteiligt. Nicht an den Konsequenzen, die er daraus zieht. Deswegen lautet der erste Satz "Was ich Eurer Konsumkultur nicht verzeihe: Dass sie uns empfindsameren, redlicheren Naturen den Genuss an der Schönheit und den Glauben an die Liebe verleidet." und nicht "...dass sie uns in den Untergrund zwingt", oder "...dass sie uns krank und böse macht" oder Ähnliches. Für den Weg, den man beschreitet, ist man selbst verantwortlich. Für die Wege, die sich einem bieten, jedoch nicht (alleine).

- Was ist denn aus Deiner Sicht der "rechte Weg"? Wenn es nur "Eigenverantwortung" der Individuen gibt, wer banalisiert und entheiligt denn dann das Leben? Wir Eigenverantwortlichen alle? Also ebenso Du? Aber nein, Du gehst einen anderen Weg, abseits der "Schönheitsideale", "kämpfst" für Deine eigenen "Ideale". Also Du nicht. Also "ihr" ohne "Dich". Also auch bei Dir keine Schuld. Aber wofür kämpfst Du und gegen wen? Und weshalb ist es dann so wichtig, dass man ein "Vorbild" abgebe? Wer bräuchte das denn dann noch? Du ja nicht. Oder doch? Und was wäre das Vorbild? Wie sollte ein "Kampf" aussehen? Lässt sich Schönheit oder Erhabenheit erkämpfen? Lässt sich eine verwelkte Blume durch Krieg zum Aufblühen zwingen?

Letztlich "heult" ja keiner im "Eckchen"...sondern der Sprecher klagt an. Und eine Anklage ist ein Teil eines Gerichtsprozesses. Dem Prozess folgt ein Urteil. Dem Urteil folgt Aktion. Der Aufschrei einer Anklage ist eben das Gegenteil vom "übers Schicksal heulen"...er ist Manifest einer Empörung - in beiden Sinnen des Wortes.
holzköpfchen (29) antwortete darauf am 28.04.11:
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 Ephemere schrieb daraufhin am 28.04.11:
Ich fürchte, Dein Unverständnis für das im Text ausgedrückte Gefühl und den zugehörigen Impetus ist dermaßen tief, dass ich Dir das auch mit weiteren Ausführungen (die ich bei Bedarf gerne mache) nicht nahebringen kann, weil Du diese Gefühle, Eindrücke, den Überdruss, und die daraus entstehende Revolte und neuen Ufer, nicht ansatzweise selbst erlebt, selbst empfunden hast. Das zeigen schon Deine ersten Zeilen zu "Konsum" und "Kultur". No offense, just different paradigms.

P.S.: Schon alleine der Titel hätte dessen ganz ungeachtet anzeigen können, dass die Antihaltung hier durchaus kritisch-ironisch betrachtet wird...ohne ihr den Stachel nehmen zu wollen.
(Antwort korrigiert am 28.04.2011)
holzköpfchen (29) äußerte darauf am 28.04.11:
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Jack (33)
(28.04.11)
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 Ephemere ergänzte dazu am 28.04.11:
Das ist genau das Problem: Die Revolte, die sich gegen das künstliche Schöne richtet, indem sie das vermeintlich authentische Hässliche dagegen hält, macht letztlich auch die Hässlichkeit noch zur Pose, ohne dass die Schönheit rehabilitiert würde - im Gegenteil, sie wird in ihrem traurigen Zustand fixiert.
Farnaby (41)
(28.04.11)
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 Ephemere meinte dazu am 28.04.11:
Ist das nicht klar, was der Sprecher anklagt? Also woran der Überdruss herrscht? Falls nicht: Welches Gift bräuchten wir hier Deiner Meinung nach?
Farnaby (41) meinte dazu am 28.04.11:
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holzköpfchen (29) meinte dazu am 28.04.11:
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Jack (33) meinte dazu am 28.04.11:
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 Ephemere meinte dazu am 29.04.11:
DANKE, JACK!!! Exakt erfasst - den Impetus, seine Ursache, das Aussichtslose daran und genau deshalb eben die (Selbst)Ironie darin. Eine Erleichterung, dass das zumindest manch einem doch zugänglich ist! Und "psychologische Brille aus dem Discounter" ist herrlich
@holzköpfchen, @farnaby: Dem was ich oben geschrieben habe und vor allem dem, was Jack geschrieben hat, kann ich nichts *zielführendes* hinzufügen. Insbesondere, da von Euch Beiden noch weniger konkretes, mit Sinn, Ziel und Richtung Gefülltes kommt. Warum? Ich wette: siehe Kommentar von Jack.
(Antwort korrigiert am 29.04.2011)
(Antwort korrigiert am 29.04.2011)
holzköpfchen (29) meinte dazu am 29.04.11:
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Farnaby (41) meinte dazu am 29.04.11:
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Jack (33) meinte dazu am 29.04.11:
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holzköpfchen (29) meinte dazu am 29.04.11:
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Caty (71)
(28.04.11)
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 Dieter_Rotmund meinte dazu am 29.04.11:
Ich kann Holzköpchen und Farnaby nur zustimmen, da mag Ephemere sich noch so stark herauszuwinden versuchen. So oder so ist er offenbar gescheitert und will es trotzköpfchenhaft nicht einsehen...

 Ephemere meinte dazu am 29.04.11:
@Caty: Ob der Sprecher in "Eurer" (also auch "Deiner") Gegenwart Unbehagen empfindet, weiß ich nicht. Woran er Unbehagen empfindet ist das Theaterstück der Profanisierung und Verflachung des Schönen...an dem er selbst durch seine Reaktion mitwirkt. Denn es ist ja durchaus nicht so, dass er nichts täte, als einen "Urschrei" auszustoßen oder, um mit "holzköpfchen" zu sprechen, "in der Ecke zu sitzen" oder gar mitzulaufen. Er handelt, indem er ins Hässliche, Dunkle geht und dort die Authentizität sucht, eine Gegenwelt aufbaut. Dadurch, wie "Jack" festgestellt hat und ich auch zuvor kommentiert habe, zementiert er aber die Aushöhlung des Schönen selbst weiter mit. Eine Revolte, die sich vom Unerträglichen abkehrt, ohne aber eine Restauration des Ersehnten zu erlangen. Die Frage, die ich zuvor gestellt habe, bleibt jedoch: Wie könnte eine "Revolution" aussehen, was täte der "berufene Revolutionär" und wie könnte er erfolgreich sein? Lässt sich Authentizität, die Unbefangenheit in der Schönheit, erkämpfen? Erobern?

@Dieter: An Flachheit leider kaum zu überbieten. 1.) Verwechslung Text/Protagonist und Autor. 2.) Kein Sensorium für Ironie. 3.) Sind wir hier bei einer Sportveranstaltung ("eins zu null für XYZ")? 4.) Worin läge das "Scheitern" und was läge am "Gewinnen"?
(Antwort korrigiert am 29.04.2011)
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