Wie schwer es ist , keine Nordmanntanne zu kaufen

Erzählung zum Thema Weihnachten

von  tulpenrot

Ich wollte eine Fichte. Bisher war das kein Problem, all die Jahre nicht. Doch dieses Jahr scheint es nur Nordmanntannen zu geben.
Ich erinnere mich, dass wir vor etwa 20 Jahren einmal eine kauften. Sie kostete damals 70 DM. Das war viel Geld und wir hatten das Gefühl, dass wir etwas Einmaliges getan hatten.
Später haben wir immer nur Fichten gekauft – aus schlechtem Gewissen, damals so viel Geld für einen Baum ausgegeben zu haben. Wir kauften die Fichten beim Förster, der sie frisch geschlagen da liegen hatte. Für 7 DM, ein buschiges schönes Bäumchen von etwa 210 cm. Der Förster verkauft schon lange keine Weihnachtsbäume mehr. Er ist alt geworden und weggezogen. Und ich bin inzwischen allein. Daher wird das mit den Weihnachtsbäumen für mich schwierig.

Gestern nun wollte ich mein Bäumchen erstehen. Eigentlich sinnlos, wenn man an den Feiertagen meist allein ist. Aber warum soll nicht meine Wohnung festlich sein, auch wenn ich allein bin? Warum gehört Festlichkeit nur zu einer großen Familie mit Kindern?
Natürlich kann man ein Zimmer ohne Tannenbaum / Fichtenbaum festlich schmücken, aber ein Baum zu Weihnachten – so etwas gibt es wirklich nur einmal im Jahr und sonst nicht wieder.

Also eine Fichte sollte es ein, und sie sollte nicht mehr als 10 Euro kosten. Ach ja, und sie sollte am besten direkt aus dem Wald kommen, und von einem Waldbauern frisch geschlagen sein. Ich wohne auf dem Land – also dürfte es doch kein Problem werden, dachte ich.

Auf meinen vielen Fahrten durch unsere Gegend kam ich eines Tages an einem Einkaufszentrum vorbei. Dort werde ich also als erstes schauen. Doch wie erwartet: es war ein Händler, der nur Nordmanntannen hatte und noch dazu nicht besonders hübsche. Nicht weit von ihm stand ein zweiter Händler. Und schon an den Schildchen an der Spitze des Baumes sah ich: es war dieselbe Riege, die hier ihre Bäume verkaufte. Sie waren allerdings wunderhübsch und fast wäre ich schwach geworden. Doch da sie pro Meter 10 Euro kosten sollten, und der Baum 210 cm groß sein sollte, nahm ich davon Abstand.

Ich fuhr in die nächste Stadt, in der ich auch sonst meine Einkäufe und Erledigungen machte, und versuchte dort mein Glück. Schon von weitem sah ich einen wunderschönen Baum angelehnt an den Zaun – eine Fichte. Beim näheren Hinschauen jedoch war sie zu groß. Um ihn unten abzusägen war sie zu schade. Die Spitze war gut gewachsen und daher auch zu schade zum Absägen und obendrein sollte sie 8 Euro pro Meter kosten und war daher wieder zu teuer. Wie schade. Aber ich hatte ja noch andere Ideen.

Ich lenkte mein Auto zum Baumarkt. „Fichten? Nein, die haben wir nicht…. Blautannen? Weißtannen? Nein. Die sind schon ausverkauft. Nur noch Nordmanntannen… Die sind doch viel schöner,“ meinte die Verkäuferin. Ich war anderer Ansicht und stieg wieder in mein Auto.

Mir fiel ein, dass neulich in unserem Ort, in dem ich wohne, auf dem Parkplatz eines Lebensmittelmarktes ein Bauer gestanden hatte mit Bäumen. Ob er noch immer da war mit seinem Traktor und seinem Anhänger? In 15 Minuten war ich da, doch leider war der Bauer samt Bäumen und Traktoranhänger weit und breit nicht zu sehen. Also gab es noch zwei Möglichkeiten: entweder zu unserer Gärtnerei zu fahren, in der ich meine Sommerpflanzen einkaufte oder zu dem Stand an der Bundesstraße. Auch da gab es Bäume – aber vermutlich nur Nordmanntannen, die ich nicht wollte. In der Gärtnerei war die Wahrscheinlichkeit größer, dass irgendjemand dort seine Bäumchen aus dem Wald verkaufen ließ.

