Was General Mark Milley sagt

Text

von  Fridolin

General Mark Milley, der höchste Offizier des Landes, spricht sich in offensichtlichem Dissens mit Vertretern der Biden-Regierung in der New York Times für Verhandlungen mit Russland aus. Dieser sehr ungewöhnliche Vorgang wird in einem lesenswerten Interview des ehemaligen Pentagon-Beraters Colonel Doug McGregor mit dem US-amerikanischen Journalisten Aaron Maté kommentiert. McGregor legt darin klar, dass das Militär im Gegensatz zur Politik wohl kurz gefasst davon ausgeht, dass es auf diesem Feld nichts mehr zu holen gibt. Ich verstehe nichts von diesen Dingen, aber es klingt zumindest glaubwürdig. Er ist auch der Meinung, dass Biden Selenski anweisen könnte, zu verhandeln, dies aber nicht tun will, und dass Putin „unterschätzte, in welchem Ausmaß wir tatsächlich in Kiew das Sagen hatten.“ (Womit er ganz gewiss nicht allein stand).

Und auch, warum die UNO keine Hilfe gewesen wäre, sowie: Er wisse, dass „viele Russen in den Städten und Dörfern des Donbass leben, die laut eigener Aussage kurz davorstanden, von Mitgliedern des Asow-Regiments liquidiert zu werden, als im letzten Moment russische Truppen und Panzer auftauchten und verhinderten, dass sie erschossen und ihr Dorf niedergebrannt wurde.

Aussagen eines verdienten
ehemaligen Pentagon-Beraters.

Aber lest das doch bitte selbst.

https://www.nachdenkseiten.de/?p=90830#note_8


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Kommentare zu diesem Text


 niemand (27.11.22, 12:00)
Das ist ja in der Tat äußerst interessant. Guck mal einer an, die Heiligenscheine setzen Rost an Danke für diesen Link!
LG niemand

 Fridolin meinte dazu am 29.11.22 um 06:04:
Ja, es läuft wohl nicht mehr richtig rund im weißen Haus, bei den Herren der Welt. Danke für die Aufmerksamkeit.

Antwort geändert am 29.11.2022 um 06:05 Uhr

 Tula (27.11.22, 14:33)
Moin
Wie schlagkräftig die ukrainischen Streitkräfte wirklich sind, wissen wir natürlich nicht, auch nicht, ob ein rein militärischer Sieg überhaupt im Bereich des Möglichen liegt, da sich beide Seiten 'abnutzen' (harmloses Wort für eine schreckliche Realität).

Ansonsten sind sowohl Aaron M. als auch der General DMG weit-bekannte Putinversteher. Der erste kommt von Grayzone. Vom zweiten sah ich mal ein Interview und kam nach zwei Minuten zur Erkenntnis, dass da jemand bewusst die russische Version ihrer militärischen Schlappen verbreitet. 

Komisch, dass solche Analysen ausschließlich von vornherein pro-russisch eingestellten Seiten kommen.

Selbstverständlich muss der diplomatische Kanal immer offen bleiben. 

Adventsgrüße
Tula

Kommentar geändert am 27.11.2022 um 14:34 Uhr

 Fridolin antwortete darauf am 28.11.22 um 06:12:
Thema ist der Dissens zwischen politischer und militärischer Führung der USA, bzw. genauer, warum der oberste Militär „Geheimnisverrat“ begeht oder, wenn Du so willst, sich unüblich illoyal verhält. Dazu sagst Du leider nichts.
Die Analyse der „Putinversteher“ (nämlich dass dem Militär sozusagen „der Arsch auf Grundeis“ geht) hältst Du offenbar für falsch, hast aber kein anderes Argument als diese Duftmarke als solche.

Dass „Putinversteher“ ein Kampfbegriff ist, der die Verständigung zwischen Russland und Europa, seit langem geopolitischer Alptraum der USA, verhindern soll, und zu diesem Zweck auch schon lange vor dem Krieg in Aktion gesetzt wurde, ist Dir offensichtlich nicht bewusst. Propaganda gibt es nicht nur in Russland.

Dein Wunschtraum ist offenbar immer noch ein möglicher Sieg? Auch wenn man annehmen muss, dass das noch Jahre der Zerstörung auf allen Ebenen bedeutet?

