(Un) vollkommenheit

Text zum Thema Innenwelt

von  Prinky

Sie war unglaublich schön, aber er war unglaublich blind.  Und das im wahrsten Sinne.
Sie saß mal wieder auf den großen Steinen vor der größten Bank ihrer geliebten kleinen Stadt, kramte in ihrer Modepüppchen-Tasche, und schien wie immer total selbstverliebt zu sein. Er hingegen saß auf der in die Jahre gekommenen Parkbank, die schräg gegenüber der Bank unter einer kleineren Laube stand.

Sie war es gewohnt gierigen Blicken ausgeliefert zu sein. Und irgendwie schien es ihr komisch, das er so gar nicht wie die anderen Typen schien. Er schaute in ihre Richtung, jedenfalls schien es ihr so, aber es wirkte so, als sähe er sie gar nicht. Als gäbe es sie nicht. Das machte sie wütend, so wütend, das sie schließlich aufstand, und in seine Richtung ging.
Beim vorbeigehen meinte sie, das er wohl blind sein müsse. Aber allem Anschein nach hätte er wohl keinen Geschmack. "Arschloch", murmelte sie in seine Richtung.

Die Vögel sangen über ihm in dem großen Baum. Warme Sonnenstrahlen berührten seine Haut, und das war wunderschön. Niemand anderes vernahm ebenfalls das bunte Vogelgezwitscher über ihm. Wie auch? Seiner Phantasie konnte nur er folgen. Seiner Blindheit folgte die Taubheit. Und seine Phantasie war seine Welt.

Sehende, hörende Menschen haben die Vollkommenheit des Lebens nie begriffen, aber sie haben über die Unvollkommenheit eines Menschen zu oft den Kopf geschüttelt.

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (21.01.13)
Macht nachdenklich. LG

 Prinky meinte dazu am 21.01.13:
Das war auch meine Intention Armin.
chichi† (80)
(21.01.13)
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 Prinky antwortete darauf am 18.08.13:
Ich hoffe du hast es getan. Man kann über so vieles nachdenken,
man hat seine Meinung, steht alleine da, oder man befindet sich in einer Masse mit einer Einheitslösung.
Doch du bist ein Individuum. Im Endeffekt entscheidest du dich für die Lösung, die dich anspricht.
Micha
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