Der Augenblick davor

Kurzprosa zum Thema Traum/ Träume

von  Moja

Der Leseraum füllt sich mit Publikum. Ein Mann beschwert sich bei mir über sein frühes Erscheinen, über eine Stunde wartete er im Nebel. Zu spät bemerke ich, dass ich das Baguette vergessen habe. Also stöbere ich erst einmal im Bücherregal. Neben der Kinderbuchausgabe von Ulla Hahn „Das verborgene Wort“ finde ich mein Lieblingsbuch „Zäpfel Kerns Abenteuer“ von Otto Julius Bierbaum für 3,60 €. Sollte ich es mir noch einmal kaufen? Wie seltsam und sinnig! Während ich meine Texte auspacke und in die griesgrämigen Gesichter der Zuhörer blicke, frage ich mich besorgt, ob sie mir zuhören oder sich gar entsetzlich langweilen werden. Was lesen die Leute für gewöhnlich? Krimis, Groschenromane oder triviale Liebesgeschichten? Sicher lesen sie nur anspruchsvolle Literatur. Bin ich dann lediglich eine Aufschneiderin?

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Kommentare zu diesem Text

Sätzer (77)
(06.01.20)
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 Moja meinte dazu am 07.01.20:
Und selbst jetzt gleich vorm Literaturzirkel, lieber Sätzer,
beschwingte Grüße,

Moja

 franky (06.01.20)
Hi liebe Monika!

Da müsste man als Einleitung schon mal Musik laufen lassen, damit die Gesichter etwas freundlicher dreinblicken.
Habe das bei einer Bekannten Lesung mal spontan gemacht. Mich zum Klavier gesetzt und etwas fröhliches angestimmt, das ist sehr gut rüber gekommen.
Musik lockert immer auf.

Wenn du nicht so weit weg wärest, würde ich mal sponty eine Einlage riskieren.

Herzliche Grüße

Von Franky

 Moja antwortete darauf am 07.01.20:
Eine tolle Idee, lieber Franky!

Das stelle ich mir gleich vor: Du am Klavier, greifst locker in die Tasten, die Melodie beschwingt den Raum, das Füße scharren, Husten hört auf, Gehässigkeiten hängen nun schlaff über der Rückenlehne, Kniee wippen, ein Lächeln zieht auf - und dann geben wir abwechselnd was zum Besten...

Gerührte Grüße
Moja

 AchterZwerg (06.01.20)
Es ist eigenartig und traurig zugleich, dass die bereits über Jahrtausende währende Dressur der Frauen noch immer dieses Gefühl des Nichtgenügens hervorrufen kann.
Dieses Gefühl, eine Scharlatanin zu sein ... gerade bei Frauen, die wirklich etwas können! Dich scheint dies sogar bis in die "Träume" zu verfolgen ... :D
Oft stellt sich die Empfindung im Nachhinein als falsch heraus - jedoch anders als vermutet:
Gut anlanden lässt sich mit Trivialem; das Anspruchsvolle findet selten Enthusiasten.
Woran erinnert mich das jetzt wieder?

Zwnkergüße
der8.

 Moja schrieb daraufhin am 07.01.20:
An das kollektive Unterbewusstsein usw., lieber 8.!
Das bauscht sich in Träumen nämlich mächtig auf. Wer nicht als Kind schon mit dem großen Löffel Ermutigung gefüttert wurde, muss sich selbst durch den Brei löffeln.

Diese Lesung allerdings war in der Realität - ein Traum, wunderbarst Stimmung & Publikum. Ein anderes Mal: nur Stockfische, stumm und regungslos, zuckten nicht mit der Flosse. Wir flohen ins mitternächtliche Kaffee, bei Kaffee & Kuchen schmeckte uns der Abend, das mal so nebenbei aus der Handtasche geplaudert. Du kennst das ja alles...

Zwinkere zurück!
Moja

 AchterZwerg äußerte darauf am 07.01.20:
Bei mir is ma eina eingeschlafen.
Zwar ein etwas älteres Modell - aba trotzdem! :(

 EkkehartMittelberg (06.01.20)
Hallo Monika, das Lampenfieber verlässt wahre Könner nie.
LG
Ekki

 Moja ergänzte dazu am 07.01.20:
Gut gesagt, lieber Ekki, eigentlich schon ein Aphorismus.

Grüße herzlich zurück,
Monika

 TassoTuwas (06.01.20)
Hallo Moja,
das verteufelte ist, selbst der massenhafte Verkauf eines Buches nach der Lesung gibt keine Antwort auf die Frage, kaufen die alle nur Triviales oder nur Gutes
Liebe Grüße
TT

Kommentar geändert am 06.01.2020 um 20:10 Uhr

 Moja meinte dazu am 07.01.20:
:-) wie wahr, lieber TT!
"massenhafter Verkauf eines Buches" - von diesem Dilemma blieb ich zum Glück verschont. Masse macht's nicht.

Dank und liebe Grüße,
Moja
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