 Tula schrieb daraufhin am 28.11.22 um 08:21:
Moin Fridolin
Richtig, man muss das Ganze aus der innenpolitischen Perspektive der USA sehen. 'Trump gegen Biden' vor allem, denn der Herr Colonel DMG gehört nun einmal zum Flügel des ersten. Wer im Netz recherchiert, findet schnell heraus, dass DMG spätestens seit Februar in den amerikanischen Medien in seinen Auftritten und Interviews mit eindeutig pro-russischen Positionen ein gewisses Aufsehen erregt.
Unabhängig davon, die Frage bleibt die der Wahrheit. Der Herr scheut sich nicht, die russische Auslegung der Kriegsereignisse ziemlich ungeniert zu wiederholen. Beim gegebenen Text müssen meiner Sicht nach dem Leser zwangsläufig einige Zweifel kommen: die angebliche Anzahl der russischen Streitkräfte im gesamten Charkow-Gebiet (allein für die Verteidigung der Stadt Lyman, im zweiten großen Akt der ukrainischen September-Offensive, waren es nach verschiedenen Quellen mehrere tausend), der geordnete Rückzug, der keiner war ... und schließlich die Aussagen zur Defensive der russischen Armee im Donbass-Gebiet. Merkwürdig, ich lese und sehe in verschiedenen Quellen täglich eher das Gegenteil: an der Grenze zu Luhansk offensive Operationen auf beiden Seiten, im Donbass vor allem russische Angriffe, dort werden jeden Tag und in Wellen hunderte von schlecht vorbereiteten neuen Rekruten regelrecht verheizt. Putin will und muss dringend der russischen Öffentlichkeit und den ihn unterstützenden Bloggern irgendwelche Siege verkaufen. Beim Führer der Wagner-Truppe (Bakhmut-Front) geht es auch darum, sich erfolgreich als Nachfolger Putins zu etablieren, denn die regulären Streitkräften 'packen es einfach nicht'. Schließlich der Zustand der ukrainischen Armee, die nur noch auf den letzten Hieb wartet ... Wie kommt der DMG nur zu dieser Schlußfolgerung? War er selbst an der Front und hat mit den armen Soldaten mal ein wenig geplaudert? Irgendeine Quelle muss er diesbezüglich ja haben. Vielleicht Mr. Donald persönlich, auch dieser nimmt es für seine innenpolitischen Schlachten nicht unbedingt sehr genau mit der Wahrheit. Alles zählt. Eine typisch amerikanische Perspektive.

LG
Tula

 Fridolin äußerte darauf am 29.11.22 um 05:00:
Was soll ich dazu sagen?
Amerikanische Kriegsberichtserstattung scheint Dir vertrauenswürdiger als russische und dem kann ich nicht folgen. Beide sind mit Vorsicht zu genießen. Es gibt nach meinem Empfinden allerdings historisch und auch aktuell weitaus mehr Anlass, der amerikanischen zu misstrauen. Und zur Kernfrage schweigst Du Dich weiterhin aus: Wie kommt es dazu, dass der oberste Militär seines Landes nach Diplomatie ruft, der oberste Diplomat dagegen weiter auf dem Militär beharrt? Normale Demokratie? Nein, denn es ist absolut unüblich, dass das Militär sich illoyal zur Regierung verhält. In jedem anderen Land würde man sofort an einen Putschversuch denken.
Milley als Vertreter von "pro-russischen Positionen" zu bezeichnen geht Dir wohl doch etwas zu weit, also schießt Du auf die zweite Reihe und verdächtigst sie nun auch der Trump-Anhängerschaft. Während es wohl doch eher umgekehrt so ist, dass die Falkenpolitik Bidens zwielichtigen Figuren wie Trump oder auch Elon Musk die Tür geöffnet hat, als Friedensengel Punkte zu sammeln.
Aber danke immerhin für Deine Bereitschaft zur Diskussion.

 Tula ergänzte dazu am 29.11.22 um 06:34:
Nicht Milley ist pro-russisch, sondern DMG.
Es gibt auch einen feinen Unterschied zwischen zwei Standpunkten:

A:
Wir (imKontext hier: die USA) müssen weiterhin und verstärkt auf eine politische Lösung drängen.

Das beinhaltet: die Ukraine weiterhin unterstützen. Das stärkt ihre Position, Putin muss einsehen, dass er militärisch nicht durchkommt.

