Gignomai

Text

von  Akzidenz

Vom Panoptischen
[..] Rache und Vergeltung trennt ein Haar der Philomela: 
sie ist die Wiederherstellung der Demut, nicht die des Stolzes.

[..] Überall da unter den Menschen, wo das Schauen zur Lustbarkeit und das Spektakel zum Verlernen einer Einsamkeit geworden ist,
da scheinen noch die niedersten Instinkte die hohen zu rächen - und voll und ganz werden wir heiter:
Hinsehen ist Rächen und Beherrschen des Zufalls! Geifer ist Drehen und Mitschwingen an Allsamigkeit! Und Allsamigkeit bewegt die Welt!
So überredeten noch viele einen Toten zum Leben und zu Lebensdingen am Blutgerüste, aber: auch hier vertieft am Katafalk.
Gibt es hochtreibendere Erdenfreuden, als die kurzatmigen Tod-Gastschaften? Des Lebens letzte Worte haben, sagend: Wir hören ja nie auf, zu leben!
Das Schlimmste dünkt mich solche Art und Distinktion des letztgültigen actus zu sein; wenn nicht aus Vergeltung, dann noch aus Frohsinn ad oculos und ähnlich gleichgültiger Plaisanterie! Drängt nicht längst aus dem Bewusstsein die Asche solcher Feuermacher, hier flattert sie und wirbelt auf, aus einer Notion, die sie in weniger so harten Sinnen hinterlassen haben mochten, sie stürmen, wenn sie im spectantium stehen, um nur zu sehen: wer widerstehet den Genesen- und Gefallenen, den Türmen, der Schau, aus der wir leicht uns tun, uns zu versammeln, zu rüsten nun mit der Verschwendung, zu widerstehen und das Dinge unseres Widerstandes besitzen. Brücken sind das, die machen erst die Niederungen und neue Kletterwege hin zur Vornehmheit, dass große Dinge viel umgebe! und über Brücken führen müssten!
Doch Vornehmheit hat Rückschritt, ja noch Fall und Abgrund nötig: dass wir am Ort von Not und Nein beweisen wollen, wie sehr ein Zufall gleich dem Sehen auch nicht ganz fern dem Vorrecht- und alsgleich nicht fern der Rache liegt, noch einmal die Ruhmsucht dessen zu ertragen, was nicht zu ertragen ist, worüber wir gar enthaltsam oder geekelt werden würden, säße nicht in uns die Straflosigkeit ganz, nicht um uns, sondern um andere fürchten zu müssen. Sich an Galgenstürzen ergötzen! Von Brückenschauder ist das Hinrichten! Drum sehen wir im Seelenauge schon den Vorlaut des Danachs zerbrechen: denn hier gelangt nichts hin, was trügt und großes Weltendunkel ist, und auch nichts, was sich im Scheine letzt und bei den Scheinenden schlemmt und schwängert, denn bei der Styx: auch eine Wahrheit des Schutzes gibt es, die bracht Ich aus der Galeere mit.
[..] Den Dank erwidern wir in Kraft der Wohltat, die nur im Empfinden pflegt verstanden zu werden, wie als das Ewig Schenkende und niemals Abgebilligte.
Ich sage: selbst werden sie den Toten noch in Krafte ihrer Wohltat danken!
Für die leichenvolle Uhr und Zeit, die sie nicht angeht.

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Kommentare zu diesem Text

Menschenkind (29)
(17.06.12)
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