Traum einer Jungfrau nahe Nazareth

Gedicht zum Thema Traum/ Träume

von  harzgebirgler

Es lagert die Schöne auf seidigen Laken
mit baumlangen Stelzen, die eben noch staken
in roten Stilettos, sehr hoch und sehr schmal –
die Dinger zu tragen ist schick, doch ’ne Qual.

Sie schaut unter dunkel bewimperten Lidern
scharf prüfend herab an den traumhaften Gliedern,
sieht Arme und Beine, sieht Hand und sieht Fuß
und nichts, was sie sieht, gäbe Grund zu Verdruß.

Ihr Kummer, der nistet tief drinnen im Herzen
und frißt seine Kraft wie Wachs brennende Kerzen:
Sie hofft auf ein Kind von dem Mann, den sie liebt,
der aber mit andern sich umtreibt, umgibt…

…Um dich herum verblassen alle Dinge
und magisch reisst es mich in deinen Schein -
oh dass dies Leuchten deiner Lust entspringe
an mir, ich wünsch’s, ach, wärst du doch nur mein!

Wie lange brennt das Feuer im Gemüte?!
Wann fängt die Zeit vielleicht ihr Löschwerk an
und tilgt all das, was zehrend brannte, glühte,
aus meinem Sinn, der lechzst nach diesem Mann?!

Ein Tal der Wunder, das sind seine Lenden,
sein Leib, er ist der Garten meiner Lust,
nur er allein mag ihm die Blüten spenden,
oh voll des Dursts sänk´ ich an seine Brust.

Noch ist er meiner Augen schönste Weide,
nicht satt kann seh´n an ihm sich schon mein Blick,
noch ist´s mit Ängsten, daß ich von ihm scheide
und glühend kehrt mein Sinn zu ihm zurück...

...Ein Gott, der es leid war in endloser Ferne
so einsam zu sein, schritt still über die Sterne
auf englischer Suche nach fruchtbarem Leibe -
er hörte die Klage und schenkte dem Weibe
sanft lindernde Saat seiner himmlischen Güte,
die in ihrem Schoß bald heranwuchs, erblühte.


Das Gedicht ist auch in der Anthologie „IM TRAUM BIST DU MIR BEGEGNET“ (net-Verlag, 2012) enthalten.

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Kommentare zu diesem Text

True-Poems (58)
(25.04.16)
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 harzgebirgler meinte dazu am 26.04.16:
dass so jungfrau’n je zum kinde kommen / glauben eh bestimmt nur die ganz frommen! herzlichsten dank & glg
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