B:
Mehr oder weniger nach DMG: "Hey Leute, hört auf mit dem Unsinn. Russland gewinnt sowieso und die Ukraine pfeift längst auf dem letzten Loch."

Mal davon abgesehen, dass diese Äußerungen eher eine grobe Verzerrung der militärischen Lage darstellen, beinhalt B: weniger oder gar keine Unterstützung. Putin begreift, dass er keine Verhandlungen braucht, um am Ende und mit aller erdenklichen Gewalt doch noch zu gewinnen.

Es ist die Variante B, die die Aussicht auf Verhandlungen und eine nachhaltige Lösung des Konflikts verringert, den Krieg in die Länge zieht, mehr Blut kosten wird. Variante B ist die Hoffnung Putins, dass der Westen, innerlich gespalten, ermüdet und ihn schließlich gewähren lässt. DMG hat das sogar öffentlich am Anfang des Krieges genau so bekundet: Russland kann sich die Teile der Ukraine holen, die sie für wichtig hält.

DMG und seinem Freund Trump ist das alles ohnehin egal. Es geht hier eher darum, Biden zu schwächen. Innenpolitisch die alte Taktik, Zweifel am Gegner zu säen und ihn in Frage zu stellen. 

PS: bei griechischen Dramen denke ich sofort an die Perser. Die alten Griechen wussten, dass man mit Typen wie Xerxes und Darius nicht verhandeln kann, zumindest nicht aus der Position der Schwäche heraus. Nachdem ein Wolf sich die Zähne ausgebissen hat, zieht er wieder ab ;) 

LG
Tula


Antwort geändert am 29.11.2022 um 06:46 Uhr

 Fridolin meinte dazu am 30.11.22 um 03:03:
Nicht Milley ist pro-russisch
Sagte ich das nicht gerade?

Und warum meidest Du seine Aussage dann wie der Teufel das Weihwasser? Er müsste Dir doch viel näher liegen als McGregor?
Einen zaghaften Ansatz wagst Du mit Punkt A, und das fällt dann so aus:

Wir (imKontext hier: die USA) müssen weiterhin und verstärkt auf eine politische Lösung drängen.
Weiterhin? Verstärkt? Wann hätten sie es denn je überhaupt schon mal getan? Tun sie nicht von Anfang an die ganze Zeit und mit allen Mitteln das genaue Gegenteil? Haben sie nicht alles getan, um angeblich "vorschnelle" Verhandlungen zu unterbinden?

Und warum bezieht jetzt ausgerechnet ein (unverdächtiger) Militär die Gegenposition?
Und schon Dein nächster Satz nimmt auch diesen zaghaften Ansatz gleich wieder mehr oder weniger zurück, verfällt wieder ins Militärische.

 Tula meinte dazu am 30.11.22 um 03:29:
Fridolin
Du hast ein Interview mit DMG eingestellt und nicht eines mit Milley. Was immer DMG interpretiert, es steht für ihn und nicht Milley selbst. Ich glaube auch nicht, dass sich die Ansichten beider decken. 

Tula
Agnete (66)
(28.11.22, 22:45)
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 Fridolin meinte dazu am 29.11.22 um 05:56:
Danke für den Kommentar, liebe Agnete. Das mit dem Abstand gewinnen wollen kann ich gut verstehen, wünschte ich mir auch, aber es gelingt einfach nicht. Zu viele zerstörte Brücken, allzu groß der Rückschritt ... und die Angst, dass wir womöglich eine noch verheerendere Fortsetzung mit China erleben werden.
Alles kein Grund, Dir nicht eine erfolgreiche Weihnachtsbäckerei zu wünschen.

 Verlo (06.12.22, 00:39)
Hier wird wohl niemand behaupten, Wikipedia sei pro-russisch oder ein Putin-Versteher:

Am 16. November 2022 sagte er [General Mark Milley] zum Ukrainekrieg auf einer Pressekonferenz: „Die Wahrscheinlichkeit eines ukrainischen militärischen Sieges, der darin besteht, die Russen aus der gesamten Ukraine zu vertreiben, einschließlich der von ihnen als Krim bezeichneten Region, ist militärisch gesehen nicht sehr hoch.“ 
 https://de.m.wikipedia.org/wiki/Mark_A._Milley
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