Gelassenheit

Gedicht

von  Pfeiffer

Fast mein ganzes Leben lang

War ich aktiv, voll Sturm und Drang,

Wollt' unbedingt die Welt verbessern,

Das sollte niemand mir verwässern!


Doch ganz allmählich ist's soweit:

Im Alter ist's wohl an der Zeit

Für etwas mehr Gelassenheit.


Weil sich doch nichts geändert hat,

Hat man den Aktionismus satt.

Es ging und geht so vieles schief -

Viel leichter ist's, kontemplativ


Und nicht aktiv durchs Leben geh'n,

Vorsorglich etwas abseits steh'n,

Der Welt beim Scheitern zuzuseh'n.


Doch fällt's mir schwer, das durchzuhalten!

Ich will aktiv sein, mitgestalten!

Nur einfach dabei zuzuschauen,

Was falsch läuft, das ist mir ein Grauen!


Mir scheint, es ist noch nicht so weit:

Mit dieser Art Gelassenheit,

Lass' ich mir doch noch etwas Zeit!




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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (21.02.22, 13:58)
Das ist sympathisch, Pfeiffer, lasse mer der kontemplativen Gelassenheit noch a bisserl Zeit.
LG
Ekki

 Graeculus (21.02.22, 14:42)
Wie kommt es eigentlich zu dieser merkwürdigen Idee, die Welt sei nicht so, wie sie sein sollte, und wir müßten (!) sie deshalb verbessern? (Und das, obgleich wir noch nicht einmal uns selber unter Kontrolle haben!)

Diese bewußte, reflektierte Idee ist nicht älter als 3000 Jahre, d.h. 99,99 % der Menschheitsgeschichte gab es sie nicht.
Liegt ihre Wurzel letztlich darin, daß irgendwann ein Urmensch einmal gedacht hat: "Hm. Wenn man diesen Stein ein bißchen zuschlägt, kann man ihn als Waffe einsetzen. Und wenn man das Fleisch ins Feuer hält, schmeckt es besser."?
Clara (37) meinte dazu am 21.02.22 um 14:53:
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 Pfeiffer antwortete darauf am 22.02.22 um 11:06:
"Die Welt" - das sind in diesem Falle wir, die Menschen, ich - und du. So ist's gemeint, aber das weißt du vermutlich...?!
Gruß Pfeiffer
Clara (37) schrieb daraufhin am 22.02.22 um 11:30:
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 Graeculus äußerte darauf am 22.02.22 um 11:30:
Ja, das ist klar. Aber was ich nicht weiß, ist, wie es zu dieser Idee kommt, mit uns sei etwas 'nicht in Ordnung'.

Dazu braucht es eine Moral, an der gemessen wir nicht in Ordnung sind. Und diese Moral erscheint mir alles andere als selbstverständlich ... und auch, historisch gesehen, ziemlich jung. Noch bei Homer findet man diese Vorstellung nicht (Welt und Menschen sind, wie sie sind), erst bei Hesiod (der Mythos vom verlorenen Goldenen Zeitalter, jetzt ist alles schlecht geworden).
Woher stammt diese Moral, was legitimiert sie?

Für religiöse Menschen mag der Fall klar sein: Gottes Gebote, Sündenfall, verlorenes Paradies. Aber das kann ich nicht als befriedigende Antwort akzeptieren.

Es bleibt die Frage: Warum müssen bzw. sollen wir die Welt/die Menschen ändern?

 Pfeiffer ergänzte dazu am 22.02.22 um 11:55:
Die schlichte Antwort: Damit's den Unterdrückten, Verfolgten, Benachteiligten, Bevormundeten, Vernachlässigten, Gequälten, Entrechteten, Hungernden dieser Welt, und damit mehr als 75 % der Erdbevölkerung, besser geht. Was ja möglich wäre - wenn sich der Mensch ändern würde. Um so zu denken, braucht's weder historische Herleitungen noch Religion.
Clara (37) meinte dazu am 22.02.22 um 12:05:
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 Graeculus meinte dazu am 22.02.22 um 14:39:
Um so zu denken, braucht's weder historische Herleitungen noch Religion.
Es braucht dazu Moral.

Ich bemerke, daß für Dich etwas selbstverständlich ist, was es für mich nicht ist.
Solche Gespräche ohne gemeinsame Voraussetzung sind sehr schwierig.

 Pfeiffer meinte dazu am 22.02.22 um 14:50:
Stimmt! Bleib' mir dennoch gewogen.
Ein freundlicher Gruß von Pfeiffer

 Graeculus meinte dazu am 22.02.22 um 23:58:
Aber klar. Kein Grund zu streiten. Vielleicht der alte Unterschied zwischen vita activa und vita contemplativa.

 AchterZwerg (22.02.22, 06:33)
In gewisser Weise hört der Gelassene auf, Anteil zu nehmen.
Selbst in Liebesangelegenheiten ...
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