Worüber ich gestolpert bin

Gedanke zum Thema Weihnachten

von  tulpenrot

Da treiben sie Esel und Schafe vor den imposanten Dom, setzen eine lebensgroße Puppe oder zwei in eine Hütte vor eine Futterkrippe dazu, lassen sie von den Tieren und den Besuchern umrunden und sagen, das sei Weihnachten. Ähnlich wie Hänsel und Gretel vor dem Backofen mit viel Lebkuchen. Oder Schneewittchen in einer Miniwelt von gutmütigen Zwergen. Gottes Menschwerdung, nur eine fromme Märcheninszenierung, gut genug für Kinder und naive Alte.

 

Die anderen packen kiloweise billige Schokolade auf Verkaufstische oder bieten Printen an, Honigbrot, Selbstgestricktes und Glühwein mit Grillwurst, vielleicht sogar für einen guten Zweck und sagen, das gehört zum Advent, zum Weihnachtsmarkt. Man lässt sich willig zum Kauf anregen. Schließlich muss man sich auch mal was gönnen.

Advent, Ankunft. Wer kommt? Oder muss man eher fragen: Was kommt?

Und dann das Warten. Worauf? Doch sicher auf Erfüllung der vordergründigen Wünsche und auf ein einträgliches Geschäft. Weihnachtsmarkt im Advent.

So viel Aufwand und Energie kostet das alles! Das muss wieder erwirtschaftet werden.

Die Besucher essen und trinken in ihren warmen Jacken angesichts von Maria und Josef und dem Kind in der Krippe – die hatten nur Platz in einem Stall - und fühlen sich wohlig und heimelig unter den vielen Sternenlichtern und beleuchteten Weihnachtsbäumen. Sie spielen mit bei dieser Inszenierung, sind Teil davon. Ist das Weihnachten? Ist das Advent?

 

„Leidenschaft für Gott“, les ich als Überschrift in einem christlichen Magazin. Kenne ich sie, diese Leidenschaft? Übermannt sie mich, treibt sie mich an? Pflege ich sie? Oder ist Christsein nicht irgendetwas Alltägliches, was man halt so tut besonders in dieser Jahreszeit? Aber was tut man? Vor allem, wenn es leidenschaftlich sein soll? Oder muss Christsein überhaupt leidenschaftlich sein? Genügen nicht der alljährliche weihnachtliche Kirchgang, ein paar Münzen in den Klingelbeutel, eine Spendenüberweisung für ein soziales Projekt und ein geordneter Lebensstil, um als Christ zu gelten?

 

„Leidenschaft für Gott“ – noch habe ich das Magazin nicht zum Altpapier gegeben.



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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (03.12.22, 10:40)
Ja, solche Fragen rühren mich auch an. Dennoch eine schöne Weihnachtszeit ohne vieles von dem, was Du so richtig beschrieben hast. LG

 tulpenrot meinte dazu am 04.12.22 um 10:28:
Ich stehe mit vielem auf Kriegsfuß inzwischen, vielleicht auch wohl deswegen, weil ich an vielem Nicht mehr teilnehmen kann. So schau ich mir das alles aus der Distanz an und erschrecke.
Ich mag Weihnachtsmärkte, esse gerne Printen oder Gänsebraten und Rotkohl und liebe Glühwein oder eine heimelige gemütliche Atmosphäre. Aber kann man Weihnachten oder Advent nicht sinnvoller feiern, wenn man das nicht in den Vordergrund schiebt, wenn man sich davon löst? Was verlieren wir oder besser: Was gewinnen wir? Und was bedeutet es Leidenschaft für Gott zu entwickeln, für seine Person? 
Ich danke dir, Armin, dass du dich auch um diese Fragen kümmerst.
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