Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart. ABGEGRENZTE WELTEN

Groteske zum Thema Kunst/ Künstler/ Kitsch

von  Moja

Im Museumsraum hält mir ein Mann im goldenen Jackett eine blaue Broschüre mit dem Titel „DER VERDRÄNGTE GRUND“ entgegen. Irritiert werfe ich einen Blick auf das bedruckte Millimeterpapier, als hinter mir eine Person mit gutmütiger Stimme sagt: „Gehen Sie durch die Ausstellung, schauen Sie lange und fest auf die Bilder. Achten Sie darauf, welches Bild die Besucher besonders anschauen, vom Anschauen der Bilder wird man gesund.“ Der Künstler, zu dem sie spricht, nickt wohlwollend. In dem Moment läuft mir die Kuratorin über den Weg, und gesteht mit einem verlegenen Lächeln, sie hätte die Anweisung erhalten, verschiedene Bilder und Objekte in das Depot zu stellen, darunter bedeutende Arbeiten. Sie bietet mir an, mich zu begleiten, damit ich mir die Bilder anschauen könne. Wir bahnen uns einen Weg durch ein Publikum, das atemlos einer Inszenierung lauscht. Das Thema – CHAOS. STREIT UND BEWEGUNG – groß und deutlich lesbar auf der Fensterwand. Ein Akteur spielt abwechselnd die Rolle des Arztes und des Ehemannes, die kranke Frau im Bett singt vor sich hin. Die Dialoge werden immer turbulenter, Verwünschungen schlagen in Hass um. Die Kuratorin schiebt mich mit hochrotem Kopf zur Tür. Schließlich stehe ich vor dem empfohlenen Exponat aus einer repräsentativen europäischen Sammlung „MEADOW AND HEAVEN“ (Acrylmalerei), eine psychedelische Komposition. Ich aber entscheide mich für das expressionistische Werk daneben:

VERSCHIEBBARER LÖWE
VOR DEM HOCHHAUS
DER STADT

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Stelzie (55)
(05.07.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Moja meinte dazu am 05.07.19:
Liebe Stelzie,
ich gebe zu, dass ich auch nicht alles verstehe. Das Traummaterial ist so anregend und verblüffend, dass ich einfach diese kurzen Geschichten daraus machen muss.
Unterschwellig passiert ja ziemlich viel Abstruses in dieser Ausstellung. Freut mich, dass Dir der Rundgang gefallen hat! Dankeschön und lieben Gruß, Moja
wa Bash (47)
(05.07.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Moja antwortete darauf am 06.07.19:
Hallo wa Bash,
ich freue mich über Deine anregenden Überlegungen, vielen Dank!

Ja, ich lege großen Wert auf Träume, oft fand ich Lösungen im Traum, Ereignisse kündigten sich an (Todesfälle, Briefe), sie vermittelten mir immer eine Vorstellung, wo ich gerade stehe im Leben. Das ist spannend! Inzwischen nutze ich das Material zum Schreiben - ein Bild blitzt auf, eine Szenerie entsteht, lässt Raum für den Leser.

Lieben Gruß, Moja
Kreuzberch† (66)
(06.07.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Moja schrieb daraufhin am 06.07.19:
Danke, Stefan!
Ja, wenn ich aufwache, fängt die Denkarbeit erst an, dann "klopfe" ich so lange am Text herum, bis er mir genügt.

Liebe Grüße, Moja

 AchterZwerg (06.07.19)
Liebe Moja,

unwillkürlich stellt sich ein Zusammenhang zwischen dem "verdrängten Grund" (Chaos, Streit und Bewegung), der Sammlung "meadow and heaven" (sehr schöner Song, auch) und dem verschiebaren Löwen vor der Stadt (ursprünglich Singapur?) her.
Würde nämlich der "verschiebbare Löwe" friedlich auf der Himmelswiese grasen, gäbe es weniger Chaos und Streit.
Doch ein Löwe wird das nicht wirklich wollen ...

Gern gelesen
der8.

 Moja äußerte darauf am 06.07.19:
Liebe Ausstellungsbesucherin AchterZwerg,

bin mal wieder schwer beeindruckt, wieviel Du herausfinden konntest, na ja, kein Wunder! Alles hängt irgendwie zusammen.

Also verrate ich Dir: es ist nicht Merlion - halb Fisch, halb Löwe, auf dem Bild war ein überdimensionaler Plüschlöwe, grimmig dreinschauend, auf einem Holzbrett auf Rollen vor einem Wolkenkratzer - ich könnte es glatt malen...
Mich faszinierten die Titel, nichts ist erfunden; ich unterschlug, dass es sich um eine Picasso-Ausstellung handelte, vermutlich eine Hommage...,

Herzlichen Dank,
Moja
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram