Antidepressiva? Fuck off, gib' mir einfach das Lächeln zurück...

Text zum Thema Taubheit

von  ZornDerFinsternis

Damals. Im Frühjahr, vor fünf Jahren.
Da hast du mir jeden Hauch von Liebe und Ehrfurcht
aus dem Schädel gefickt.
Mit deinem widerlichen Lächeln die Narben in meine
Haut gestanzt. Befremdlich, was Liebe für dich bedeutet
hatte.
Heute bleibt noch immer dieser Schmerz, bei jedem
dieser Filme. Bei jedem Atemzug. Jeder Zigarette.
Menschen sind Menschen, bedeutungslose Zellhaufen,
einzig auf Vernichtung genormt.
Selbstzerstörung, das Einzige. Eine lebensrettende
Sofortmaßnahme, wenn man es dann so nennen will.
Whisky und Korn blenden diese Erinnerungen für wenige
Stunden aus. Und es fühlt sich wie leben an, wenn man
zwischen Vollrausch und Koma pendelt. Diese schmalen
Schritte zwischen Tod und Leben, die man jeden Tag
begeht, um sich aus den Klauen des Bösen zu flüchten.
Die meisten Joints liegen hinter mir. Intensive und
weniger intensive Momente, aus Glück und Schmerzen.
20 Jahre nun schon, bin ich dabei. Experimentiere, mit
Gegenwart und Schmerz. Ein wenig Nikotin, eine Prise
Vergangenheit, schlägt auf Schnaps und Narben. Blutig
rinnt die Zeit neben der Pille danach. Dieses Leben,
was in mir heranwachsen würde, macht es noch unerträglicher.
Diesen eisernen Vorhang auf Herz und Außenwelt.
Betontod. Whisky.
Ich warte. Noch immer. Auf Winter. Frühjahr.
Die Schreie vermischen sich mit Scherben und Ekel.
Es drängt sich wieder auf. Dein Bild.
Sobald es meinem Geist gelingt, die Barriere zu umgehen,
stehst du vor mir. In Pixeln, aus Fleisch und Blut.
Ornanierst auf die blutigen Lilien neben meinem Grab.
Mit diesem Lächeln. Und es riecht nach Angst. Immer.
Auch morgen.
Die Klinge schneidet sich durch die verblassenden
Pigmente der schwarzen Tattoofarbe am Handgelenk.
Fehler, jeden Tag. Einzig.
Was auch immer du warst, auch heute hältst du mich.
An diesen Strängen, die die Welt nicht erblicken kann.
Es läuft die Zeit in meinem Hafen ein.
Wieder bohrt sich Nougat in Schluchten tiefdunkler
Tannenwälder.
Becken hebt und senkt sich. Langsam, dann schneller.
Kaum zu glauben, dass es nur einen einzigen Menschen,
einen Mann braucht, um das Leben eines Mädchens in
15 Minuten zu zerstören.
"Prost".


Anmerkung von ZornDerFinsternis:

"Wenn einzig sterben, eine Antwort dir kann geben..."

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Kommentare zu diesem Text

Skandia (43)
(25.06.11)
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 ZornDerFinsternis meinte dazu am 25.06.11:
Ich danke dir von Herzen, meine Liebe -knuddel-

 franky (06.07.11)
Dein Text ist wieder so ein wasserdichter, Hieb und stichfester Anschauungsunterricht, der durch Mark und Bein geht. So was kann nicht erfunden werden, das ist echtes Leben! Hat mich beim Lesen, beeindruckt, erschüttert.

Herzliche Grüße

Franky
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