Sogenannte Texte der Betroffenheit!?

Text zum Thema Internet

von  Fuchsiberlin

Im Alltag beförderten der Druck der Angleichung, der (zu) hohen Erwartungen,
des gefühlten Andere-können-oder-wollen-mir-nicht-zuhören sie ins Abseits.
Mauern des Schweigens wuchsen.

In einer Welt des Virtuellen sehen sie ihre Chance, ihr Schweigen zu brechen.
Sie hoffen auf das, was sie in der sog. Realität, obwohl sich doch auch im Internet eine sehr geballte Realität widerspiegelt,ja was sie in ihrem Leben bei Mitmenschen nicht (mehr) fanden:

Das ein anderer ihnen zuhört und wenigstens den Versuch eines Verstehens unternimmt.

Doch hört man ihnen in dieser Welt der unterschiedlichen Nicks wirklich mehr zu als im Alltag? In diesem schnelllebigen Kommunikationsmedium?

Liest ein anderer am Monitor wirklich das heraus, was andere im Alltag nicht (mehr) hören können oder wollen, und der Versuch des Verstehens in einer inneren Abwehr besteht?

Entwickeln Betroffenheitsaussagen tatsächlich einen Austausch, eine Kommunikation, in denen die Emmotionen ene Hauptrolle übernehmen?

Grüne Wunder existieren nicht, doch im Alltag schreien unzählige Verstummte in die Menge. Im Internet entwickelt dieses Unüberhörbare einen eigenen Mechanismus.
Hilft eine vermeintliche Anonymität, Schritte zu gehen, von denen man vorher nicht weiß wohin diese führen?

Verdrängtes in einer Resignation des Nichtgehörten oder Nicht-zu-hören-wollendes,
dieses befindet sich manchmal auf der Überholspur einer Datenautobahn. Die Folgen oder Reaktionen bleiben unvorhersehbar.

Im Alltag ein verborgenes Ich, erblüht der Nick zu einem gewünschten Lebensdialog oder -monolog.

Doch manchmal wird in die farblose Norm hineingekotzt. Emotionales trifft auf die Ruder anderer Lebensboote. Ein Sturm oder ein vermeintliches Rettungsboot finden sich im Ozean der Worte wieder.

Emotional wird dem Subjekt eine Stimme verliehen, anfangs vielleicht noch im stotternderm Fluss der Worte, doch irgennwann brennt die Haut, und das Feuer lässt sich nicht mehr aufhalten.

Die sich emotional-gefühlten Unterdrückten verloren ihr Schweigen,
mögen sie es auch (eines Tages) im Alltag verlieren.

Sie suchen gewiß auch eine Aufmerksamkeit, eine die ihnen in entscheidenden Situationen ihres Lebens versagt wurde. Doch sucht nicht jeder Mensch ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit?

Mitleidiges Bekunden verspricht in Regel keine Hilfe, ein Mitgefühl und ein Austausch von unterschiedlichen Gefühlsmomenten kann jedoch im "richtigen" Moment Grenzen abbauen.

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Kommentare zu diesem Text

KoKa (43)
(12.11.11)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 13.11.11:
Hey John,

ich beleuchtete generell das Internet. Das manche Menschen, die im Leben schweigen, aufgrund einer Lebenskrise oder psychischen Erkrankung, sich im Internet öffnen. Sie tun dies durchaus auch auf Literaturportalen. Wenn es literarisch gut verpackt ist, dann ists auch okay, doch ein Abkotzen und Hoffen auf Hilfe und/oder Aufmerksamkeit, ist in Literaturforen fehl am Platz, denn dafür gibts genügend spezielle Foren im Internet, auch und gerade zum Austausch von Gleichgesinnten. Dennoch kann ein Mensch, der in einer Lebenskrise steckt, und logo auch ein psychisch erkrankter Mensch, durchaus in einem Literaturforum gute Werke veröffentlichen.

GlG
Jörg
KoKa (43) antwortete darauf am 13.11.11:
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 Fuchsiberlin schrieb daraufhin am 13.11.11:
Ja genau John, das WIE sie es tun, ist entscheidend. Persönliche Defizite können niemals über ein Literaturforum beseitigt werden,das ist auch nicht der Sinn eines solchen, dafür gibts professionelle Helfer. Was ich gar nicht mag, wenn jemand so agiert, we du es in Deinem letzten Satz beschreibst, das bedeutet für mich dann, dass jemand mit den Emotionen anderer spielt, "nur" um etwas für sein Ego zu tun.
KoKa (43) äußerte darauf am 13.11.11:
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 EkkehartMittelberg (12.11.11)
Mit Betroffenheit meinst du wohl ein psychisches Leiden, Jörg.
Man kann nur jedem raten, solange dieses akut ist, sich einer Fachkraft anzuvertrauen. Wenn jemand stark betroffen ist, bringt er nur selten gute Literatur zustande, weil ihm Distanz fehlt. Er wird in diesem Zustand wahrscheinlich auch kritikresistent sein, setzt sich aber einem möglichen Verriss aus, sodass ihm wahrscheinlich mit seinem Leiden nicht geholfen wird und ihm zusätzlich noch bescheinigt wird, literarisch "versagt" zu haben.
Ich empfehle deinen Text, weil er ein auf Literatur-Foren häufig anzutreffendes Problem thematisiert.
Ekki

 Fuchsiberlin ergänzte dazu am 13.11.11:
Hallo Ekki,

genauu dies, aber auch Menschen, die sich in einer Lebenskrise befinden.
Ich stimme mit Dir überein, dass oftmals professionelle Hilfe der hilfreichere und bessere Weg ist. Die Distanz fehlt dann wirklich, so wie Du es beschreibst, dennoch glaube ich, ist durchaus auch ein Schreiben eines guten Literaturwerks möglich. Es kommt hierbei allerdings auch auf den kritischen Blick in den eigenen Spiegel an. Kritikresistenz kann durchaus oft in solchen Situationen/Fällen ein Hindernis darstellen, weil der Schreibende alles oder zu viel an sachlicher Kritik persönlich nimmt. Das Selbstvertrauen ist mehr oder minder schlecht und jede Kritik wirkt dann vielleicht wie ein spitzer Pfeil ins verwundete Ich. Doch dann sollte man erst recht nicht in einem Literaturforum schreiben, und sich einer Kritik aussetzen, denn mit Kritik muß hier immer gerechnet werden. Es stimmt, dass dies auch in Literaturforen ein Problem darstellt, und das, obwohl es im Internet auch viele spezielle Foren gibt, die hilfreicher und angemessener für den Betreffenden sind.

GlG
Jörg
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