Leider war ich zu früh da. Die Gärtnersleute hatten noch 10 Minuten Mittagspause. Ich lugte durch das schmiedeeiserne Tor, ob irgendwo Bäume zu sehen waren. Aber vergeblich. Der Wind blies mir nur unvorsichtig ums Gesicht und scheuchte mich in das noch warme Auto zurück. Wie lang doch 10 Minuten sein können.

Schließlich war es so weit. Das Tor war offen und ich betrat das Gelände und den Ladenraum und ahnte es schon. „Nein, Weihnachtsbäume verkaufen wir nicht. Das lohnt sich nicht, wenn man bei Ikea die Bäume sozusagen nachgeschmissen bekommt.“ Ich war zu weit von Ikea weg, um dem Weihnachtsbaumwerfen beizuwohnen. Also fragte ich zaghaft, ob es nicht irgendwo eine Stelle gäbe, an der ich zu einer Fichte käme. Die Gärtnersfrau besann sich und meinte, dass auf der Strecke zu meinem Ort ein Hinweisschild zu einem Bauernhof stehen müsste. Dort hätten sie immer mal Bäume verkauft, aber ob sie es dieses Jahr auch noch machten … die Gärtnerin hob zweifelnd die Schultern. Sie war sich nicht sicher.

Ich achtete während der Fahrt sorgsam auf die rechte Straßenseite, an der das Hinweisschild zum Weihnachtsbaumverkauf stehen sollte. Vor mir tuckerte ein Lastwagen. Das war gut so, denn bei meiner Fahrweise hätte ich sonst das winzige Schild direkt übersehen. Nach einigen Metern Fahrt und einem Umweg, weil ich hinter dem Lastwagen herfuhr, ohne auf weitere Schilder zu achten, kam ich schließlich an. Da lagen sie aufgereiht: Weißtannen und andere Bäume aber vor allem Fichten. Mehr als genug, in allen Größen. So schnell hatte ich noch nie einen Baum gekauft, froh, dass ich endlich gefunden hatte, was ich suchte. Ach ja, der Preis: er kostete 8 €. Die Bäuerin wechselte das Geld in dem eisigen Wind und wünschte mir so herzlich ein frohes Weihnachten, dass ich dachte: so muss es sein und so wird es werden.


Anmerkung von tulpenrot:

Ich hoffe, ich hab nun alle Rechtschreibfehler beseitigt. Meine Kommentatoren waren sehr großzügig beim Lesen! Danke euch im Nachhinein!!

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Maya_Gähler (18.12.07)
Manchmal lohnt es sich beharrlich zu bleiben, auch wenn man einiges dafür auf sich nehmen muss, wie du uns hier eindrücklich geschildert hast. Schön, dass du dein Ziel erreicht hast. Vielleicht machst du ja noch ein Foto von deiner 2.10 m Fichte, geschmückt.
Liebe Grüsse,
Gudrun

 tulpenrot meinte dazu am 18.12.07:
Liebe maya, ich hab ihn gerade aufgestellt, aber er muss doch noch an einen anderen Platz. Eigentlich sollte ich es noch ein bisschen satirischer gestalten, den Text - denn wenn man bedenkt, wieviel zeit und benzin ich für mien Achteurofichte verbaucht hab..... Schmunzel.

LG
Angelika
zackenbarsch† (74)
(18.12.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 tulpenrot antwortete darauf am 18.12.07:
Oh Friedhelm, wie freu ich mich über deinen Besuch - und deine Empfehlung. danke. Dir auch ein schönes Weihnachtsfest.
Angelika

 AZU20 (19.12.07)
Ja, früher musste es bei uns auch immer eine Fichte sein. Heute wechsele ich ganz gern schon einmal zu Kiefern oder anderen. Doch der Preis sollte auch im Euroland noch stimmen. Eine anschaulich geschilderte Ausschau nach dem richtigen Baum. Man ist richtig froh, dass es am Ende so schön klappt. LG

 tulpenrot schrieb daraufhin am 19.12.07:
Dass es alles noch geklappt hat, ist wirklcih schön - und dass du meinen Text lesen mochtest - und auch noch empfohlen hast, ist auch schön. Danke dir!
LG
Angelika
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram