Gunnar Heinsohn: Söhne und Weltmacht

Flugblatt zum Thema Macht

von  Terminator

In einem der bisher wichtigsten Bücher des 21. Jahrhunderts zeigt Heinsohn, was der Auslöser für Kriege, Bürgerkriege und Völkermorde in der Geschichte gewesen ist und immer sein wird: der youth bulge. Das ist das Verhältnis der Anzahl junger kampfbereiter Männer in einer Gesellschaft gegenüber der Anzahl alter Männer, die ihre Posten räumen.


Um Brot wird gebettelt, um Status wird gekämpft. Der überschüssige junge Mann will nicht überflüssig sein, er will etwas werden, aber alle mit sozialem Status versehenen Plätze in der Gesellschaft sind schon durch die älteren Brüder besetzt. Er weiß, dass er töten wird, also muss es sich einen guten Grund überlegen, denn er will kein schlechter Mensch sein, im Gegenteil. Und hat er nicht das gleiche Recht auf einen respektablen Posten und damit die Möglichkeit, eine Familie zu gründen, wie die Bevorzugten aus seiner Generation?


Mit den zweiten und dritten Söhnen haben die neuzeitlichen Kolonialreiche die Welt erobert. Und auch heute ist ein youth bulge ein veritabler Indikator für kommende Kriege und Bürgerkriege. Das angenehm kurze Buch (ich habe es 2006 dennoch als relativ teure Neuerscheinung sofort nach dem Philosophischen Quartett mit Heinsohns Auftritt gekauft) strozt vor Fakten und angenehmer rhetorischer Lakonik. Heinsohn ist ein Aufklärer, kein Ideologe.


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Kommentare zu diesem Text

Taina (39)
(17.09.22, 18:19)
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 Terminator meinte dazu am 17.09.22 um 22:19:
Das gab es. Mit Sloterdijk und Safranski als Moderatoren.

 Graeculus (17.09.22, 22:30)
Danke für die Vorstellung dieses Buches, das ich nicht kannte. Es ist eine interessante These, aber mir ist nicht klar, wieso es eines der bislang wichtigsten Bücher des 21. Jahrhunderts sein soll. (Gleich wirst Du mich fragen, welche wichtiger seien.)

Ich beziehe historische All-Aussagen ja gerne auf die Antike und überlege. Marius und Sulla? Pompeius und Caesar? Octavian und Marcus Antonius? (um einige Bürgerkriege zu nennen)

Alexander der Große? Hannibal? Trajan? (um einige Kriege zu nennen)

Bei Galba gegen Nero hat es sich ja eher umgekehrt verhalten, altersmäßig.

 Terminator antwortete darauf am 18.09.22 um 00:03:
Die Führer sind abgesehen vom göttlichen Alexander immer eine Generation älter als die überschüssigen Söhne, die sie im Krieg anführen, der jeden Mann mit Sieg oder Heldentod versorgt. In den archaischen und traditionellen Gesellschaften bestand immer ein youth bulge; die Bevölkerungspyramide war wirklich eine Pyramide, keine Urne wie heute. In archaischen Gesellschaften starb fast jeder zweite Mann einen gewaltsamen Tod, in den traditionellen Gesellschaften mindestens jeder zehnte. In der Moderne haben sich die Kriege auf wenige Megaereignisse konzentriert, von denen abgesehen, die Gesellschaften friedlicher wurden. Die Massen der Moderne töten konzentrierter und schneller.

Allerdings zeigt Putins Krieg, dass man auch mit einzigen Söhnen Kriege führen kann. Youth bulge sollte nicht monokausal für Gewalt betrachtet werden, es gibt noch andere Faktoren, das sagt Heinsohn ja selbst.

 Graeculus schrieb daraufhin am 18.09.22 um 00:11:
Es war mir aus Deiner Darstellung zunächst nicht recht klar, ob hier der Konflikt zwischen Jungen und Alten oder der zwischen Erst- und Nachgeborenen gemeint ist. Letzteres kennt man ja aus der Primogenitur im Mittelalter, wo der Zweitgeborene innerhalb der Kirche versorgt wurde und die Weiteren sich irgendwo als Ritter ihren Lebensunterhalt verschaffen mußten, also im Krieg.

 Terminator äußerte darauf am 18.09.22 um 00:41:
Ja, der Zweitgeborene konnte in sehr traditionellen Gesellschaften noch in der Kirche untergebracht werden. Spätestens ab dem Drittgeborenen gab es dann wie Wahl: auswandern oder ausmorden.
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